Viel Temperament traf auf schmeichelnde Kantilenen

28.7.2017, 18:19 Uhr
Viel Temperament traf auf schmeichelnde Kantilenen

© Foto: Harald Hofmann

Großartige Musik hat die Junge Philharmonie Erlangen ihren Hörern versprochen. Selbstverständlich hat das Orchester in seinem Sommerkonzert das Versprechen auch eingehalten. Mit der großen C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert und dem Cello-Konzert e-Moll von Eduard Elgar wurde jedoch keine sommerlich leichte Kost serviert, sondern herausfordernde Stücke, an denen auch professionelle Orchester zu arbeiten haben.

Musikbegeisterte Studenten und Berufseinsteiger, allesamt musikalische Laien, gründeten das Orchester im Jahr 1992. Einen festen Dirigenten gibt es nicht. Bei dem Sommerkonzert stand Gordian Teupke am Pult. Nach diversen Engagements ist Teupke mittlerweile als freischaffender Künstler und als Lehrbeauftragter für Korrepetition in Nürnberg tätig.

Letztes großes Werk

Elgars Cellokonzert ist das letzte große Werk des autodidaktischen Komponisten und stellt einen Eckstein der Cello-Literatur dar. Der Solist des Abends, Valentino Worlitzsch, wurde 1989 in Hannover geboren. Allein für das vergangene Jahr kann er eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorweisen: Preis des Deutschen Musikwettbewerbs und Publikumspreis in Bonn, Bonner Rotary Musikpreis und ein Jahresstipendium der Deutschen Stiftung Musikleben. Dass er nicht nur Cellist, sondern auch Pianist ist, konnte er an dem Konzertabend freilich nicht beweisen. Dafür überzeugte er durch sein unprätentiöses Auftreten, das auf billige Show-Effekte verzichtete. Schon bei den Arpeggien zu Beginn wirkte er inspirierend auf die Bläser, die das Thema übernahmen. Hingebungsvoll und unmanieriert interpretierte er die elegischen Passagen, ohne freilich auf Exaktheit bei den technisch anspruchsvollen Stellen zu verzichten. Für den begeisterten Applaus auch aus dem Orchester bedankte er sich mit einer Bourree aus der 3. Cellosuite von Johann Sebastian Bach.

Die nach der Pause gespielte Schubert-Sinfonie trägt ihren Beinamen "Die Große" völlig zu Recht, denn die Aufführung dauert bei manchen Dirigenten fast eine ganze Stunde. Die berühmten "himmlischen Längen" Schuberts haben hier ihren Ursprung. Die junge Philharmonie war hingegen deutlich schneller. Das mit dem Cellokonzert verbindende Element ist, dass beide Werke die letzten ihres Schöpfers sind und einen melancholischen Charakter haben.

Eher als Vermittler

Während der Dirigent Gordian Teupke im Cellokonzert eher als Vermittler zwischen dem Solisten und dem Orchester wirkte, konnte er bei der Sinfonie seinem Temperament freien Lauf lassen und das Orchester zu Höchstleistungen inspirieren. Das schwere Blech konnte seine Macht dort ausspielen, wo es angebracht war, während die Holzbläser mit schmeichelnden Kantilenen entzückten. Der Unterschied zu der Interpretation durch ein Profiorchester war marginal.

Der tosende Schlussbeifall in der gut besetzten Heinrich-Lades-Halle wurde mit der Mazurka "Brennende Liebe" des Wiener Walzerkomponisten Joseph Strauß belohnt.

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