„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“

21.2.2012, 00:00 Uhr
„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“
„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“

© Mark Johnston

Oberbürgermeister Siegfried Balleis, der Gauck aus einem Kurzurlaub beglückwünschte, erinnerte an eine gemeinsame Begegnung im Frühjahr letzten Jahres, als der frühere Rostocker Pastor, DDR-Bürgerrechtler und Publizist in Erlangen seine Lebenserinnerungen „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ vorstellte. Und sich im Rahmen einer kleinen Gesprächsrunde mit dem OB, dessen Vorgänger Dietmar Hahlweg und weiteren Stadtratsvertretern ins Goldene Buch der Stadt mit den Worten „Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung“ eintrug.

„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“

Solch unmittelbare Erinnerungen an Joachim Gauck haben die meisten Erlanger nicht – viele von ihnen aber eine Meinung. Etwas ambivalent sieht Thomas Vogler, Schulleiter des Erlanger Förderzentrums, die Entwicklung. „Einerseits ist Christian Wulff sicher auch ein Opfer der Medien geworden, andererseits hat er es selbst verschuldet“, sagt er. Gauck als möglichen Nachfolger von Wulff zu ernennen, erscheint Vogler trotzdem als eine „gute Lösung“. Das Land könne „stolz und zufrieden mit einem Präsidenten wie Joachim Gauck sein“, meint der Schulleiter, der dessen überlegte Art schätzt. Auch die Bücher, die der Präsidentschaftskandidat geschrieben hat, könne er sehr empfehlen.

„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“

Etwas hin- und hergerissen über Joachim Gauck ist dagegen Silvia Bulitta. Einerseits sei es etwas irritierend, noch eine Führungsfigur aus Ostdeutschland zu haben, andererseits „ist der Mann als ehemaliger Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde wenigsten sauber“. Insgesamt also eine mehr als passable Lösung.

„Von Joachim Gauck sind neue Impulse für die Demokratie zu erwarten“

Auch Sandra Streng, Hausfrau und Praxisassistentin, ist der Ansicht, dass es in diesen Zeiten nicht ganz einfach sei, einen guten neuen Präsidenten zu finden. „Wir brauchen jemanden, der clever ist, jemanden, der auch mit seiner Vergangenheit unbelastet umgehen kann, weil er weiß, dass er unter Beobachtung der Medien steht.“ Gaucks Vorgänger Wulff habe diesen Test nicht so gut bestanden. In der Politik sei es immer schwerer, „Leute mit einer weißen Weste anzutreffen“.

„Christian Wulff ist absolut unverschämt von der Presse behandelt und abgeschossen worden“, ist die 77-jährige Hildemarie Gloel überzeugt. Sie habe „150-prozentig“ hinter Christian Wulff gestanden – zum künftigen Präsidenten Joachim Gauck hingegen mag ihr nicht viel einfallen.

Gauck eine vernünftige Option für den Präsidentenposten? Bernhard Engelhardt, Erlanger Markthändler, überzeugt die Vorgehensweise nicht: „Letztlich diktiert die Bild-Zeitung, wer Bundespräsident wird“, wettert er, „sie hat schließlich auch Wulff abgeschossen.“ Gauck als Nachfolger habe immerhin den Vorteil, kein Berufspolitiker zu sein – „damit kann er neue Impulse für die Demokratie aussenden. Das wäre dann positiv zu sehen“.

 

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