"Wer länger offen hat, hat mehr Kosten"

28.11.2014, 14:20 Uhr
Sonn- und Feiertage sollten bei den Ladenschlusszeiten außen vor bleiben, meint Plattenhändler Peter Bongartz aus Erlangen.

© Björn Bischoff Sonn- und Feiertage sollten bei den Ladenschlusszeiten außen vor bleiben, meint Plattenhändler Peter Bongartz aus Erlangen.

Herr Bongartz, nutzen Sie verkaufsoffene Sonntag zum Einkaufen?

Bongartz:
Zum Einkaufen? Ich arbeite an verkaufsoffenen Sonntagen. (Lacht.) Nein, ich kaufe an diesen Tagen nicht ein. Ich finde es aber ganz schön – zwei Mal im Jahr.

Haben denn verkaufsoffene Sonntage oder Aktionen wie die Erlanger Sternennacht einen Effekt auf den Einzelhandel?

Bongartz:
Die Sternennacht dieses Jahr liegt auf dem Freitag vor dem ersten Advent. Das halte ich für sehr ungünstig, um ehrlich zu sein. Es gibt dafür zwar einen Grund, aber ich persönlich stelle mir unter einer Sternennacht das Flanieren in einer lauen Sommernacht vor. Früher war das im Mai, das Wetter war schön und hatte einen Effekt. Die Leute sind dann entspannt, lassen sich ein bisschen mehr treiben. Es gibt aber nur einen Effekt, wenn es etwas Besonderes ist. Wenn es immer ist, dann ist es eben immer. Früher gab es beim langen Donnerstag einen Effekt, jetzt haben alle Läden bis 20 Uhr offen – der Effekt ist weg.

Würde es aus Ihrer Sicht Sinn machen, das Ladenschlussgesetz in Bayern zu lockern?

Bongartz:
Ich würde es lockern, wenn man dabei ein paar Dinge beachtet. Sonn- und Feiertage sollten außen vor bleiben. Das ist wichtig. Es ist wichtig für eine Gesellschaft, dass es Wellen gibt und nicht alles immer gleich ist. Auf der anderen Seite kann man als Laden vielleicht auf manche Sachen mit einem lockeren Ladenschluss einfacher reagieren, wenn man tolle Ideen hat. Es wird aber auch dazu führen, dass die großen Ketten immer mehr offen haben werden – und das auf den Rücken der dort arbeitenden Menschen, der Steuer oder den Preisen.

Können Sie das vielleicht konkretisieren?

Bongartz:
Wenn man länger offen hat, hat man mehr Kosten. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Es braucht mehr Personal, mehr Strom – dadurch gibt es aber nicht mehr Umsatz. Alle Verlängerungen der Öffnungszeiten bis hierhin haben nicht zu mehr Umsatz im gesamten Einzelhandel geführt, sondern nur zu einer Verteilung des Umsatzes. Normalerweise braucht man mehr Personal, weil man nicht das Personal noch besser bezahlt und dann bleiben die Leute noch länger. Niemand will 60 bis 70 Stunden arbeiten. Man hat dann ganz komische Arbeitszeiten, die nicht sehr attraktiv sind und nicht sehr nett. Und über kurz oder lang kann man das nur holen, wenn man die Preise erhöht. Und das will niemand. Auch nicht der Handel.

Wenn Sie Ihren Laden bis Mitternacht öffnen könnten, würden Sie es tun?

Bongartz:
Nur zu ganz besonderen Events. Ich würde es vielleicht für ein, zwei Veranstaltungen im Jahr nutzen – Mitternachtsverkauf oder so was. Ich würde aber normalerweise weiterhin Öffnungszeiten haben, die den jetzigen Zeiten sehr ähnlich sind.

Viele Leute argumentieren, dass ihre Arbeitszeiten immer flexibler sein müssen – und deswegen der Handel bei seinen Ladenöffnungszeiten auch flexibel werden sollte.

Bongartz:
Das drehe ich um: Der Handel hat in den ganzen letzten Jahren immer flexibel auf diese Argumentation reagiert, er hat so lange geöffnet wie nie. Unser Laden hat 54 Stunden offen in der Woche, die meisten Menschen arbeiten zwischen 30 und 40 Stunden in der Woche.

Selbst wenn sie 40 Stunden arbeiten, bleiben 14 Stunden in der Woche, in denen sie zu uns kommen könnten. Auch im Handel arbeiten übrigens Menschen, auch die müssen ihre Winterreifen aufziehen, ihren Personalausweis verlängern und einkaufen. Gleichzeitig sind so gut wie alle Läden über Telefon oder Mail zu erreichen. Wenn man es gar nicht schafft, kann man mit einem Laden in Kontakt treten – und der wird dann eine Lösung finden.

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