"Stadtbücherei Erlangen soll konsumfrei bleiben"

30.1.2018, 11:00 Uhr

© Foto: Egbert M. Reinhold

In einem Brief an Tobias Sack, den Leiter der Bibliothek, und Kulturreferentin Anke Steinert-Neuwirth, fordert eine Erlangerin, die Verlinkung zu dem internationalen Buchhändler wieder aufzuheben. Sie hat eine Liste mit 80 Unterschriften von Bürgern beigelegt, die ihren Appell unterstützen.

Für sie soll die Stadtbücherei ein konsumfreier Raum bleiben und öffentliche, steuerlich finanzierte Bereiche "nicht dem Kommerz freigegeben werden". Schließlich sei Amazon einer der "größten und umstrittenen Konzernkraken", weshalb es die Unterzeichner für bedenklich halten, wenn sich auf diesem Weg eine Verbindung zu dem Konzern einschleiche.

Bibliotheksleiter Tobias Sack hält die Initiative für ein "legitimes Anliegen." Bekanntlich werde Amazon von unterschiedlicher Seite sehr kritisch gesehen. Referentin Anke Steinert-Neuwirth habe das Thema deshalb bereits im Kulturausschuss angesprochen und darum gebeten zu prüfen, ob es Alternativen gebe.

Laut Sack besteht das Problem darin, dass momentan kein Angebot existiere, das von der Qualität mit dem von Amazon mithalten könne. So führe die Stadtbibliothek auch viele ältere Bücher, von denen es sehr schwer sei, Fotos vom Einband zu erhalten. Auch der Service des Deutschen Buchhandels zu Cover-Abbildungen sei nur unvollständig.

Jemanden extra einzustellen, der die Umschläge abfotografiert und dann online stellt, komme ebenfalls nicht in Frage. "Wir erwerben jedes Jahr 14 000 neue Bücher, so dass wir bei diesem Modell entweder eine große Summe an Steuergelder verschwenden oder bei Freiwilligen diese doch ziemlich ausbeuten würden. Zudem besteht hier die Gefahr, dass die Bilder professionellen Ansprüchen nicht genügen", hebt Tobias Sack hervor.

Ganz auf die Frontseiten der Bücher zu verzichten, wäre ebenfalls der falsche Weg: "Wenn wir unseren Internetauftritt deutlich langweiliger gestalten, würde dies einen Schritt in die
falsche Richtung bedeuten. Wir brauchen an den verschiedenen Stellen immer wieder einen Blickfang, damit viele Leute unsere Homepage nutzen."

Erlangen stehe ohnehin in Deutschland nicht allein da. Zahlreiche andere öffentliche Bibliotheken wie in Heidelberg, Ludwigshafen oder Wolfsburg würden gleichfalls das Cover-Angebot von Amazon in Anspruch nehmen. Dennoch wolle man auf jeden Fall alle anderen Möglichkeiten intensiv ausloten: "Wenn der Deutsche Buchhandel einen Service dieser Güte anbietet, wechseln wir natürlich gerne."

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