Süßes gegen die Schrecken von Halloween

30.10.2014, 06:00 Uhr
Das blanke Grauen soll aus diesen Gesichtern herausschauen — und ganz kann man sich der Wirkung der Fratzen auch dann nicht entziehen, wenn man weiß, dass Alessandro, Dominic und Chioma dahinterstecken.

© Athina Tsimplostefanaki Das blanke Grauen soll aus diesen Gesichtern herausschauen — und ganz kann man sich der Wirkung der Fratzen auch dann nicht entziehen, wenn man weiß, dass Alessandro, Dominic und Chioma dahinterstecken.

Auch wenn die Kirchen nicht besonders glücklich sind mit diesem aus dem angelsächsischen Kulturraum herübergeschwappten Brauch – die Ursprünge der faschingsähnlichen Aufzüge liegen durchaus im christlichen Kulturerbe. Ist doch Halloween nichts Anderes als der Vorabend von Allerheiligen, All Hallows Eve(ning) – Halloween eben. Und am Abend vor Allerheiligen wollten die Menschen den Tod überwunden sehen, den Schrecken vor dem endgültigen Aus verlieren – auch wenn sie am Tag danach eben aller Heiligen gedachten.

Die beiden Buben Alessandro und Dominic jedenfalls waren sofort begeistert von der Idee, sich doch einmal so richtig gruselig „einkleiden“ zu lassen. In der „Fun Company“ von Sylvia und Peter Krell in der Inneren Brucker Straße werden sie mit Gruselmasken ausgestattet, die die Eltern mit einigem Erschauern sehen. Die Buben selbst finden die Masken ziemlich gruselig – als sie jedoch hinter diesem Masken verschwinden und den Schrecken im Gesicht der Anderen sehen, gefällt ihnen das schon.

Anleihen bei Munk

Die Krell-Nichte Chioma, ein hübscher Teenager, verschwindet bereitwillig hinter einer sogenannten Scream-Maske, die es in den letzten Jahren vom Partyschreck bis zum Demonstrationsutensil gebracht hat. Die Maske, die erkennbar kräftige Anleihen bei Edvard Munchs Gemälde „Der Schrei“ gemacht hat, macht aus der jungen Frau eine gespenstische Figur, die man lieber gehen als kommen sieht. Dass sie dabei noch an einer Blutkonserve nuckelt, macht die Gesamterscheinung auch nicht netter – auch wenn sich in den Blutbeuteln weder Blutgruppe A noch irgend ein Rhesusfaktor befindet, sondern vor allem Kirschsaft.

Mit solchen Masken lassen sich wohl gut Nachbarn und Passanten auf der Straße erschrecken, Party-tauglich sind sie nur bedingt. Unter den Masken wird es schnell heiß – und Halloween-Partys sind natürlich ebenso Bewegungsveranstaltungen wie andere Partys auch. Es empfiehlt sich also Typveränderung per Schminke – die kann zwar auch verlaufen, aber man schwitzt nicht so darunter. Und gruselig genug sind geschminkte (oder aufgeklebte) Messerstiche, Einschüsse, Pickel und Eiterpusteln längst. Zwar ist die Nacht zum Feiertag Allerheiligen eine jener „stillen Nächte“, in denen (früher nur bis Mitternacht) heute bis 2 Uhr morgens öffentlich gefeiert und getanzt werden darf, allerdings wird die Polizei wohl vermehrt auf Streife sein – schon allein, um überbordenden Halloween-Unfug „gegen Sachen“ wie Hauswände, Fensterscheiben oder Außenspiegel von Autos zu unterbinden.

Der Brauch ist in Deutschland erst in den 90er Jahren so richtig angekommen und reiht sich ein in Volksbräuche wie das Fasalecken oder die Rauhnächte im Allgäu.

Die Skelette und Totenköpfe erinnern auch ein wenig an jenen mexikanischen Totenkult, der ebenfalls mit Entsetzen Scherz treibt.

Als äußerst zwiespältig gelten allerdings jene Clown-Übergriffe, die auf eine Figur des Autors Stephen King zurückgehen: der Grusel-Clown aus der Straßenkanalisation. Wo immer heute diese aggressiven Komiker auftreten müssen sie mit Gegenwehr rechnen. Ihre groben Scherze werden wohl nicht mehr als lustig empfunden.

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