Wannenmacher: Ein letztes Mal Drittliga-Betrieb

9.10.2017, 16:14 Uhr
Wannenmacher: Ein letztes Mal Drittliga-Betrieb

© Foto: Harald Sippel

Das Spiel ist eng, die Halle gut gefüllt, gerade aber ist es kurz ruhig. Maximilian Lux steht an der Siebenmeterlinie, bereit zum Wurf. Seine Teamkollegen versammeln sich am eigenen Kreis. Kurze Zeit zum Durchschnaufen. Zumindest für die meisten. Tobias Wannenmacher hingegen redet eindringlich auf Jakob Hoffmanns ein. Coaching endet unter dem 38-Jährigen eben niemals, nicht einmal, wenn Lux mit seinem Tor zum 11:10 die Hiersemannhalle zum Beben bringt.

Auf unbestimmte Zeit allerdings wird es diese Szene, mitten im Spiel, bei einem Puls von 180, in Erlangen nicht mehr geben. Wannenmacher wird sich nun um die Bundesliga-Mannschaft kümmern, als Trainer. Seine dicke Knie-Bandage wird er erst einmal nicht mehr brauchen. Bereits gestern Abend, direkt im Anschluss an den 31:26-Sieg der U23 gegen den TV Gelnhausen, leitete Wannenmacher das Training der ersten Mannschaft.

Dennoch wollte er unbedingt noch einmal spielen für seine Jungs, seine Handball-Talente, mit denen ihm in der Vorsaison der Aufstieg in die dritte Liga gelungen war. Für Interviews stand der neue Cheftrainer nicht zur Verfügung, erst heute, bei einer offiziellen Pressekonferenz wird er sich äußern. Doch auch sein Weggefährte, U23-Trainer Helmut Hofmann, kann gut beschreiben, warum Wannenmacher nicht so schnell loslassen kann.

"Tobi hat gleich von sich aus gesagt, dass er noch einmal dabei ist. Er hängt natürlich an der Mannschaft. Der Mannschaft verdankt er unter anderem auch diese Chance", sagt Hofmann. "Vergangenes Jahr ist es sehr gut gelaufen. Und auch in diesem Jahr: Wir sind auf den Rückraum-Halbpositionen in der Summe unterbesetzt, aber machen das mit unseren Mitteln wett. Mit den Punkten sind wir sehr zufrieden, auch wenn nicht jedes Spiel grandios war."

Gegen Gelnhausen konnten sich die Erlanger lange nicht absetzen, die erste Halbzeit war umkämpft und ausgeglichen, zur Pause stand es 14:14. "Es war schwer gegen diese Mannschaft, die uns körperlich, von der Kraft her, überlegen war", sagt der Trainer. "Wir mussten das entsprechend kompensieren, und in der zweiten Halbzeit ist das gut gelungen." Über 20:18 (41.), 22:19 (44.) und 25:21 (48.) baute die U23 ihre Führung aus, die Gäste kamen nicht mehr entscheidend heran. Auch dank Tobias Wannenmacher, der im zweiten Durchgang mehr zum Einsatz kam.

"Wo er uns wahnsinnig fehlen wird, ist im Spiel", sagt Hofmann. "Die Einleitung des Gegenstoßspiels — da ist er mit Abstand unser bester Spieler." Johannes Bayer, der nach seiner Rückenverletzung "spätestens in zwei Wochen" zurückkehren wird, könne diese Lücke bedingt füllen. Eins-zu-eins ersetzbar ist der Routinier jedoch nicht. "Es ist sicher schade. Traurig sind alle. Aber es muss nicht in Allem ein Verlust sein."

Die Hoffnung: Bundesliga-Team und U23 arbeiten von nun an verstärkt aufeinander abgestimmt. "Maximilian Lux hat am Montag Krafttraining gemacht. Das hat man dann im Spiel am Dienstag gesehen, der hatte solche Oberschenkel", gibt Hofmann ein Beispiel für mangelhafte Trainingssteuerung. "Man kann Robert (Andersson, d. Red) nichts vorwerfen. Jeder Mensch ist anders. Die Zusammenarbeit war schwer. Er zog es mit der ersten Mannschaft durch." Oft auch ohne Rücksicht auf die U23 beziehungsweise die Spieler, die Einsätze in der Bundesliga und in der dritte Liga hatten.

"Jetzt wollen wir das gemeinsam besser lösen." In den kommenden Wochen wird das mit den zahlreichen Auswärtsspielen noch einmal wichtiger. Der erfahrene Coach jedenfalls will Wannenmacher unterstützen, "für den Verein", wie er sagt. "Interne Lösung sorgen meistens dafür, dass sich das Miteinander verbessert." In der dritten Liga teilen sich nun Helmut Hofmann und Assistent Johannes Heufelder die Trainingsarbeit. "Das ist eine gute Mischung. Johannes macht aktuell viele Lehrgänge, er hat aktuelle Trainingstendenzen. Ich habe dazu doch ein paar Jahre Erfahrung. Natürlich fehlt Tobi. Es war sehr innovativ, wie er das Training angegangen ist."

Auf diesen Effekt hoffen die Verantwortlichen nun wohl auch in der Bundesliga. Die U23 allerdings wird erst einmal ohne Wannenmachers Coaching auskommen müssen. Neben und auf dem Feld.

U23: Walzik, Haßferter; Hoffmanns (6), Lux (11/3), Wannenmacher, Wagner (3), Walz (1), Pelka (19), Gorpishin, Gräsl (2), Schletterer (2), Bissel (4), Hayn (1), Wenzel.

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