Spitzes Gezüngel und zynisches Tönen

10.7.2007, 00:00 Uhr

Charaktervolle Studie

Die Truppe, bestehend natürlich ausschließlich aus Amateuren, ist erstaunlich homogen. Da ergreift jeder dankbar die Gelegenheit, aus seiner Rolle, und sei sie noch so klein, eine charaktervolle Studie oder zumindest eine Schmunzeln machende Charge zu formen. Die Personage lädt nun auch wahrlich dazu ein: Wilde gesellt zu dem dramatischen Geschehen im Vordergrund, das sich um (vermeintlichen) Liebesverlust, um echte und betrogene Gefühle, um fatale Missverständnisse und schicksalhafte Existenzen dreht, ein hochkomisches Sammelsurium von bürgerlichen Hofschranzen, die sich allesamt am kaltschnäuzig-skurrilen Ringelpietz mit Anfassen massiv beteiligen.

Unmoralisch ablästern

Hier laufen Wilde und die Fridericiana-Mimen zur Hochform auf: Es züngelt spitz, es tönt zynisch, die Herren der Schöpfung, junge wie alt gewordene Dandys der stets nach ihrem Vorteil gierenden Sorte, lungern arbeitsscheu herum und lästern unmoralisch ab. Und die Damen? Keinen Deut besser, eher noch schlimmer. Köstliche Momente, pralles Theaterleben. Doch die Akteure können auch anders: Mario Matthias’ geschmeidige Regie dehnt die Zeit in den tragischen Passagen, die Schauspieler entwickeln in fast traumverlorenen Momenten eine höchst intensive Atmosphäre. Das ist beeindruckende Kunstfertigkeit, die die engagierten Amateure hier an den Tag legen.

Da braucht’s dann auch keinen größeren äußeren Aufwand, der auf einer Spielfläche von wenigen Quadratmetern auch gar nicht herzustellen wäre. Sofa, Tisch und Stühle tun’s, nur die Garderobe ist durchaus beachtlich. Bosheit und Tragik in schicken Kostümen - Oscar Wilde eben. mko