Weitere 200 Flüchtlinge im Landkreis Erlangen angekündigt

28.7.2015, 14:00 Uhr
Weitere 200 Flüchtlinge im Landkreis Erlangen angekündigt

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Erst vergangenen Mittwoch seien die Flüchtlinge aus Baiersdorf in die rasch zur Erstunterkunft umgebaute Tennishalle in Hemhofen eingezogen. Am Donnerstag bereits habe er das Schreiben der Regierung von Mittelfranken erhalten, dass die zweite Stufe des Notfallplans in Kraft trete. Das bedeute, dass der Landkreis möglichst schnell weitere 200 geeignete Plätze für eine vorübergehende Unterbringung bereitstellen muss.

Nach Gesprächen mit den Bürgermeistern läuft es laut Tritthart wohl darauf hinaus, dass in Hemhofen statt der bisher geplanten 100 bald 180 Flüchtlinge untergebracht werden. Für die übrigen 120 Asylsuchenden wird voraussichtlich Baiersdorf seine Mehrzweckhalle an der Mittelschule bis zum 30. September zur Verfügung stellen.

Tritthart äußerte Unverständnis darüber, dass die mittelfränkischen Kommunen mit Stufe 2 des Notfallplans belastet werden, während andere Bezirke wie Oberpfalz und Unterfranken mit gerade einmal zehn Prozent (laut Umfrage des bayerischen Rundfunks) Erfüllung ihrer Quote dastünden. Nicht nur die Behörden, auch die Helferkreise gerieten mehr und mehr an ihre Grenzen.

Der Landrat bat die Gemeinden darum, sich weiter zu engagieren. „Ich kann nicht mehr nachvollziehen, dass es Menschen gibt, denen die Brisanz des Themas nicht bewusst ist“, erklärte er. Man müsse darauf achten, dass die Stimmung nicht kippe. Daher sei es nötig, die Menschen im Landkreis mitzunehmen und positiv zu informieren, schloss Tritthart.

Ludwig Wahl (FW) sagte als Chef des Gemeindetags im Kreis, „wir Bürgermeister sprechen viel mit Bürgern, um Wohnraum zu schaffen und um Verständnis für die Asylsuchenden zu werben“.

Manfred Bachmayer (Grüne) sagte, dass die Pläne der Staatsregierung für grenznahe Aufnahmeeinrichtungen nicht gerade Rückenwind für eine positive Stimmung gegenüber Flüchtlingen erzeugen. „Wir müssen die Fluchtursachen in den Ländern bekämpfen“, forderte er.

Dagegen betonte Andreas Galster (CSU), dass es eine „Fehlentwicklung ist, wenn Personen aus sicheren Ländern wie dem Balkan zu uns kommen.“ Daher werde zu Recht die Frage gestellt, ob die Flüchtlingsströme nicht die Kommunen überforderten. Auch seine Fraktionskollegen Stefan Müller und Walter Nussel unterstrichen, dass es notwendig sei zu unterscheiden zwischen Menschen aus sicheren Staaten, die man relativ schnell wieder nach Hauses schicken könne, und Menschen, die aus Angst um ihr Leben, wegen Verfolgung und Vertreibung ihr Land verlassen mussten. „Wir können die Probleme der Balkanstaaten nicht auf deutschem Boden lösen“, konstatierte Müller.

Retta Müller-Schimmel forderte weitere Anstrengungen, um Wohnraum zu schaffen. Und Konrad Eitel dankte für die sachliche Diskussion. Er wolle in vielen Dingen nicht widersprechen, es komme aber auch darauf an, „wie wir es sagen“. Im Übrigen gebe es durchaus auch auf dem Balkan existentielle Probleme, etwa für Roma. Immerhin habe auch die Kanzlerin inzwischen erkannt, dass „Deutschland ein Zuwanderungsland ist“. Detailliert schilderte Eitel den täglichen „Kleinkrieg“ um Unsinnigkeiten in Flüchtlingsunterkünften wie etwa acht Trockner in Herzogenaurach, aber keine Wäschespinne.„Wir wissen, dass nicht alles rund läuft“, erwiderte Alexander Tritthart, „aber wir sind bemüht.“

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