Vier Gemeinden seit 40 Jahren unter einem Dach

22.8.2018, 17:00 Uhr
Vier Gemeinden seit 40 Jahren unter einem Dach

© Dieter Köchel

"1975 ist’s schon ein wenig heißer geworden", erinnert sich Köhler im Gespräch mit den EN. Er, den die CSU eigentlich schon 1972 in den Gemeinderat schicken wollte, ließ sich erst 1978 auf die Liste heben. "Davor habe ich noch viel zu gern Fußball gespielt", bekennt er, auch wenn er sich politisch interessiert habe. 1975 also sei im Gespräch gewesen, den Landkreis Erlangen aufzulösen. Die Oberlandgemeinden Heroldsberg, Kalchreuth und Eckental sollten dem Landkreis Nürnberger Land zugeschlagen werden, Uttenreuth, Spardorf und Marloffstein nach Erlangen eingemeindet werden.

Dann kam aber alles anders. Das reiche Buckenhof, so Köhler, habe sich — obwohl am nächsten an der Hugenottenstadt dran — erfolgreich gegen die Eingemeindung nach Erlangen gewehrt. Rosenbach, vormals in Gemeindeunion mit Weiher, sollte mit in die VG einbezogen werden. Jedoch die Rosenbacher spielten nicht mit. Sie votierten zu 70 Prozent für den Anschluss an Neunkirchen am Brand, weiß Köhler. Mit Weiher dagegen sei der Eingemeindungsvertrag schon 1975 ausgehandelt worden. "Als Zuckerle haben wir den Fuß- und Radweg nübergebaut."

Gleich 2. Bürgermeister

Dass Köhler die ersten Schritte der Verwaltungsgemeinschaft so hautnah mitbekommen hat, begründet er so: Er sei 1978 in den Gemeinderat gewählt und gleich zum Stellvertreter von Bürgermeister Robert Riedner gekürt worden. "Der Riedner hat mich überallhin mitgenommen", erzählt der Altbürgermeister, aus ganz praktischen Gründen; der Bürgermeister habe keinen Führerschein besessen.

Einer der ersten VG-Schritte war, einen Standort für ein Verwaltungsgebäude zu finden. Dass die VG Uttenreuth heißen würde, war schnell klar, schließlich war Uttenreuth die größte der beteiligten Gemeinden. Aber, kurios genug, Uttenreuth hatte kein Rathaus. Die Gemeinde hatte sich jedoch das Grundstück an der Ecke Erlanger Straße/Marloffsteiner Straße gesichert, und wollte dort das Rathaus bauen. "Das wäre für uns schön zentral gewesen", meint Köhler.

Freilich steht auf diesem Grundstück heute das Gebäude der Sparkasse. Grund war, dass Buckenhof — das mit Pankraz Limmer den ersten VG-Vorsitzenden stellte — und Spardorf sich einen Standort näher an Buckenhof und Spardorf wünschten. So kam es, dass das Verwaltungsgebäude der VG und Uttenreuther Rathaus 1978/79 an der Einmündung der Danziger Straße in die Erlanger Straße gebaut wurde. Und hier wurden die bestehenden Ämter der VG-Gemeinden zusammengeführt. Das heißt, Marloffstein hatte ja gar keine Verwaltung, sondern nur einen "Gmaaschreiber" (Köhler), einen Gemeindeschreiber. Mit der Zusammenlegung sei die Verwaltung nicht kostensparender geworden, denn sie habe ja neue Aufgaben erhalten wie etwa das

Passwesen. "Ich bin nach wie vor ein VG-Fan",sagt Köhler, weil er denke, dass die kleinen Ortsteile so besser vertreten werden. Auch die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden könnten stets auf sachkundige Unterstützung durch die professionelle Verwaltung zählen.

Trotzdem, erzählt der durchaus mit einer gewissen Schlitzohrigkeit ausgestattete Altbürgermeister, "muss sich ein Bürgermeister auch was trauen. So habe Limmer 1984 noch einmal den VG-Vorsitz übernehmen wollen; die Uttenreuther CSU, für die Karl Köhler zum Bürgermeister gewählt worden war, wollte jedoch ihren Mann nach vorne bringen. Darauf habe Limmer ihm das Angebot unterbreitet, er werde ihm. Köhler, zur Mitte der Legislaturperiode (1987) den VG-Vorsitz überlassen. Darauf sei er gegen den Rat seiner CSU eingegangen — und habe Recht behalten. 1987 übernahm Köhler den VG-Vorsitz.

Auch Kampfabstimmungen

In den langen Jahren seiner Amtszeit, berichtet Köhler, habe es leider nicht geklappt, einen gemeinsamen Bauhof einzurichten. Klar, es habe auch die eine oder andere Kampfabstimmung gegeben, etwa zwischen ihm und Buckenhofs Bürgermeister Georg Förster um den VG-Vorsitz.

Ganz sicher ist sich Köhler, dass "die Debatte um die Umgehungsstraße die VG hätte sprengen können". Aber diese Diskussion sei auf Bürgermeister-Ebene, respektive in den Gemeinderäten geblieben und habe so die VG nicht überstrapaziert.

Freilich, bilanziert Köhler für sich, "kann eine Verwaltungsgemeinschaft nur so gut sein, wie die Bürgermeister der Gemeinden miteinander auskommen." Er sei in der Rückschau überzeugt, dass bei allen Unterschieden das zwischenmenschliche Miteinander gut gewesen sei.

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