Sportliches Spektakel: Erlanger Vereine stellen sich vor

22.10.2018, 11:26 Uhr
Der Voltigier- und Pferdesportverein Schloss Rathsberg macht den Anfang.

Der Voltigier- und Pferdesportverein Schloss Rathsberg macht den Anfang.

Kurz vor dem Auftritt ist noch Zeit für ein Instagram-Foto. Die Mädchen und jungen Frauen in blauen Turnanzügen stehen im Kreis, strecken ihre Finger zu einem V gespreizt in die Mitte. Die Trainerin, Corina Esche, hält das Smartphone. Drei Klicks später stehen die Sportlerinnen schon auf der Bühne, mitten in der Emmy-Noether-Halle.

Der Voltigier- und Pferdesportverein Schloss Rathsberg macht den Anfang, zwölf weitere Vereine werden folgen. Sie alle wollen beim Sportakulum zeigen, was sie können. Die Voltigierer jedoch können das nur bedingt. Ein Pferd darf schließlich nicht in die Halle, deshalb müssen sich die Turner mit einer Variante aus Holz begnügen. Was diese Turnerinnen drauf haben, muss man sich also ein Stück weit vorstellen.

"Die Übungen machen sie eigentlich auf einem galoppierenden Pferd", sagt Corina Esche. Sie steht normalerweise in der Mitte und longiert. Doch weil das beim einem Holzpferd ziemlich unnötig ist, steht die Trainerin in der Emmy-Noether-Halle am Rand und filmt mit dem Handy. "Das Holzpferd ist sonst zum Üben, das hat eigentlich jeder Reitverein." Fürs Sportakulum sind die Übungen einen Tick schwieriger, doch eigentlich, das gibt die Trainerin zu, ist diese Aufführung keine große Herausforderung.

Die Jüngste bei der Show ist gerade einmal acht Jahre alt. Doch selbst für sie war es nicht der erste Auftritt. "Sie ist aber noch nicht im Turnier-Team", sagt Esche, "deshalb ist die Aufregung bei ihr auch größer." Die Rathsberger starten mit ihren Voltigierern in der zweithöchsten Leistungsklasse in Deutschland. Etwa 115 Mitglieder hat der Verein, der im kommenden Jahr sein 25. Bestehen feiert.

Corina Esche und Sabine Seitz sind schon seit mehr als 15 Jahren dabei. Als Esche 18 Jahre alt wurde, musste sie aufhören. "Das war damals so beim Gruppen-Voltigieren. Mittlerweile hat sich das geändert, jetzt gibt es auch einen Senior-Bereich." Also wurde Esche Coach, gemeinsam mit Sabine Seitz. Und dazu gehört auch, mit dem Smartphone die Kür aufzunehmen. "Für die Eltern und Vereinsmitglieder, die diesmal nicht dabei sein können", sagt Esche. Selbst fiebern die Trainer beim Sportakulum nicht so arg mit. Anders ist das bei Turnieren.

"Mit einem Pferd kann immer auch etwas passieren", sagt Seitz. Sie steht meist am Rand, während Corina Esche das Pferd führt. "Man hat dann die Verantwortung, gibt sein Bestes, doch es ist immer auch Tagesform des Pferdes", meint Esche. "Draußen ist es aber genauso schlimm." Nichts mehr könne man da machen, sagt Seitz. Nur Mitfiebern. Wie beim Sportakulum.

Während sich im Kabinengang der Halle immer mehr Gruppen, aufwärmen, geht die Show weiter. In der Nebenhalle wärmen sich die Sportler auf, große Trampoline stehen dort, die Judoka dehnen sich, die Cheerleader richten ihre Schleifen. Dann sind die Fechter dran. Es ist eine vergleichsweise kleine Gruppe, keine 20 Tänzer, sondern drei Sportler in weißen Anzügen. Claudius Molz ist groß und schlank. Wie alt er ist, sieht man nicht, selbst sein Gesicht ist während des Fechtens mit der Schutzmaske verdeckt. Und seine Bewegungen: schnell, geschickt, im richtigen Moment stößt er mit dem Degen zu. Sein Gegenüber, eine junge Frau, hat keine Chance.

Sportliches Spektakel: Erlanger Vereine stellen sich vor

Viele Jahre war Molz Vorsitzender der SGS Fechten, jetzt hat er das Amt in "jüngere Hände" übergeben. "Wir sind dem Breitensport verpflichtet, fördern aber auch fähige Sportler. Der Spaß steht im Vordergrund." Und das geht in jedem Alter. Vier Mitglieder sind älter als 70, es gibt aber auch viele junge Fechter und Anfänger. "Es geht darum, sich fechterisch auszupowern. Fechten ist 50 Prozent Kopfsache, das fordert einen", sagt Molz.

Er findet es gut, dass bei ihnen im Verein Anfänger und Fortgeschrittene zusammen trainieren. "So lernt man voneinander." 1971 hat Molz selbst angefangen mit Fechten, auch schon bei der SGS, 25 Jahre hat er pausiert, dann begann er aufs Neue. "Es ist wie Fahrradfahren, man verlernt die Technik nicht." Erfahrung ist wichtig im Fechten, kann entscheidend sein in einem Duell. Claudius Molz ist 71 Jahre alt. Und er gewinnt, auch beim Sportakulum, gegen seine jüngeren Kontrahentinnen.

