Unverstärkt und frei von Nebenwirkungen

26.5.2015, 18:27 Uhr
Unverstärkt und frei von Nebenwirkungen

© F.: Harald Sippel

Samstagmittag auf dem Entla’s-Keller: Familien haben es sich bequem gemacht und schielen auf den Ochsenbrater-Stand, gesetzte Herren-Runden erörtern die Weltlage, Damen-Kränzchen halten ein Schwätzchen über das soziale Nahfeld, dazwischen wuseln Kinder.

Was auffällt: Es darf geplaudert werden. Das liegt diesmal an den Veldensteiner Musikanten, einem Quintett aus dem Raum Neuhaus. Die fünf Musikanten spielen Klarinette, Trompete, Akkordeon und Tuba. Lautsprecher? Fehlanzeige! Hier ist alles völlig unelektrisch, die Fünf könnten auch bei totalem Stromausfall spielen.

Doch eine Notfallübung ist das nicht, was da vom Kellereck herunterschallt — es ist sehr gepflegte fränkisch-oberpfälzische Blasmusik, die lediglich mit ein paar (Swing-)Hits aus den 50ern des letzten Jahrhunderts aufgepeppt wird. Das machen die Veldensteiner (der Name leitet sich nicht von einer Ortschaft, sondern vom gleichnamigen Forst und der dazugehörigen Burg ab) seit über 15 Jahren so, und gleichwohl klingt hier nichts angestaubt.

Auf dem Entla’s-Keller sind die fünf Musiker, die sich unter der Woche als Werkzeugmacher (Robert Hoffmann, Klarinette) oder als Bahnbeamte (Werner Heiß, Klarinette) verdingen, mehrmals im Jahr – „auf der Bergkirchweih nicht ganz so gern, da geht’s doch etwas hektisch zu“, wie Nollenberger sagt.

Dabei sind die Rhythmen – der Schottische oder der Zwiefache – ja auch keine Schlaftabletten, schließlich müssen die Musiker auch bei Hochzeiten zum Tanz aufspielen und bei anderen Dorfkirchweihen beim Betz’naustanzen die Leute in Schwung bringen.

Hier oben aber ist die Musik die wohlklingende Beilage zum allgemeinen Gemurmel, der wichtigste Hinweis darauf, dass der gefüllte Biergarten einen gewichtigen Anlass hat: die 260. Bergkirchweih. Als nach drei Stunden, so gegen 14 Uhr, die ersten Frühschoppler einem Nickerchen auf dem heimischen Sofa zustreben und einem beständig zunehmenden Strom jugendlicher Berggänger Platz machen, packen auch Akkordeon-Senior Werner Nollenberger und Tuba-Kollege Hans Loos ihre Instrumente ein und steuern erst einmal die Versorgungsstation an.

Drei Stunden brutto für ein hungriges und durstiges Publikum machen selbst hungrig und durstig, und wer so schöne und nebenwirkungsfreie Volksmusik macht, darf sich hinterher auch selbst laben.

Der Lohn? Da muss Werner Heiß schmunzeln: „Natürlich lohnt es sich, am Berg zu spielen. Man trifft so viele Freunde hier.“ Diese Formulierung sollte wohl auch das auf Nebeneinkünfte schielende Finanzamt zufriedenstellen.

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