Ungleiche Ansichten: E-Busse in Erlangen

18.7.2018, 15:00 Uhr
Ungleiche Ansichten: E-Busse in Erlangen

© Foto: Hippel

Das Bundesumweltministerium ließ Anfang des Jahres aufhorchen: Im Rahmen des Sofortprogramms "Saubere Luft" stehen ab sofort Fördergelder für die Beschaffung von Elektrobussen bereit, lautete die Nachricht. Verkehrsbetriebe, die mehr als fünf Elektrobusse bestellen wollen, sollten beim Ministerium den Finger heben. Denn entsprechend der Förderrichtlinie könnten bis zu 80 Prozent der Investitions-Mehrkosten, die im Vergleich zum Kauf eines Diesel-Busses zusätzlich anfallen, übernommen werden. Dafür stehen kurzfristig 35 Millionen Euro zur Verfügung, soweit die Botschaft aus Berlin.

Die damalige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks war seinerzeit noch guter Dinge und meinte: "Elektrobusse fahren ohne Abgase und sind besonders leise. Damit tragen sie zu sauberer Luft und weniger Lärm in den Städten bei. Außerdem leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz. Da die Fahrzeuge derzeit noch teuer sind, unterstützen wir Verkehrsunternehmen und Kommunen bei der Anschaffung. Damit machen wir diese zukunftsweisende Technologie schon jetzt attraktiv." Zudem sollten Elektrobusse, die in Gebieten mit hoher Schadstoffbelastung zum Einsatz kommen, bevorzugt gefördert werden. Gleiches gilt auch für Gebiete mit einer hohen Lärmbelastung.

Die Erlanger CSU griff jene Signale aus Berlin sofort auf und forderte per Antrag, dass die Stadt Erlangen samt Stadtwerke die Förderung des Ministeriums nutzen und "unverzüglich mindestens sechs Elektrobusse anschaffen" sollten. In diesem Zusammenhang schauten die Christsozialen auch hinüber zur großen Nachbarstadt, die finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, dennoch aber ab 2020 nur noch Elektrobusse beschaffen und überhaupt die gesamte Busflotte nach und nach "elektrifizieren" möchte. Das Thema kam jüngst in mehreren Ausschüssen und im Erlanger Stadtrat zur Sprache. CSU-Fraktionsvorsitzender Jörg Volleth freute sich jedenfalls über die Möglichkeit einer 80-prozentigen Förderung und bedauerte, dass Erlangen hier nicht an "vorderster Front" dabei ist: "Die E-Mobilität wäre eine große Chance für die Stadt". Volleth monierte mit Blick auf OB Florian Janik, dass die Stadt ansonsten bei innovativen Entwicklungen meist vorne mitspiele, in dieser Sache aber fehle doch "ein sichtbares Zeichen."

Der Verkehr als Problem

Eine gänzlich andere Sicht der Dinge vertrat Felizitas Traub-Eichhorn. Die SPD-Rätin betonte, dass "unser Problem der Verkehr ist, und nicht die E-Mobilität." Denn auch ein E-Auto brauche Platz. Und den habe man in Erlangen einfach nicht. Womit sie auch Zustimmung von anderer Seite erntete. Überhaupt "müssen wir da nicht an der Speerspitze der Bewegung sein."

Ähnliches kam von der Verwaltung. Sie sieht die Lösung der Verkehrsprobleme vor der eigenen Haustür nicht zuerst in der Förderung der Elektromobilität. Stattdessen setzt die Verwaltung "gerade im Innenstadtbereich auf die Förderung des ÖPNV, sowie des Rad- und Fußverkehrs".

Die Stadtregierung möchte sich durchaus nicht einer möglichen Förderung verschließen – im Gegenteil. "Wir gehen davon aus, dass die Stadtwerke förderberechtigt sind", meinte OB Florian Janik. Aber Genaues weiß man noch nicht. Janik jedenfalls ist "zuversichtlich". Bevor der Bund jedoch die begehrten Fördergelder locker macht, möchte er zu dem Antrag unter anderem auch eine "Projektskizze" haben mit vielerlei Informationen. Daran werden die Stadtwerke nun arbeiten mit dem Ziel, das Ganze bis zur nächsten Antragsfrist am 30. April 2019 vorzulegen.

Die Stadtwerke haben derzeit moderne, ökologische Diesel- und Erdgasbusse auf Erlangens Straßen im Einsatz. Und wie schön die Aussichten auf eine geförderte E-Mobilität letztlich auch sind – eine frühzeitige Abschaffung aller konventionell betriebenen Busse sei aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll, wie es hieß. Mehr noch: "Von einem deutlich rascheren und zahlenstärkeren Einstieg in die Elektromobilität bei Bussen raten die Stadtwerke derzeit immer noch ab". Auch weil die Erfahrungen anderer Verkehrsbetriebe teilweise doch sehr ernüchternd sind. Aus Sicht der Stadtwerke sei ein Einstieg und stufenweiser Ausbau der Elektromobilität letztlich der beste Weg, wie es hieß.

 

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