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Ganz alleine auf die Bühne geht Julia Weber. Zumindest ist kein anderer Sportler dabei. Julia hat nur ihr Fahrrad. An der Seite stehen ihr Trainer Manfred Hörber und ihre Mutter Evelyn. Julia fährt mit dem Rad, turnt, steigt mit beiden Füßen auf den Lenker. Bereits seit vier Jahren übt sie Kunstradfahren bei der Soli Erlangen. Alle Übungen kann sie in der Emmy-Noether-Halle nicht machen, der Boden ist nicht für diesen Sport geeignet.

Ursprünglich kam Julia vom Turnen, deshalb hat sie auch eine gute Körperbeherrschung. Ihr Bruder spielt Radball. Und ihre Mutter war selbst eine gute Einradfahrerin, war mehrfach bei Deutschen Meisterschaften. "Doch das ist schon mehr als 20 Jahre her, 1996 habe ich aufgehört."

Nicht einmal, als Julia während der Kür mit dem Rad kippt und auf den Boden fällt, zeigt die Mutter eine Regung. Doch das, sagt Evelyn Weber, sei nur äußerlich. "Ich bin sehr angespannt, auch bei den Wettkämpfen. Ich weiß, wie ehrgeizig Julia ist. Wenn es nicht klappt, wird sie grantig." Empfindlich jedenfalls darf man beim Kunstradfahren nicht sein, man fällt oft. "Doch im Wettkampf muss man auch weiter fahren", sagt Julia.

Im November steht das erste Turnier an, der Bezirkspokal. Ihr Trainer ist sich sicher, dass die Erlangerin bald zu den Besten ihres Alters in Bayern gehört. Zweimal pro Woche trainiert Julia, leicht ist das nicht. Doch sie mag es, lieber auch als beispielsweise Einradfahren im Team. Die Zehnjährige ist eine Einzelkämpferin. Sie traut sich etwas. Und man merkt: Sie fährt tatsächlich immer weiter. Auch nach ihrem Sturz. Kurz bleibt Julia liegen, schlägt die Hand auf den Boden, ärgert sich. Als sie wieder aufsteht, gibt es tosenden Applaus.

Sportliches Spektakel: Erlanger Vereine stellen sich vor

Evelyn Ritter hat zwei Unterschriften auf der Innenseite ihres weißes Hutes. "Das sind Unterschriften von zwei Trainern aus Italien und Spanien." In dieser Szene berühmte Trainer. "Mit ihnen habe ich auch schon getanzt", sagt Ritter stolz. Am Freitag tanzte sie mit ihrer Gruppe, den Swinging Boots, beim Erlanger Sportakulum.

"Die Kunst ist jung und alt zu mischen", sagt Ritter. Sie ist die Vorsitzende der Swinging Boots. 90 Mitglieder im Alter zwischen 21 und 79 Jahren hat der Verein, der beim BSC Erlangen trainiert. "Wir machen American Country und Western Linedance." Die Tänzer brauchen keinen Partner, alle tanzen in der Reihe. Manche Choreografien gibt es auf der ganzen Welt.

Turniere tanzen die Erlanger nicht. "Wir lassen uns nicht verbiegen. Ich finde", sagt Ritter, "bei Turnieren geht der Spaß verloren. Doch wir machen das alle in unserer Freizeit. Und die soll Spaß machen." Seit 20 Jahren betreibt die 55-Jährige diesen Sport. "Man sieht das einmal, einem gefällt die Musik, dann möchte man das auch." Zu Beginn gibt es einen Einführungskurs. "Man sollte nie einfach irgendwo einsteigen. Im Anfängerkurs nehmen sich die Trainer Zeit, jeden Schritt zu erklären. Und dann muss man daheim viel üben." Nur so, meint die Vereinsvorsitzende, lernt man es richtig.

"Ich habe es in den USA kennengelernt, als ich dort drei Jahre gewohnt habe", sagt Ritter. In Grafenwöhr hatte sie ihre erste Tanzgruppe in Deutschland, als sie nach Herzogenaurach zog, schloss sie sich den Swinging Boots an. "Ich habe Verwandschaft in Florida." Doch auch die Vereinsmitglieder, die keine direkte Beziehung zu den Vereinigten Staaten haben, sind große USA-Fans. Das, merkt man schnell, gehört bei dieser Tanzart einfach dazu.

"Man muss einen Faible dafür haben, vor allem aber für Musik und Tanzen", sagt Ritter. "Ich habe schon immer getanzt, Bewegung haben wollen." Im Training haben die Tänzer dann natürlich nicht ihre Country-Hüte auf. Die Stiefel allerdings tragen sie schon. "Unsere Tänze gehen sehr auf die Gelenke, durch die Schuhe sind sie geschützt." Extra Sport-Stiefel sind es aber nicht. "Ich trage die auch so."

Evelyn Ritter hat sich zudem noch einen USA-Schal um den Hals gelegt. "Ich fahre auch ein Mustang-Cabrio", sagt sie noch. Auch ansonsten pflegt sie den "American Way of Life.". Dazu gehören auch das Tanzen, die Musik. Und natürlich der Hut.

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