Sportlerwahl: Nikolai Link vom HCE lebt seinen Traum

4.1.2017, 06:00 Uhr
"Ich finde, ich habe ein schönes Leben": Handballer Nikolai Link fühlt sich wohl in Erlangen.

© Sportfoto Zink / DaMa "Ich finde, ich habe ein schönes Leben": Handballer Nikolai Link fühlt sich wohl in Erlangen.

Ganz so weit, sagt Nikolai Link, war er damals ja gar nicht. Alles hinschmeißen – und dann kommt der HC Erlangen und diese Geschichte nimmt so richtig an Fahrt auf? Nein. Und doch ist es ein kleines Märchen, was der 26-Jährige schon hinter sich hat. Den Schritt mit 20 Jahren hinaus von zu Hause, einem kleinen bayerischen Ort, weil der große TBV Lemgo rief.

Nach einer langen Feier-Nacht mit den Freunden hatte Ex-Nationalspieler Volker Zerbe auf Links Handy angerufen, "ich lag verschlafen im Bett und konnte es nicht fassen", erinnert er sich. Dann hat er seine Sachen gepackt und ist die 600 Kilometer nach Lemgo gefahren, mit dem Vater, einem ehemaligen Volleyball-Profi: "Lipperlandhalle, die Kabinen, die Professionalität – das war ein ganz anderes Leben. Ein Traum. Irgendwie unecht, ich war doch Friedberg gewohnt, die Mannschaft aus 14 Jugendlichen, 14 Freunden."

Krise in Lemgo

Bis zur Bundesliga-Mannschaft, die damals zu den fünf besten Deutschlands gehörte, war es natürlich noch ein großer Schritt. Aber Lemgo wollte sich das Talent für die Zukunft sichern. "Für mich", sagt Link, "war es der Wahnsinn, neben Florian Kehrmann in der Kabine zu sitzen."

Acht Mal trainierte Nikolai Link pro Woche mit den Profis, spielte in der Reserve in der dritten Liga — den Durchbruch schaffte er nicht. Als ein neuer Trainer verpflichtet wurde, wurde er auch nicht mehr zu den Profis gerufen. Es ist der Moment, an dem diese Geschichte, das Leben von Nikolai Link, zu seinem entscheidenden Punkt gelangt: "Ich war 21 Jahre und wollte einfach wieder nach Hause." In Friedberg mithelfen, wo sein Bruder Jonas spielte, wo sie drauf und dran waren, mit den Kumpels in die zweite Liga aufzusteigen. Doch dann klingelt schon wieder das Telefon.

"Der große HCE war für uns Friedberger immer eine besondere Nummer", sagt Nikolai Link. Zu den Zweitligaspielen sind sie manchmal zum Zuschauen gefahren, saßen auf der Tribüne der Hiersemann-Halle und haben davon geträumt, einmal mitzuspielen. Es war wieder so ein Angebot, dass Nikolai Link nicht ausschlagen konnte, "ich war einfach viel zu sehr Fan." Auch Bruder Jonas kam später dazu, mit Oliver Hess bildeten die Links eine Handball-Wohngemeinschaft. Frank Bergemann, der Trainer, arbeitete akribisch mit Nikolai Link, der entwickelte sich zum Leistungsträger in der zweiten Liga.

Der erste Aufstieg in die Bundesliga folgte, eine Zeit, die Link zunächst überforderte: "Du weißt, dass das Niveau höher sein wird, dass alles schneller ist, physischer, größer. Aber dann haut es dich trotzdem um." Der Rückraumspieler hat Probleme Fuß zu fassen, hadert immer öfter mit sich. Vor dem Spiel gegen Gummersbach unterhält er sich mit Gästespieler Andreas Schröder: "Warte es ab", habe der geraten, "das war bei uns allen so. Irgendwann macht es Klick."

"Es war mein bestes Jahr"

Und genau so kam es dann auch, Link findet sich immer besser zurecht, erzielt wichtige Tore. Das Jahr nach dem Abstieg nutzte er, um unter Neu-Trainer Robert Andersson einen weiteren Schritt, vor allem in der Athletik, nach vorn zu machen. So weit nach vorn, dass diesmal der Bundestrainer am Apparat ist. Gegen Dänemark trägt Nikolai Link im April 2016 als zweiter Zweitligaspieler überhaupt das Trikot der A-Nationalmannschaft. Am Ende einer fabelhaften Saison steht auch noch der Aufstieg mit dem HCE. "Es war mein bestes Jahr", sagt Nikolai Link, "ein bisschen wie im Traum."

Seinen Vertrag hat er in Erlangen kürzlich um drei Jahre verlängert, in der Uni, wo er am Master in Wirtschaftspädagogik arbeitet, wird er immer häufiger erkannt. Die Freundin ist aus Friedberg nachgezogen, ist Referendarin an der Baiersdorfer Mittelschule. In 90 Minuten sind sie mit dem Auto zu Hause bei den Eltern. Nein, es ist alles kein Traum mehr für Nikolai Link. Es ist vielmehr: "Ich finde, ich habe jetzt ein schönes Leben."

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