Weniger Andrang bei Erlanger Hebammenschule

29.5.2014, 11:51 Uhr
Viel Wert wird auf die praktische Ausbildung der angehenden Hebammen in Erlangen gelegt. Hebammenschule und Frauenklinik kooperieren. Doch  die Zahl der Bewerberinnen bei der Hebammenschule  nimmt ab.

© dpa Viel Wert wird auf die praktische Ausbildung der angehenden Hebammen in Erlangen gelegt. Hebammenschule und Frauenklinik kooperieren. Doch die Zahl der Bewerberinnen bei der Hebammenschule nimmt ab.

Die Hebammenschule ist günstig gelegen. Sie hat ihre Räume genau gegenüber der Frauenklinik des Universitätsklinikums – dort, wo Frauen entbinden. Im Lauf ihrer dreijährigen Ausbildung absolvieren die Schülerinnen 1600 Stunden Theorie an der Hebammenschule und 3000 Praxisstunden an der Frauenklinik, wo sie einen Arbeitsvertrag haben.

Doch wie es weiter geht mit dem Berufsstand der Hebammen, ist derzeit noch unklar. Vor allem für diejenigen, die ihren Beruf in Teilzeit ausüben, ist der hohe Versicherungsbeitrag eine fast unüberwindbare Hürde. Immer mehr Hebammen steigen aus dem Beruf aus. Und die Zahl derjenigen, die einsteigen wollen, geht zurück.

„Wir hatten dieses Jahr 400 Bewerbungen“, sagt Angelika Schrader, die Leiterin der Erlanger Hebammenschule. In früheren Jahren hatte die Einrichtung über 1000 Bewerbungen pro Jahr aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie ist eine von bundesweit 58 und bayernweit sieben Hebammenschulen und bildet in drei Jahrgängen 60 Schülerinnen aus.

Die derzeitige Entwicklung trage dazu bei, dass der Beruf Hebamme für junge Menschen bei der Berufswahl nicht mehr so attraktiv sei, befürchtet Angelika Schrader. Dem Eindruck, dass man überhaupt nicht mehr davon leben könne, widerspricht sie allerdings: „Man kann davon leben, aber er ist unterbezahlt.“

Gesetzlicher Anspruch

Richtig brenzlig werde es jedoch für Kolleginnen, die freiberuflich und mit reduzierter Stundenzahl – weil sie Familie haben – arbeiten. „Sie arbeiten für die Versicherung“, konstatiert Schrader. Den ganzen Berufsstand sieht sie dennoch nicht gefährdet und verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Frauen einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe haben. Etwa die Hälfte der Erlanger Abschlussklasse strebt eine freiberufliche Tätigkeit an. „Viele gehen derzeit nicht in die Geburtshilfe, sondern machen Geburtsvorbereitungskurse, Vorsorge und Nachsorge“, weiß die Leiterin der Hebammenschule.

Wie es 2016 für die Nachwuchshebammen weitergeht, muss sich zeigen. In der Schwebe ist aber auch noch, wie der Beruf und der Weg dorthin sich in Zukunft in Deutschland präsentieren werden. Denn während in vielen europäischen Ländern die Ausbildung bereits auf Bachelorstudiengänge umgestellt wurde, laufen hierzulande – in Bochum und Fulda – Modellstudiengänge für Hebammenwissenschaften, die bis 2017 ausgewertet werden sollen. Dann soll die Entscheidung fallen, ob angehende Hebammen zukünftig studieren werden.

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