Stadtmuseum Erlangen: Das Volk an den Schalthebeln

28.3.2017, 17:00 Uhr
Stadtmuseum Erlangen: Das Volk an den Schalthebeln

© Harald Sippel

Einmal der Herrscher über eine Stadt sein. Einmal regieren, ohne auf jeden Cent achten zu müssen. Wer zum Start in die Ausstellung "Macht und Millionen" im Stadtmuseum auf dem schicken Thron Platz nimmt, könnte aber schnell leichtsinnig werden. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Regent im Land? Das eigene Bild mit Krone auf dem Kopf verschwindet und ein Film im Spiegel warnt eindringlich vor den "bösen Folgen" von Prunk und Misswirtschaft. Im Historien-Streifen bewegt sich der Mob mit Dreschflegel bewaffnet auf die Residenz zu. Also dann doch lieber vorsichtig!

Die neue Ausstellung im Stadtmuseum am Martin-Luther-Platz ist eine spielerische Annäherung an ein eigentlich sperriges Thema: die öffentlichen Finanzen und die Kunst, einen Haushalt zu erstellen, der alle Bedürfnisse berücksichtigt. Die Konzeption greift den inhaltlichen Gedanken des Zusammenspiels von Politik und Geld auf und verdeutlicht dieses Miteinander am Beispiel Erlangens. Die Mitmach-Schau, die das Stadtmuseum Tübingen gemeinsam mit Künstlern eines Fablabs entwickelt hat, wurde in Erlangen nochmal komplett überarbeitet.

Wohin soll das Geld fließen? Woher sollen Einnahmen kommen? Vom Straßenbau bis zur Einrichtung von Kindergärten, vom Wohnungsbau über Kulturinvestitionen bis zur Stadtentwicklung dürfen die Besucher entscheiden, welche Prioritäten sie setzen würden. Dafür erhält man am Eingang ein Säckchen mit Geldstücken. Jede Münze eine Million Euro. Mit dem Einwurf der Münzen in Automaten, die den einzelnen Haushaltsposten zugeordnet sind, kann nun eingegriffen werden. Ganz schön verführerisch. Vor allem, da diese Apparaturen — manchmal sind es ausrangierte Automaten, dann wieder liebevoll zusammengebastelte Recycling-Wunderwerke — durchaus zum Spielen oder gar zum Zocken verführen. Etwa der "Coin Pusher". Ein Gerät, das man von Kirchweihen oder aus englischen Spielhallen kennt. Hier kann man eine Münze nach der anderen einwerfen und hoffen, dass der sich hin- und her bewegende Schieber dort bereits angesammeltes Geld zum Gewinn-Schacht befördert. Pech nur, wenn zu wenig investiert wird. Dann bleibt die Ausschüttung auf der Strecke.

Immer wieder werden die Blicke auch in die Vergangenheit gelenkt. Mit kurzen Beispielen auf den Schautafeln oder mit Exponaten. Wenn es um Bildung geht, kann das schon mal eine alte Schulbank sein oder, wenn es um die Feuerwehr geht, ein alter Feuerwehrhelm. Auch Konsequenzen von Sparmaßnahmen werden (oft mit einem Augenzwinkern) verdeutlicht. "Alle Bürger sollen wie vor 300 Jahren verpflichtet werden, Brände selbst zu löschen. Sie sollen ihren eigenen Löscheimer mitbringen oder Feuerlöscher parat haben."

Dann lieber nochmal am Automaten ein paar Millionen der extra fürs Stadtmuseum geprägten Spielmünzen mit echtem Geld nachkaufen, um wieder investieren zu können.

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