WG zweier Ehe-Krüppel

31.7.2009, 00:00 Uhr

«Ein seltsames Paar» ist ein Klassiker des Genres «Boulevardkomödie», sein Autor Neil Simon ein bewunderungswürdiger Meister dieser Gattung. Die im Übrigen nicht unbedingt für tiefer gelegte Blödel-Bespaßung stehen muss, wenn sich - wie im vorliegenden Fall - talentierte Mimen voll Bosheit funkelnde Dialoge scharfzüngig um die Ohren hauen. Thomas Renner (Felix) und Daniel Rothenbücher (Oskar) sind natürlich nicht Jack Lemmon und Walter Matthau aus der 1967er-Verfilmung des Sujets, aber für die Kammerspiel-Aufführung in den beengten Raum-Verhältnissen der diesen Theaterabend veranstaltenden AMV Fridericiana in der Glückstraße bestens geeignet. Oder anders ausgedrückt: Da haben zwei Erz-Komödianten ihren Stoff gefunden.

Den sie darüber hinaus sogar gemeinsam inszeniert haben. Wie Thomas Renner den hyperneurotischen und kaum zu ertragenden Spießer Felix in Szene setzt, changiert köstlich zwischen fataler Akkuratesse und enervierender Weinerlichkeit.

Kontrolliert gespielter Mix

Daniel Rothenbücher hält dem einen beeindruckend kontrolliert gespielten Mix aus unterdrückter Wut und resignierendem Fatalismus entgegen. Hochtourige Szenen aus einer aus der Not geborenen Männer-WG zweier Ehe-Krüppel, die charakterlich höchst verschieden und deshalb auch nicht kompatibel sind. Für kurzzeitige Ablenkung sorgen die nachbarlichen «Turteltaubenschwestern», von Carola Preiss und Denise Huth als nicht sonderlich helle, dauergiggelnde Dämchen klasse verkörpert.

Die beiden schauspielernden Regisseure halten die Sache permanent unter Dampf und tappen auch nicht in die sich durchaus häufig anbietende Klamauk-Falle – also alles im situationskomischen Lot. An Jack und Walter erinnert da nur noch der Klingelton von Oskars Handy – es ist die Titelmusik aus dem Film. MANFRED KOCH