TB Erlangen macht es wieder unnötig spannend

11.12.2017, 11:50 Uhr
TB Erlangen macht es wieder unnötig spannend

© Foto: Anestis Aslanidis

Als würde er es ahnen. Noch in der ersten Halbzeit schrie Trainer Jochen Heimpel in der Auszeit durch die Halle: "Wir glauben, es läuft gerade. Doch wir müssen unsere Arbeit machen." Bis dato hatte sein Team die Arbeit gut gemacht, vor allem im Angriff. Christian Nayel, Marc Heinrich und Felix Potrykus hatten den Turnerbund mit 3:0 in Front gebracht. Kurz vor der Pause erzielten die Gäste nach einem Fehlpass im Aufbau der Erlanger dennoch den Anschlusstreffer.

Dabei dirigierte erneut Jochen Heimpel an der Seitenlinie, Timo Wank, der neue Coach, hatte Prüfungen. Das Erlanger Team allerdings kam auch mit seinem alten Trainer bestens zurecht. In den Auszeiten war nicht nur Heimpels Meinung gefragt, die Wortführer in der Mannschaft zeigten ebenfalls deutlich, wo es lang gehen soll. Und diesmal sogar: mit Erfolg.

Zwar ließ Freiburg nicht locker, erzielte jeweils das 2:3 und 3:4, doch Thomas Meyer stellte nach zwei Strafecken den Zwei-Tore-Abstand immer wieder her. Auch 4:5 kamen die Gäste noch einmal heran, dann aber hob Thomas Dauphin den Ball gefühlvoll über den gegnerischen Torwart hinweg zum 6:4-Endstand ins Netz.

"Gegen Ulm war es ähnlich: viele Chancen heraus gespielt, gute Chancen, aber viel zu wenig draus gemacht", sagt Heimpel. Am Samstag reichte es zu einem 6:5 (3:3). Es war der erste Sieg für den Turnerbund in dieser Hallensaison, keine 24 Stunden später folgte der zweite, diesmal gegen FT 1844 Freiburg, und wieder spannender als nötig. "Beides waren Spiele gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte", sagt Heimpel. "Aber es wird einem nichts geschenkt. Es war ein hart erarbeiteter Sieg."

Hart — und ungemein wichtig. "Es sind ganz, ganz wichtige Punkte. Nicht nur, weil man einfach mal punkten muss. Man muss auch schauen, dass man hinter sich genügend Mannschaften lässt, und man will sehen, wo man tatsächlich steht." Jetzt sind die Erlanger Sechster, vor Ulm und Freiburg. "Man darf nicht in den Strudel kommen: Wir verlieren eh jedes Spiel", sagt Heimpel.

Wie wichtig die Siege waren, zeigt die Tabelle: "Nehmen wir an, wir verlieren beide Spiele, dann wäre es ein klares Zeichen Richtung Abstieg", sagt Heimpel. "Das wäre in der jetzige Phase ganz schlecht gewesen. Deshalb war es ein mindestens Sechs-, wenn nicht sogar Neun-Punkte-Wochenende. Wir müssen uns einsortieren." Bleibt es so, ist der TBE ein Kandidat fürs Tabellenmittelfeld — und bleibt ein Mitglied der Regionalliga.

"Die Mannschaft hat viele Sachen gut gemacht. Dafür hat sie viel zu wenig Punkte. Wir wollten manchmal zu viel. Oft haben wir zu schnell aufs Tor geschossen aus schlechten Situationen heraus." Gegen Freiburg überzeugten die Erlanger mit ihrer Coolness. "Die Mannschaft war mental stark. Wir waren auch unter Druck am Stock sehr ruhig", lobt der Coach. "Es wurden viele gute Entscheidungen getroffen, auch in den engen Situationen." Das Ergebnis waren viele Torchancen — doch zu wenig Tore.

Wie viel Druck tatsächlich auf dem Erlanger Team — zuvor noch punktloser Letzter — gelastet hatte, war gestern im Spiel kaum zu sehen. "Die Mannschaft ist mir da fast etwas zu ruhig", sagt Heimpel. Während sich die Freiburger kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit lautstark einschwörten, sich Mut zu sprachen, sich anschrien aus Verzweiflung, blieben die Erlanger gelassen. Klassische Abstiegskampf-Parolen gab es nicht.

Generell kann das Team mit der eigenen Entwicklung dennoch nicht zufrieden sein. "Im Hockey haben wir die Sonder-Situation, immer in der Saison zu sein." Ist die Runde auf dem Feld vorbei, beginnt die Vorbereitung in der Halle. Eine richtig lange Pause gibt es nicht. "Das gibt den Spielern nicht die Möglichkeit, sich mal anders zu entwickeln und dann wieder zu kommen. Das merken wir im Moment sehr stark", sagt Jochen Heimpel. Trotzdem gelangen nun zwei Siege. Zwei unfassbar wichtige Siege.

TB Erlangen: Heimgärtner; Meyer, L. Bernet, Braun, Wank, Heinrich, Hertlein, Nayel, Wilsker, J. Bernet, Potrykus, Dauphin.

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