Symbol und Denkmal: Der Erlanger Burgbergtunnel

1.7.2015, 06:00 Uhr
Symbol und Denkmal: Der Erlanger Burgbergtunnel

© Illustration Deutsche Bahn AG

Vor etwas mehr als 170 Jahren umrundete eine Kommission den Westhang des Erlanger Burgberges auf der Suche nach Möglichkeiten eine Eisenbahn an der Engstelle zwischen der Regnitz und dem Burgberg zu verlegen. Schon damals zwängte sich die Landstraße nach Bamberg und der Ludwig-Donau-Main-Kanal ins Gelände. Schließlich entschied sich die Königliche Eisenbahnbau-Kommission zu Nürnberg unter der technischen Leitung von Oberbaurat Friedrich August von Pauli wegen der beengten Verhältnisse den ersten Bahntunnel Bayerns zu errichten.

Heute brausen täglich einige hundert Züge durch den Erlanger Burgberg. Einige davon führt Christian Gloël, Lokomotivführer in Diensten der Deutschen Bahn AG und Nachkomme des Oberbaurats Pauli. „Für mich ist es schon immer etwas Besonderes buchstäblich den Spuren meiner Vorfahren zu folgen.“

Der Erlanger Tunnel durch den Burgberg ist einer der auffälligsten Kunstbauten an der 566 Kilometer langen Bahnlinie zwischen Lindau am Bodensee und der damaligen Reichsgrenze bei Hof an der Saale. Sie ist wohl das längste Denkmal Bayerns und vitaler denn je und führt mitten durch Erlangen: Die Ludwig-Süd-Nord-Bahn. Unter diesem Namen findet man die Eisenbahn im Dehio-Handbuch, einem Verzeichnis der kunsthistorisch bedeutendsten Kunstdenkmäler im deutschsprachigen Raum. 1841 von König Ludwig I in Auftrag gegeben, zogen die Bauingenieure das eiserne Band über zahlreiche Viadukte, Brücken und durch Unterführungen. Den Wünschen des Königs entsprechend wurden nahezu alle Kunstbauten im rundbogig römischen Stil errichtet. So entstand eine Kette von Denkmälern, die auch heute noch an vielen Stellen, quer durchs Land den einzigartigen Charme dieser ersten bayerischen Staatseisenbahn verkörpern.

In Erlangen entstand ganz nach dem Geschmack des Königs der Burgbergtunnel dessen Portal im Süden von zwei Bayerischen Löwen und im Norden von zwei Sphinxen flankiert wird. Neben zahlreichen, damals kühnen Konstruktionen war auch die Errichtung des knapp 307 Meter langen Burgbergtunnels eine Pionierleistung beim Bau der Ludwig-Süd-Nord-Bahn. Der brüchige Sandstein des Burgberges erforderte sorgfältigste Bauweise. Im Auftrag der Eisenbahnbaukommission wurden eigens zwei Ziegeleien errichtet, je eine am Süd- und eine am Nordportal des Tunnels um die Tunnelwände Stück für Stück mit einer meterdicken Ziegelwand zu stabilisieren.

Der Bedeutung des neuen Verkehrsmittels bewusst, plante Friedrich August von Pauli die Strecke als zweigleisige Bahnlinie. Schnell zeigte sich aber, dass die Baukosten die finanzielle Leistungsfähigkeit des Königreiches übersteigen werden. Deshalb wurde entschieden, die Linie und auch den Burgbergtunnel vorerst nur eingleisig zu errichten. 1936 erfolgte die Erweiterung des Bauwerks auf zwei Gleise.

Am Donnerstag wird nun die zweite Tunnelröhre für das dritte und vierte Gleis im Berg durchschlagen. 1844 war die Bahn zur Verbindung der Handelsplätze der Königreiche Bayerns und Sachsens geplant worden.

Jetzt schließen die vier Gleise durch den Burgberg die Lücke im Europäischen Schnellbahnnetz zwischen Sizilien und Skandinavien.

Die beiden Portale des neuen Tunnels werden der kunstvollen Bauweise des bestehenden Tunnels aus dem Jahr 1844 nachempfunden und werden auf diese Weise zu einem verbindenden Symbol zwischen Geschichte und Zukunft des Eisenbahnverkehrs in Europa.

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