Wie steht es um die Zukunft der Erlanger "Hupfla"?

24.11.2018, 07:00 Uhr
Wie steht es um die Zukunft der Erlanger

© Harald Sippel

Die Schaffung eines Erinnerungsortes ist in den Augen mancher Bürger längst überfällig. Eine Schande sei es, dass in Erlangen 70 Jahre lang nichts gemacht worden sei, meldete sich bei der Podiumsdiskussion ein solcher Bürger zu Wort. Vergessen, verdrängt und wieder vergessen – das sei schrecklich gewesen, sagte Werner Lutz. Er ist einer der Initiatoren einer Unterschriftenaktion, mit der der Abriss des Gebäudes verhindert werden soll, in dem in der NS-Zeit die psychiatrische Uniklinik untergebracht war. Um die 1000 Unterschriften hat die Initiative bereits gesammelt, und sie fand an diesem Abend noch mehr Zuspruch.

Dass in der Öffentlichkeit Informationen kursieren, die die Tatsachen nur teilweise widerspiegeln, zeigte danach die Wortmeldung eines anderen Bürgers. Die Veranstaltung komme viel zu spät, der Teilabriss sei beschlossene Sache.

Dies ist jedoch nur teilweise richtig. Was es bisher gibt, sind Willensbekundungen — die selbstverständlich schwerwiegend sind — von Seiten des Universitätsklinikums. "Wir haben das Gelände nach abgestimmten, langfristigen Plänen gestaltet und wollen, ja, wir müssen es nun weiter nutzen", hatte der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Erlangen, Prof. Heinrich Iro, an diesem Abend kurz zuvor gesagt. In Architektenwettbewerben sei auch der Erhalt des nördlichen Kopfbaus gründlich geprüft, aber in Anbetracht der Wettbewerbsergebnisse als nicht durchführbar zurückgestellt worden, führte er aus.

Fast nichts auf dem Weg

Nach Informationen unserer Zeitung verhielt es sich bei dem Wettbewerb, der bereits 2009 durchgeführt wurde, jedoch vielmehr so, dass der Erhalt des Baudenkmals in der Wettbewerbsausschreibung gar nicht gefordert war. Es ist anzunehmen, dass er demzufolge auch nicht "gründlich geprüft" wurde.

Wesentlicher Teil der Wettbewerbsausschreibung war hingegen, dass die Gebäude aus Betreibersicht an bestehende Gebäude angeschlossen werden müssten. Diese damalige Nutzervorgabe jedenfalls ist heute kritisch zu hinterfragen.

Wirklich auf den Weg gebracht aber ist bisher fast nichts. Bislang liegt für das gesamte Gebäude noch kein Bauantrag vor. Auf EN-Nachfrage ist bei der Stadt zu erfahren, dass eine Bauvoranfrage für den Abbruch eines kleinen Teilbereichs des Westflügels genehmigt wurde. Die Max-Planck-Gesellschaft will ein "Zentrum für Physik und Medizin" errichten. Eine zweite Bauvoranfrage für den Abbruch eines größeren Bereichs des Westflügels wurde zunächst negativ beschieden. Inzwischen liegt eine zweite Voranfrage auf Abriss mit erweiterter Begründung vor, die von der städtischen Bauaufsicht derzeit geprüft wird.

Beschlüsse zu Bauvoranfragen sind zwar rechtlich bindend, schließen aber nicht aus, dass Baukörper kleiner gemacht oder gar verschoben bzw. an anderer Stelle gebaut werden. Und während der von den Abriss-Befürwortern gern zitierte Landesdenkmalrat, der den Uni-Interessen Vorrang gab, ein politisch dominiertes Gremium ist, ist schwer vorstellbar, dass sich das Landesamt für Denkmalpflege nicht klar gegen einen Abriss des Gebäudes ausspricht: eines Denkmals im spätklassizistischen Stil.

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