Wenn Erlanger Polizeihunde in Rente gehen

25.6.2015, 17:26 Uhr
Wenn Erlanger Polizeihunde in Rente gehen

© Harald Sippel

Für Arthur Engelhard, ehemaliger Polizeihundeführer, gab es im März nur zwei Möglichkeiten: „Entweder einschläfern oder operieren lassen.“ Sein fast elfjähriger Schäferhundrüde Colin hatte Lähmungserscheinungen an den beiden Hinterläufen.

Der ehemalige Polizeischutzhund ist vor drei Jahren mit seinem Hundeführer Engelhard in Rente gegangen. Der Beamte hat 32 Jahre lang für die Erlanger Polizei gearbeitet und kaufte 2003 den acht Monate alten Welpen, der seitdem bei ihm zu Hause lebt.

Nach der Hundeausbildung arbeiteten beide zusammen im Polizeidienst — Engelhard als Ausbildungsleiter und Colin als sein Schutzhund. Für den Polizisten war klar, dass der Vierbeiner auch nach seiner Dienstzeit in der Familie bleibt, wie es schon vorher bei vier von fünf seiner ehemaligen Diensthunden der Fall war. Aber wie das im Alter nun mal so ist, treten auch bei Hunden meist irgendwann gesundheitliche Einschränkungen auf.

Vor etwa zwei Jahren machten sich Probleme an Colins Hinterläufen bemerkbar und nach einigen Untersuchungen wurden im Frühjahr dieses Jahres mehrere alte Bandscheibenvorfälle festgestellt. „Einschläfern war für mich keine Option“, erzählt Engelhard, und so wurde der Hund im März am Rücken operiert. Rund 2300 Euro kostete der Eingriff.

Hier kommt es jetzt zum Problem. Während der kompletten aktiven Dienstzeit der Polizeihunde werden alle anfallenden Kosten von der jeweiligen Behörde gezahlt. Nach deren Aussonderung, meist aus gesundheitlichen Gründen, übernimmt ein Großteil der Diensthundeführer den vierbeinigen Partner, um ihm einen würdigen Lebensabend im vertrauten Umfeld zu bescheren.

Die Kosten, die nach Ende der Dienstzeit für das Tier anfallen, muss der jeweilige Hundeführer in den meisten Bundesländern selbst übernehmen.

In Bayern wird der Unterhalt mit 75 Euro monatlich bezuschusst. „Bei einen gesunden Hund überhaupt kein Problem“, sagt Klaus Gumbrecht, Vorsitzender des Vereins der Polizeihundefreunde, aber wenn neben Futter, Versicherung und Steuern auch noch Tierarztkosten oder Medikamente dazukommen, wird es kritisch.

„Die Polizeihundefreunde e.V.“ unterstützen aktive und ehemalige Diensthundeführer in Form von finanziellen Zuschüssen, wenn für die Gesunderhaltung der pensionierten Tiere Mittel erforderlich sind, die der Besitzer selber nicht tragen kann. „Die Hunde sind wie ein Streifenpartner, auf den man sich jahrelang verlassen hat. Den gibt man nicht weg“, sagt der Vereinsvorsitzende. Auch als sein eigener Diensthund eingeschläfert werden musste, erhielt er finanzielle Unterstützung vom Verein.

Sollte sich ein Hundeführer doch gegen die Übernahme des Vierbeiners entscheiden, wird dieser verkauft. Aufgrund der Kampfausbildung ist es allerdings schwierig, einen passenden Käufer zu finden, denn das Tier kann „nicht einem völlig Fremden übergeben werden“, erklärt Gumbrecht. Er sieht die Diensthunde als Familienmitglieder, auch wenn sie offiziell erst nach der Aussonderung und Übernahme den Hundeführern gehören.

Immerhin leben die belgischen oder deutschen Schäferhunde zwischen zehn und zwölf Jahren bei diesen zu Hause, bis sie schließlich ausgemustert werden.

Auch Colins Operation wurde von den Polizeihundefreunden mit 900 Euro bezuschusst. Das ist die größte Summe, mit der der Verein jemals einen Hundehalter unterstützt hat. Der Rüde hat den Eingriff gut überstanden und „läuft jetzt wieder einigermaßen gut“, freut sich Engelhard.

Spenden sind möglich auf das Konto: Die Polizeihundefreunde e.V. IBAN: DE07765600600001113259 BIC: GENODEF1ANS

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