Universität kommt auf den Erlanger Markt

19.4.2018, 15:00 Uhr
Universität kommt auf den Erlanger Markt

© Harald Sippel

Diese Minigolfbahn kommt an. Das haben die Mitarbeiter des Lehrstuhls für Chemische Reaktionstechnik (CRT) der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) bereits bei der vergangenen Nacht der Wissenschaften bemerkt: "Die Anlage hat bei unserem Stand wie ein Magnet auf die Besucher gewirkt", erinnert sich der Doktorand.

Auf diese Anziehungskraft setzen die wissenschaftlichen Mitarbeiter nun auch bei den sogenannten Markttagen des Wissens: An drei Samstagen präsentieren Forscher der FAU in Erlangen, Fürth und Nürnberg ihre Arbeit auf öffentlichen Plätzen, darunter Vinzent Strobel und seine Kollegen.

Die Menschen kommen auf dem Markt zusammenund treffen dort an drei Samstagen, jeweils ab 9 Uhr, in Erlangen (5. Mai, Markt-und Schlossplatz), Fürth (26. Mai, Bahnhofplatz) und Nürnberg (9. Juni, Hauptmarkt) auf Wissenschaftler und ihre Forschungsarbeiten.

Mega und Nano

An den Veranstaltungen nehmen dutzende Forscher mit mehr als 20 Marktständen aus diversen Disziplinen teil. Die FAU-Beschäftigten stellen unter verschiedenen Mottos ihre Arbeit vor: etwa "Mega und Nano", "Vergangenheit und Zukunft" oder "Leben und Tod". Den Markttag in Erlangen eröffnen FAU-Präsident Prof. Joachim Hornegger und OB Florian Janik um 10 Uhr, anwesend sind auch Sponsorenvertreter des Jubiläums.

Als besondere Beigabe gibt es an den drei Samstagen auch noch spezielle Forschersprechstunden unter dem Titel "Rent a prof" ("Miete einen Prof"). Hier können Interessierte Hochschullehrer für etwa 20 Minuten auf ein Getränk einladen und sie das fragen, was ihnen auf den Nägeln brennt. 

Das Ziel der ungewöhnlichen Veranstaltungsreihe, mit der die FAU ihr 275. Jubiläum begeht, ist es, einem breiten Publikum zu zeigen, woran (und weshalb) FAU-Wissenschaftler gerade arbeiten. Da bietet sich eine Minigolfbahn zu Demonstrationszwecken für die Katalyse, die im Forschungszentrum des CRT steht, geradezu an, betont der 30-Jährige. Denn Katalyse bleibt ein abstrakter Begriff, den man aber mit einer Art "katalytischem Minigolf" darstellen könne: "Das Grundprinzip lässt sich an der Bahn gut erläutern", betont Strobel. Die Idee dazu hatten übrigens Forscherkollegen in Berlin.

Wissenschaft Minigolf

Der Abschlag beim Minigolf ist quasi das Ausgangsprodukt und das Loch im Ziel das gewünschte Produkt. Es gibt einen Weg über den hohen Berg, der steht für den unkatalysierten Weg. Spielt man den Ball über den katalysierten Weg mit den niedrigeren Hindernissen, merkt man gleich: Da braucht man weniger Kraft. "So ist es auch in der Chemie; mit einem geeigneten Katalysator braucht man weniger Energie für dasselbe Ergebnis." Damit könne man erklären, was Katalysatoren sind: nämlich Stoffe, die in sehr kleinen Mengen zu einer chemischen Reaktion hinzugegeben werden und dort idealerweise zwei Dinge ermöglichen. Zum einen die gewünschte Reaktion beschleunigen, das also mehr von einem Stoff hergestellt wird. Zum anderen, dass möglichst nur das Produkt entsteht, das man haben will. "Oft finden mehrere chemische Reaktionen statt, man will aber nur eine", sagt Strobel, "und da hilft ein Katalysator."

Was Strobel mit Hilfe der Minigolfbahn im EN-Gespräch verständlich erläutert, wird er an den drei Markttagen wiederholen, den Auftakt macht die Veranstaltung am 5. Mai in Erlangen. "Wir hoffen, dass vor allem Kinder an unseren Stand kommen und wir über das Spielen mit den Eltern und älteren Geschwistern ins Gespräch kommen; wenn sich der ein oder andere dann über unsere Forschung erkundigt und es uns gelingt, diese auch nahezubringen, dann hat sich der Tag für mich schon gelohnt."

Themen aus der Energiewende

Strobel hält diese Vermittlungsarbeit für sehr wichtig. Er selbst ist ohnehin für die Öffentlichkeitsarbeit seines Lehrstuhls zuständig, bezeichnet sich daher als "Überzeugungstäter", wenn es um die Darstellung nach außen geht. "Ich würde gerne zeigen, dass Wissenschaft nicht abgehoben ist." Gerade mit Blick auf die Steuergelder, die für Forschung ausgegeben werden, seien Initiativen wie die Markttage eine gute Möglichkeit zu zeigen, worum es in der FAU geht. Wobei es sein Lehrstuhl mit der Veranschaulichung wohl etwas leichter hat, vermutet er, als etwa Sprachwissenschaftler, die an Texten und Interpretationen forschen.

"Ganz spannend und direkt aus unserer aktuellen Forschung sind etwa viele Themen aus der Energiewende", sagt Strobel. In einer Brennstoffzelle ist ein Katalysator oder bei der chemischen Wasserstoffspeicherung. Auch die meisten Alltagsprodukte haben während ihrer Herstellung einen Katalysator gesehen: Benzin an der Tankstelle, Kunststoffe für Verpackungen oder Düngemittel aus Stickstoff.

www.275.fau.de

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