Sportlerwahl: Erlanger Triathletinnen sind moralischer Meister

10.1.2017, 06:00 Uhr
Sportlerwahl: Erlanger Triathletinnen sind moralischer Meister

© Foto: PetkoBeier/ DTU, dpa

Ein bisschen ist es bei den Triathlon-Frauen des Turnvereins so, dass man nicht nur sie wählen kann für den dritten Platz in der Bundesliga. Nein, eigentlich ist es auch ein wenig das Lebenswerk von Heinz Rüger, das da zur Wahl steht. 2017 wird der Turnverein keine Bundesligamannschaft im Triathlon mehr stellen, ein Eckpfeiler ist mit Sophia Saller zum deutschen Meister nach Buschhütten gewechselt, mit Olympia-Starterin Anne Haug befindet sich auch das andere Aushängeschild auf dem Absprung. Angesichts dieser Aussichten hat Ingolstadt, mit dem eine Startgemeinschaft vereinbart war, diese wieder zurückgezogen.

„Wir haben uns deshalb für einen Neuanfang entschieden“, sagt Heinz Rüger, der heuer nach dreißig Jahren als Abteilungsleiter und Mannschaftsbetreuer die Verantwortung abgegeben hat. „Das wollte ich das erste Mal schon im Jahr 2000 machen, nun war es wirklich an der Zeit“, sagt Rüger.

Dieser dritte Platz in der Team-Gesamtwertung nach vier Bundesliga-Wettkämpfen – der fünfte wurde kurzfristig abgesagt – war das realistische Ziel hinter Buschhütten, „dem FC Bayern des Frauen-Triathlon“, wie Rüger sagt, und Lemgo gewesen. Diese beiden Mannschaften spielen in einer eigenen Liga, fliegen Athletinnen aus Neuseeland und Australien ein und geben eine mittlere fünfstellige Summe pro Wettkampftag aus. „Das wollen und können wir nicht leisten“, sagt Heinz Rüger.

Der Ansatz der Erlanger Triathletinnen ist es vielmehr, mit regionalen Talenten unter die besten fünf Mannschaften zu kommen, „im Grunde starten wir mit dem Bayernkader“, sagt Rüger. Der konnte sogar Buschhütten und Lemgo lange ärgern, lag zwischendurch auf Rang zwei – und sicherte sich nach einem zweiten, einem dritten, vierten und sechsten Rang den dritten Platz der Gesamtwertung.

Zusammengesetzt hat sich der Turnverein 1848 dabei aus sieben Triathletinnen, von denen zwei, Sophia Saller und Anne Haug, die Aushängeschilder waren. Haug startete 2012 und 2016 bei Olympia, Saller ist für 2020 eine Startkandidatin. „Leider konnten wir Sophia nicht halten, sie schreibt in Oxford ihre Doktorarbeit. Da kann ihr Buschhütten Möglichkeiten bieten, die wir nicht haben“, sagt Rüger.

Anne Haug, die erst mit 23 zum Triathlonsport kam und ihre ewige Schwäche, das Schwimmen, mit herausragenden Rad- und Laufleistungen kompensiert, zählt seit 2011 zur Weltelite. 2009 bestritt sie für Erlangen ihren ersten Bundesliga-Wettkampf. Die zweite Liga, in die der TV mit seinem Nachwuchsteam aufgestiegen ist und die nun aufgebaut werden soll, dürfte für Haug unattraktiv sein, so dass sie wohl zum Bundesstützpunkt nach Saarbrücken wechselt.

Anabel Knoll kam durch ihren Vater, der Landestrainer in Bayern ist und bis 2012 Bundestrainer war, zum Triathlon. Sie gehört, wie auch Marlene Gomez-Islinger, dem Bayernkader an und ist – wie Gomez-Islinger – Ingolstädterin. Beide studieren in den USA, die Semesterferien haben sie stets genutzt, um in der Heimat in der Triathlon-Bundesliga zu starten. „Die Wettkampftermine wurden heuer so gelegt, dass sie nicht kommen können“, sagt Rüger. Also würden auch sie für den TV 2017 ausfallen.

Den Bundesliga-Dritten komplettieren Michelle Braun, Larissa Rexin, und Sarah Neukam. Braun kam vor zwei Jahren studienbedingt aus Berlin nach Erlangen und übernahm die Vereinsmitgliedschaft ihres Bruders, der in der Triathlonmannschaft gestartet war. Die Schwimmerin interessierte sich bald auch für Triathlon: „Innerhalb eines halben Jahres war sie stark genug, um uns in der Bundesliga zu unterstützen“, erinnert sich Heinz Rüger.

Larissa Rexin studiert in Erlangen Medizin. Die beiden waren umso wichtiger, als Sarah Neukam auf Grund eines Kahnbeinbruchs ausfiel. „Sarah konnte den Lenker nicht mehr halten“, erinnert sich Rüger, „die Schmerzen waren zu groß.“

Nun hofft die Mannschaft auf einen letzten, großen, gemeinsamen Erfolg — bevor sie sich wohl in alle Winde zerstreut. Auch Heinz Rüger drückt die Daumen: „Das wäre auch für mich ein schöner Schlusspunkt“, sagt er.

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