Stadt-Umland-Bahn wird zur Grundsatzfrage

14.9.2012, 07:00 Uhr
Stadt-Umland-Bahn wird zur Grundsatzfrage

© André De Geare

Siegfried Balleis hatte sich die Entscheidung lange offengehalten, doch nun hat er sich so gut wie festgelegt. Er, sagte der Erlanger Oberbürgermeister in der NZ-Ausgabe vom Donnerstag, halte es nicht mehr für sehr wahrscheinlich, im Stadtrat für einen Grundsatzbeschluss pro Stadt-Umland-Bahn (StUB) zu stimmen.

Dies, weil aktualisierte Berechnungen des Gutachters Intraplan ergeben hätten, dass die Kosten für das Projekt auf von rund 365 Millionen auf 400 Millionen Euro steigen würden, wenn es erst im Jahr 2025 und nicht 2019 fertig würde; das wiederum würde die Kosten für die Stadt Erlangen auf 100 Millionen steigen lassen. Offenbar zu viel aus Sicht des CSU-OB.

Auch Eberhard Irlinger, der SPD–Landrat des Landkreises Erlangen-Höchstadt, ehemals ein Befürworter der StUB, nimmt aufgrund der neuen Zahlen immer weiter Abstand von dem Großprojekt. Mit 65 Millionen Euro wäre der Landkreis dabei, das wären vier Punkte Aufschlag auf die Kreisumlage, die von allen kreisangehörigen Gemeinden zu zahlen wäre, obwohl nur wenige — allen voran Herzogenaurach — von einer Stadt-Umland-Bahn profitieren würden. Irlinger weiß deshalb um den Widerstand vieler Bürgermeister gegen das Projekt und zweifelt selbst mehr denn je, ob die hohen Kosten „für ein paar Kilometer Straßenbahn“ wirklich gerechtfertigt wären.

Andreas Galster, Bürgermeister von Baiersdorf und CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, hält dem entgegen, dass trotz der neuen Zahlen heute kein Mensch sagen könne, was die StUB am Ende wirklich kostet. Für ihn geht es vielmehr um eine Grundsatzfrage, erklärt er gegenüber der NZ: „Will der Landkreis ein zukunftsfähiges Nahverkehrssystem oder nicht?“

Neue Straßen könne man kaum mehr bauen, und jeder Großraum, den er kenne, habe einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr, gibt er zu bedenken. Galster lässt deshalb durchblicken, dass er in der Fraktion für eine Mehrheit pro StUB kämpft. Wenn die CSU im Kreistag dafür stimmt, dann wäre wohl eine Mehrheit gegeben, meint er. Am 21. September wird abgestimmt.

Wie er die Stimmung im Erlanger Stadtrat einschätzt, will Galster nicht bewerten. Doch bemerkt er, dass die Erlanger Stadträte schon mehrheitlich für die StUB stimmen müssten, wenn sie einen modernen Nahverkehr haben wollten.

SPD-Stadtratsfraktionschef Florian Janik sieht durch die neuen Zahlen die Lage gar nicht verändert. Klar sei, dass die StUB umso teurer würde umso später sie fertig werde; doch auf der anderen Seite könnten sich die Kommunen derzeit für zwei Prozent Zinsen verschulden, obwohl die Kosten im Gutachten von fünf Prozent Zinsen ausgingen.

Dem Erlanger OB wirft Janik deshalb vor, gezielt nur scheinbar negative Zahlen zu bewerten, weil er die StUB grundsätzlich ablehne. Die SPD im Stadtrat sei jedenfalls weiterhin für die StUB, auch die FDP hatte sich (anders als die Kreis-FDP) dafür ausgesprochen. Außerdem: Am 27. September werde im Stadtrat nur darüber entschieden, ob das StUB-Projekt nun bei Bund und Land zur Förderung angemeldet werden soll oder nicht. Um die Kosten gehe es derzeit noch gar nicht.
 

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