Von Syrien nach Röttenbach

5.12.2016, 15:45 Uhr
Von Syrien nach Röttenbach

© Ralf Rödel

Es ist mehrere Monate her, da hat Majed Al Sayek das sichere Ufer verlassen. Mit 54 Leidensgenossen steigt er in ein Schlauchboot, das ihn von der Türkei aus übers Mittelmeer in die EU bringen soll. „Dass wir überlebt haben, war wirklich knapp“, sagt der 24-Jährige. Eine griechische Insel ist zum Glück schon nah genug, als das Boot sie nicht mehr richtig tragen kann. Mit dem Zug, dem Bus und zu Fuß reist der junge Mann nach Deutschland weiter. Rund 2500 Euro kostet ihn die Flucht. Das Geld hatte er sich anderthalb Jahre lang in Ägypten erarbeitet, wohin er von Syrien aus geflohen war.

Als die Welt von Majed Al Sayek noch in Ordnung war, hat er in Damaskus Informatik studiert. Ein Jahr lang. Dann zwang der Krieg ihn zur Flucht. Die Familie blieb zurück.

Nach seiner Ankunft in Deutschland kommt der junge Mann zunächst in die Notunterkunft in Hemhofen. Dort bleibt er sechs Wochen lang, bis er als anerkannter Asylbewerber nach Kosbach zieht. Ein klares Ziel hat er immer vor Augen: Er möchte in Erlangen Informatik studieren. Dafür muss er Deutsch lernen.

Und das tut er. „Er saß eigentlich immer mit einem Buch da und hat Wasser getrunken“, sagt Florian Prester. Der Geschäftsführer von seppmed lernt den jungen Syrer beim Altherren-Fußball in Hemhofen kennen. Wenn Majed Al Sayek dort nicht einem Ball hinterherjagt, paukt er Vokabeln. Die beiden Männer kommen ins Gespräch und der Syrer fragt nach der Möglichkeit für ein Praktikum bei seppmed.

„Es war toll“, sagt Maria Prester, ebenfalls Geschäftsführerin bei der Firma für Software-Qualitätssicherung in Röttenbach. „Er hat sofort alle Vorurteile widerlegt, die man hätte haben können.“ Majed sei freundlich, dienstleistungsinteressiert und vor allem engagiert. Sein Vorwissen aus dem Studium und dem Job bei einer Firma für Sicherungssysteme in Ägypten bringt er mit ein, als er im August bei seppmed antritt.

Nebenbei lernt er weiter Deutsch, sein Ziel vor Augen. Dann kommt die Prüfung. Er besteht. Aber leider fehlen ihm drei Punkte, um das nötige Level zu erreichen, das zum Studieren berechtigt.

Wie soll es jetzt weitergehen? Seine Arbeitgeber bei seppmed reagieren. 

Sie bieten dem Geflüchteten eine Festanstellung an. Mit zwei Kollegen betreut er jetzt das hausinterne Netzwerk der Firma, die 160 Mitarbeiter an fünf Standorten in Deutschland beschäftigt. „Es ist toll: Ich kann sehr viel Neues lernen“, sagt Majed Al Sayek.

Auch Maria Prester schwärmt. „Bei uns brennt es gerade eh“, sagt sie. Weil die Firma so schnell wachse und wegen des Fachkräftemangels sei es schwierig, gutes Personal zu finden. Der Syrer sei deshalb ein Glücksgriff.

Majed arbeitet Teilzeit. Wenn er frei hat, lernt er weiter Deutsch. Im Frühjahr kann er noch einmal zur Prüfung antreten. Das Informatik-Studium will er dann im kommenden Wintersemester beginnen.

1 Kommentar