Wer in Erlangen musizieren will, muss zahlen

3.7.2014, 15:00 Uhr
Wer in Erlangen musizieren will, muss zahlen

© Harald Sippel

Im Sommer vergangenen Jahres hat der Stadtrat die Regeln für die Straßenmusik in Erlangen konkretisiert. Wer in der Fußgängerzone spielen will, wie etwa die Cover-Band „Patchwork acoustic“, der muss zunächst einen Antrag beim Ordnungsamt Erlangen stellen.

Nachdem er eine Genehmigung erworben hat, darf er dann sechs Tage im Monat, für einen Gesamtpreis von zehn Euro musizieren. Diese Tage, wie Barbara Klug vom Ordnungsamt Erlangen erklärt, muss der Antragsteller explizit vereinbaren und einhalten.

Pro Tag dürfen nicht mehr als fünf Musiker oder Musiker-Gruppen unterwegs sein. Die Zahl ist auf die begrenzte Fläche, die in der Erlanger-Innenstadt zur Verfügung steht zurückzuführen. Die Konkurrenz ist groß, das Ordnungsamt erhält häufig mehr Anträge, als es gestatten kann, die knappen Bewilligungen werden dann nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ verteilt. Wer sich also zu spät anmeldet, meint Klug, der muss seinen Terminplan entsprechend anpassen.

Freude oder Ärgernis?

„Patchwork acoustic“ macht nicht zum ersten Mal Straßenmusik, aber erstmals in Erlangen. Die fünfköpfige Band hatte Glück und hat auch kurzfristig noch eine Genehmigung bekommen. In der Fußgängerzone zu spielen ist für sie auch eine Werbeaktion, vor allem aber musizieren sie aus „Spaß an der Freude“.

Freude verursacht Straßenmusik allerdings nicht bei jedermann. Musikanten sind grundsätzlich verpflichtet alle 30 Minuten ihren Standort zu wechseln, um die Anwohner zu schonen und mehr Abwechslung zu schaffen.

Trotzdem spielen zu viele von ihnen, teilweise auch ohne Genehmigung, stundenlang in einem kleinen Gebiet und sorgen dadurch immer wieder für Beschwerden beim Ordnungsamt.

In München wird geprüft

Mit verärgerten Anwohnern hatte „Patchwork acoustic“ bisher nicht zu tun. Sie loben die „ganz entspannte“ Atmosphäre und das angenehme Publikum in Erlangen. Die erforderlichen Gebühren empfinden sie als „okay“, können sich aber nicht vorstellen ihren Lebensunterhalt mit den Einnahmen zu bestreiten. Die zehn Euro verdienen sie problemlos wieder, „vielleicht noch die Parkhausgebühren und einen Kaffee“ meinen sie und lachen. Ungünstig sei nur, dass es keine Genehmigung für einen Tag gebe, sondern immer gleich für sechs Tage gezahlt werden müsse. Die Band plant auch in Zukunft wieder in Erlangen zu spielen.

Die ideale Vorstellung einer sowohl lebendigen, als auch disziplinierten Stadt stellt die zuständigen Beamten vor eine Herausforderung. Ein möglicher Lösungsansatz: In München müssen die Straßenmusikanten eine Prüfung ablegen. Nur wenn die Qualität ihrer Musik überzeugt, erhalten sie eine Genehmigung.

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