Warum die Bergkirchweih kein immaterielles Kulturerbe wird

20.3.2018, 05:59 Uhr
Die Erlanger Bergkirchweih ist mit 1,2 Millionen Besuchern ein Besuchermagnet. Immaterielles Kulturerbe ist sie aber bisher nicht.

© Harald Sippel Die Erlanger Bergkirchweih ist mit 1,2 Millionen Besuchern ein Besuchermagnet. Immaterielles Kulturerbe ist sie aber bisher nicht.

Erlangen hat ein Imageproblem. Wo immer in der Fremde jemand sagt, dass er in Erlangen lebt, muss er erklären, dass Erlangen bei Nürnberg ist. Böse Zungen sagen, dass Erlangen an Siemens liegt. Geschenkt.

Erlangen hat seit 1755 die Bergkirchweih. Rund 1,2 Millionen Besucher kommen jährlich und lassen es sich gut gehen auf den Kellern. Die Bergkirchweih gehört zu Bayern wie die Zugspitze. Bloß außerhalb Bayerns, wo die Erlanger Kirchweih zu den fünf großen Volksfesten zählt, ist die Bergkirchweih weniger bekannt.

Die Stadt könnte das ändern und die Bergkirchweih zur Aufnahme in das "Immaterielle Kulturerbe Bayern" anmelden. Das "Immaterielle Kulturerbe Bayern" ist die bayerische Variante vom UNESCO-Welterbe. Auf dieser immateriellen Liste des Welterbes stehen zum Beispiel der Karneval in Basel oder die Bier-Kultur in Belgien.

Limmersdorf mit Lindenkirchweih vertreten 

In Bayern besteht die Liste des "Immateriellen Kulturerbes" auch aus schönen Traditionen, etwa das Augsburger Friedensfest (gerade wieder höchst aktuell) oder das Feldgeschworenenwesen im Freistaat - und "stellvertretend für Kirchweihfeste in den Städten Frankens" die Michaeliskirchweih in Fürth. Limmersdorf im Landkreis Kulmbach ist keine fränkische Stadt, gefeiert wird trotzdem und zwar in der riesigen Baumkrone der 1686 gepflanzten Linde. Limmersdorf steht mit seiner Lindenkirchweih in der Liste des bayerischen immateriellen Kulturerbes.

Und die Erlanger Bergkirchweih? Lili Marleen wird mehr oder weniger unter Ausschluss der ganz großen Öffentlichkeit gesungen, wenn alljährlich das letzte Fass der Kirchweih "beerdigt" wird.

Ein Brief und ein paar gute Gründe

Die Liste des bayerischen immateriellen Kulturerbes ist die Vorstufe zum deutschen Verzeichnis der Traditionen und des Handwerks. Wer in diesem Verzeichnis steht, kann von der Kultusministerkonferenz und der Bundesregierung zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe vorgeschlagen werden.

Um überhaupt immaterielles Kulturerbe zu werden, muss sich jemand darum bewerben. Für diese Bewerbung gibt es feste Regeln und feste Zeiten. Die nächste Bewerbung zur Aufnahme in das bayerische immaterielle Kulturerbe besteht laut Münchener Kultusministerium "voraussichtlich im Jahr 2019".

Wahrscheinlich hat in der Stadtverwaltung als Veranstalter der Kirchweih wieder niemand Zeit, um die Bergkirchweih als immaterielles Kulturerbe in Bayern anzumelden. Es müssten nur ein Brief geschrieben und ein paar gute Gründe für die Bewerbung beigelegt werden.

Der städtische Pressesprecher Christopher Zwanzig: "Bei allen Veränderungen, die kurz- und mittelfristig auf dem Bergkirchweihgelände notwendig sind, spielt der Denkmalschutz deshalb eine wichtige Rolle. Die Anforderungen an Großveranstaltungen haben sich in den letzten Jahren enorm verändert. Die Vorbereitung und Durchführung der Bergkirchweih, aber auch die langfristige Sicherung des Geländes binden in der Stadtverwaltung große Ressourcen. Die Bewerbung um eine Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes wurde deshalb bisher nicht verfolgt."

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