Steht der SC Eltersdorf schon vor dem finanziellen Ruin?

20.11.2014, 06:28 Uhr
Steht der SC Eltersdorf schon vor dem finanziellen Ruin?

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

„Einige Leute haben noch nicht begriffen, was hier abläuft. Wir haben hier einen Machtkampf zwischen zwei oder drei Personen, die ihn auf den ganzen Verein übertragen. Wenn wir das nicht begreifen, dann ist unser Verein, den ich seit mehr als 30 Jahren schätze, kaputt“. Diese Worte eines langjährigen Mitglieds zum Schluss der Mitgliederversammlung fassen eigentlich schon zusammen, wie es momentan um den SC Eltersdorf bestellt ist.

Er gibt aber noch nicht die aggressive Stimmung wieder, die in der Turnhalle, die zeitweise zu explodieren drohte, herrschte. Bereits am Einlass wurde das deutlich. Dort verweigerte man dem Vertreter der Erlanger Nachrichten zunächst den Zutritt, bis der Vorsitzende Andreas Berlet ihm erlaubte, der Versammlung beizuwohnen.

Heftig attackiert

Als Schatzmeister Hans Hörner (82) beim Tagesordnungspunkt „Aussprache zur Wahrung des Solidaritätsprinzips“ die Kürzung der Ausgaben um 25 Prozent zu begründen versuchte, wurde er scharf angegriffen: Es folgten zahlreiche aggressive Zwischenrufe. Sein Vorschlag, der Fußballjugend den gestrichenen Zuschuss in Höhe von 640 Euro im Quartal ab Januar wieder zu zahlen, wurde von der Versammlung abgelehnt. Die von ihm genannten Zahlen fand der Dritte Vorsitzende Ottmar Lunemann „verwirrend“, er forderte, man solle den 82-Jährigen „nicht überfordern“. Ein Mann aus der Skiabteilung schimpfte: „Ich kann den Streit nicht mehr hören“, und eine Dame aus der Handballabteilung rief: „Das nenne ich nicht mehr SCE-Familie“.

Mitglieder brüllten in den Saal, weil offenbar ein beim Vorstand eingereichter Antrag nicht bearbeitet worden war; die Bitte um Ruhe ging in den Zwischenrufen unter, die Stimmung kochte. „Ich habe keine Lust, in dieser Stimmung meine Freizeit zu verbringen, das ist nicht mehr mein Verein“, sprach eine Dame etlichen Mitgliedern aus der Seele.

„Kein Haushalt“

Zu den Haushaltszahlen, die Hörner dann präsentierte, meinte Lunemann: „Das ist leider kein Haushalt“. Der dritte Vorsitzende verstand es überhaupt geschickt, das Heft bei wesentlichen Teilen in die Hand zu nehmen. Hörner habe zeigen wollen, dass die Schulden im laufenden Jahr um 43 000 Euro reduziert wurden, versuchte Andreas Berlet seinen Kassier zu unterstützen. „Das ist eine fantastische Entwicklung“. Als „unerträglich“ nannte Berlet das Vorgehen von Vorstandsmitgliedern, die in einem Brief an alle Mitglieder geschrieben hatten, der Verein sei „in eine schwere finanzielle Situation“ geraten. Ferner wird in dem Brief, der der Redaktion vorliegt, unter anderem behauptet: „Die vorhandenen Kreditlinien reichen nicht aus um die Zahlungsfähigkeit des Vereins auf Dauer sicherzustellen“.

Der zweite Vorsitzende Heinz Peter Fischer hatte ihm zugängliche Zahlen selbst aufbereitet und stellte sie vor. Für das laufende Jahr gibt es demnach Einnahmen in Höhe von 421 000 Euro und Ausgaben von 478 000 Euro. Die Festdarlehen reduzierten sich von 352 040 Euro im letzten Jahr auf 327 000 Euro. Bis 2007 sei alles gut gewesen, „davor muss man den Hut ziehen“, sagte Fischer. Als jedoch der FSV Bruck in die Bayernliga aufgestiegen sei, habe man „sportlichen Ehrgeiz“ entwickelt und investiert. Wenn man so weiter mache „wird es den SCE nicht mehr lange geben“.

Zwölf Anträge hatten die Mitglieder eingebracht, einige wurden zurückgezogen, über andere wurde heftig gestritten, zumal Andreas Berlet einige nicht behandeln wollte. So beispielsweise den, der die Rückführung der U23 in die Jugendabteilung fordert. In einem weiteren Antrag wurde sogar gefordert, den Vorsitzenden, den Hauptkassier, den Abteilungsleiter Fußball und den sportlichen Leiter der ersten Mannschaft in Schuldhaftung zu nehmen, weil sie, wie der Antragsteller meinte, für die Fehlentwicklung der letzten Jahre verantwortlich seien. Auch diesen Antrag ließ Berlet trotz heftiger Proteste nicht zu. Die Versammlung entschied aber, alle Abteilungen und insbesondere die erste Fußballmannschaft durch einen Steuerberater auf deren Deckungsbeiträge überprüfen zu lassen und Abteilungsbudgets einzuführen. Zukünftig dürfen zudem auf Antrag eines Mitglieds etwa der Ortsbeiratsvorsitzende und Stadträte nicht mehr an Verwaltungsratssitzungen teilnehmen.

Austritt aus dem Verein

Die außerordentliche Mitgliederversammlung hat den anwesenden Mitgliedern zwar einen Einblick in die Zahlen gegeben, aber auch gezeigt wie zerstritten der Verein ist. Es klang durch, dass es womöglich bald keinen Bayernligafußball in Eltersdorf mehr geben wird, weil die Mannschaft zu teuer scheint.

Als gegen 1 Uhr morgens, nach fast sechs Stunden, alles vorbei war, erklärte dann noch ein langjähriges Mitglied seinen Austritt mit den Worten: „Mit diesem Verein habe ich nichts mehr zu tun“. Dafür bekam er von der Mehrzahl der Anwesenden viel Beifall.

Man könne sich ja auf der Mitgliederversammlung im Januar die Köpfe weiter einhauen, hatte Ottmar Lunemann während der Versammlung gesagt. Dann werden turnusmäßig der Vorsitzende, der Kassier und der Dritte Vorsitzende neu gewählt. Er selbst, sagte Lunemann den EN, stehe momentan für keinen dieser Posten zur Verfügung.

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