Wie aus etwas Schrecklichem Schönes entsteht

19.7.2017, 13:00 Uhr
Wie aus etwas Schrecklichem Schönes entsteht

© Harald Sippel

Ein "Brustwerk", das ist eine halbrunde Stofftasche, die Rundung besteht durch Stärkung des Stoffes, meist ist es aus Baumwolle, Taft oder Spitze gemacht.

Diese Alternative zur herkömmlichen Silikon-Brustprothese, die betroffene Patientinnen nach der Mastektomie erhalten, das heißt, der Entfernung einer von Krebs betroffenen Brust, ist farbenfroh, leicht und aus angenehmen Materialien. Die Besonderheit ist aber, dass das "Brustwerk" gleichzeitig eine Tasche beinhaltet, mit Reißverschluss kann man es öffnen und kleinere Dinge darin verstauen.

Herstellerin Daniela Oelmann kam auf die Idee, nachdem jemand in ihrer Familie überraschend erkrankte, und die Betroffene sich partout nicht mit der "hühnerbrustähnlichen Prothese" anfreunden wollte.

Die "Brustwerke" sind für Frauen gedacht, die keinen Wiederaufbau der entnommenen Brust unternehmen wollen, oder die eine Übergangszeit einplanen. Ein Aufbau mit Eigengewebe wird zwar oft durchgeführt, ist aber risikoreich, da der Krebs so wiederkehren kann, außerdem ist der Körper nach Chemotherapie und OPs sehr geschwächt und verkraftet einen Wiederaufbau der Brust nicht leicht.

So kommt das "Brustwerk" ins Spiel: "Frauen mögen Täschchen", möchte Daniela Oelmann das Thema auflockern. Allerdings gibt sie zu, dass sie als Nichtbetroffene durchaus unsicher ist, wie sie an erkrankte Frauen mit ihrem Produkt herantreten soll. Schließlich sei das Thema doch alles andere als einfach. Im Kampf gegen Brustkrebs reagiert jeder anders, manche gehen offensiv damit um, sprechen darüber, andere möchten am liebsten, dass niemand davon weiß.

Doch sollte dieses Thema aus der Tabu-Ecke herausgeholt werden, findet Oelmann: "Viele Frauen aus anderen Ländern zeigen sich in sozialen Medien selbstbewusst so, wie sie sind und kämpfen gegen das Bild ,keine Brust – keine Frau‘ bewusst an."

In Deutschland werde tendenziell mehr totgeschwiegen und das sei nicht unbedingt eine Erleichterung für die Patientinnen. Denn wenn es viel wichtigere Probleme gibt, sollte das Aussehen nicht auch noch zum Problem werden.

Die "Brustwerke" erfreuen sich bis jetzt reger Beliebtheit bei Patientinnen, die Idee kommt auch bei Ärzten und Krankenhäusern gut an. Das Ganze soll ein Angebot sein, soll Krebspatientinnen "Spaß machen", so Oelmann, wenn sie sich ihr persönliches handgefertigtes Brustwerk aussuchen können.

"Der praktische Aspekt der Tasche kann vielfältig genutzt werden, für Schmink-Utensilien, auf Reisen, auch für Medikamente", erklärt Oelmann. Sie hofft, dass sie Frauen in einer schweren Zeit eine kleine Erleichterung und Freude bereiten kann.

http://www.Brustwerk.de

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