Würdigung zweier Erlanger Malerinnen

1.3.2017, 09:00 Uhr
Würdigung zweier Erlanger Malerinnen

© Horst Linke

Bevorzugtes Motiv von Jutta Cuntze und Erika Wiener ist die Landschaft, nicht zuletzt die fränkische, für die sie einen jeweils eigenständigen Blick gefunden haben. Zwei unterschiedliche Ansichten auf das Wesen der Naturlandschaft und ihres kulturellen Wandels, die nicht miteinander konkurrieren, sondern sich durchaus zum Dialog zwischen zwei Werken entwickeln.

In der Landschaft Jutta Cuntzes ist, wie in den Erinnerungen an die Kindheit, ewiger Sommer. Die Bildoberfläche ist eine einzige leuchtende Farbigkeit, die aus sich selbst ihr eigenes Licht zu spenden scheint. Im Bild einer Hagebuttenhecke oder in Gartenansichten sind die Details der botanischen Wirklichkeit zwanglos in eine Impression des Lichtes verwandelt, ohne ihren gegenständlichen Ursprung gänzlich aufzugeben.

Formale Strenge

Erika Wiener dagegen ist vorzüglich am tektonischen Aufbau der Landschaft, vorzüglich im Hochgebirge, interessiert. Die Schichtungen der Felsen reflektieren das Licht in Form von miteinander korrespondierenden Farbflächen, die als prismatische Lichtbrechungen erscheinen. Sie entdeckt eine in der Landschaft verborgene geometrische Struktur.

Die formale Strenge der Komposition ist Ausdruck einer verstärkten Distanz gegenüber den natürlichen Zufälligkeiten des Motivs.

Die Differenz zwischen der geordneten Wirklichkeit der Bilder und der kontingenten Natur gestaltet Erika Wiener im Motiv des Blicks aus dem Fenster, das nicht zufällig ein Lieblingsmotiv der Romantik gewesen ist.

Durchaus dem Vorbild Caspar David Friedrichs folgend, gelingt es ihr, das Motiv nahezu zum Verschwinden zu bringen und in den Zufälligkeiten der Monotypie das ursprüngliche Geheimnis der Landschaft wieder zum Leben zu erwecken.

Es geht um zwei Ansichten der Natur. Der Versuch, eine verborgene Wirklichkeit zu enträtseln, konzipiert eine wissenschaftliche Welt, in der alle sinnliche Wahrnehmung sich als Irrtum gegenüber den unsichtbaren Naturgesetzen erweist.

Die von Jutta Cuntze zur Meisterschaft entwickelte Aquarellmalerei lebt von der Überzeugung, dass die Wirklichkeit unmittelbar erfahrbar und durch Kunst zu vermitteln ist. Diesen ästhetischen Glaubenssatz gegen die physikalischen Gesetze Newtons hat der englische Philosoph George Berkelay formuliert: "Ihr könnt Euch nicht irren."

 

Zwei Rückblicke zum Achtzigsten. Jutta Cuntze und Erika Wiener. Kunstmuseum im Loewenichschen Palais, Nürnberger Straße 9. Bis 26. März, Mo., Fr., Sa., So. 11 bis 15 Uhr, Do. 16 bis 20 Uhr.

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