Tragisches Unglück: Ein Jahr nach der Havarie in Frauenaurach

11.9.2017, 06:00 Uhr
Tragisches Unglück: Ein Jahr nach der Havarie in Frauenaurach

© Klaus-Dieter Schreiter

Für die Rettungsorganisationen wurde damals Großalarm gegeben. Neben etlichen Erlanger Feuerwehren waren verschiedene BRK-Einheiten, das ASB, DLRG, Wasserrettung und Wasserwacht am havarierten Schiff, und das THW rückte mit Bergungstrupps an. Gesamteinsatzleiter für diesen Großeinsatz war damals Brandrat Achim Ande von der Erlanger Feuerwehr. Rund 200 Kräfte hatte er zu koordinieren.

Das Schiffsunglück beschäftigt Ande noch heute, auch weil er in der nächsten Woche darüber gemeinsam mit Harald Trautner vom Erlanger BRK in Mannheim einen Vortrag halten wird. In dem Symposium dort geht es um Schiffshavarien. "Für eine Land-Feuerwehr wie die Erlanger gehört ein Schiffsunfall sicher nicht zur Kernkompetenz, aber für die Kollegen aus ganz Deutschland ist es sicher interessant, wie wir damit umgegangen sind", sagt er.

Ande selbst hatte in 22 Jahren bei der Erlanger Feuerwehr so etwas noch nicht erlebt, jedoch aus seiner Zeit in Abu Dhabi allerhand Erfahrung auch mit größeren Schiffsunglücken gesammelt. Es sei immer bedrückend, wenn man Tote aus Trümmern schneiden müsse. Bei dem Schiffsunglück seien seine Einsatzkräfte allerdings besonders gefordert gewesen. Schon der Zugang auf das Schiff über die Kanalbrücke war nicht ungefährlich und die Arbeit auf dem Schiff nicht einfach.

Mit der technischen Rettung der beiden Opfer mit hydraulischen Mitteln habe es anfangs Schwierigkeiten gegeben, weil der Stahl offenbar besonders hart gewesen sei, erinnert sich Ande. "Es war schwer, aber es hat uns nicht an den Rand unserer Möglichkeiten gebracht." Auch 180 Menschen zu evakuieren, sei nicht so ganz einfach. Nach dem rund zehnstündigen Einsatz haben sich viele seiner Kräfte dann noch zusammengesetzt, um über das Erlebte zu sprechen und es so zu verarbeiten. Zu den ersten Rettungskräften am Einsatzort gehörte auch die DLRG Erlangen. Sören Brandmähl-Kraus war damals Abschnittsleiter. Die EN haben ihn in den USA erreicht, um von ihm zu hören, wie er das Schiffsunglück in Erinnerung hat. Allerdings hat er derzeit ganz andere Sorgen: Er war in Florida und ist nun auf der Flucht vor dem Hurrikan Irma mit dem Auto unterwegs.

"Ein total surreales Bild"

Trotz der widrigen Umstände, in denen er momentan steckt, erinnert er sich genau: "Um 1.58 Uhr ist der Alarm gekommen. Es war ein total surreales Bild, als wir wenige Minuten später mit unserem Boot an der Unglücksstelle ankamen. Da lag das große Ausflugsschiff regungslos im Kanal, an den Fenstern standen die Passagiere, wir hatten keine Idee, auf wie viele Verletzte wir uns vorbereiten müssen". Im ersten Moment sei es eine Situation gewesen, die noch nie geübt worden sei.

Obwohl die Lage nach zwölf Minuten weitestgehend klar war, sei die erste halbe Stunde total nervenaufreibend gewesen. "Erst als endgültig klar war, dass es unter den Passagieren keine Verletzten gibt, hat sich die Lage etwas entspannt". Sören Brandmähl-Kraus wurde dann mit seinem Team von Gesamteinsatzleiter Achim Ande auf das Schiff beordert, um an Bord die Passagiere zu beruhigen und zu betreuen. Bis morgens um acht Uhr waren die DLRGler im Einsatz.

Thomas Heideloff, der für das BRK als Abschnittsleiter an der Einsatzstelle war, erinnert sich noch an den Alarm, den er mitten in der Nacht bekam. "Das war für mich eine völlig verrückte Einsatzmeldung. Die Lage zu erfassen, war nicht so ganz einfach", sagt er. Weil es keine Verletzten gab, waren die Retter dann "nur" dafür zuständig, die evakuierten Passagiere zu betreuen. Die Evakuierung hatte das THW über einen vor Ort gebauten Steg gemacht. Auch das war Routine.

Und trotzdem bleibt der Unfall allen Einsatzkräften als ein besonders tragisches Unglück in Erinnerung. Auch beim EN-Mitarbeiter, der damals vor Ort war, steigt die Erinnerung daran wieder hoch, wenn er am Kanal unterwegs ist. Ein Unglück mit einem Passagierschiff in Erlangen – das bleibt im Kopf hängen.

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