Zarter Geigenton und explosives Finale

12.5.2017, 19:34 Uhr

Solokonzert und Symphonie, das sind zwei von mehreren Säulen, auf denen das großartige Gebäude steht, in dem die Musik Ludwig van Beethovens beheimatet ist. Für die im Konzert in der Ladeshalle versammelten Freunde seiner genialen Kompositionen war es ein besonderes Erlebnis, dass die Bamberger Symphoniker zwei der bedeutendsten Werke aus diesen Bereichen präsentierten, nämlich das berühmte Violinkonzert in D-Dur und die Mythen umrankte "Eroica"-Symphonie.

Zu Beginn gab es jedoch ein avantgardistisches Pauken-Spektakel des amerikanischen Komponisten Elliot Carter aus seiner achtsätzigen Suite für vier Schlaginstrumente. Robert Cürlis, ein versierter Perkussionist, der diffizile Schlag-Techniken souverän beherrscht, bot auf seinen vier Pauken einige raffiniert gestaltete Klanggebilde dar.

Nach der Uraufführung im Jahr 1806 wurde es nur selten gespielt, heute gilt es als eines der populärsten Werke: Beethovens großes, epochales Violinkonzert, das sich wegen seines neuartigen sinfonischen Stils, vor allem gekennzeichnet durch Gleichberechtigung und Verzahnung von Instrument und Orchester, vom traditionellen Virtuosen-Konzert der zeitgenössischen französischen Violinschule a la Viotti unterscheidet. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich es zum entscheidenden Werk seiner Gattung, an dem keiner, der für dieses Instrument komponiert hat, mehr vorbei kam.

Absolute Werktreue

Frank Peter Zimmermann, der zu den brillantesten, um absolute Werktreue bemühten Musikern seiner Generation zählt, spielte, ja zelebrierte dieses dreiteilige Konzert auf atemberaubende Weise, kompetent und höchst einfühlsam, begleitet von den Bambergern unter Leitung des vorzüglich agierenden Manfred Honeck. Mit dem berühmten durchgängigen Pauken-Motiv in der Exposition, seiner Ausformung und Weiterentwicklung begann das Orchester, in dem die Bläserfraktion sehr dominant wirkte. Das Eingangsmotiv griff der völlig unprätentiös auftretende Solist Frank Peter Zimmermann auf, der seine Partie in unglaublich berührender Weise entwickelte und sie im gegenseitigen Zusammen- und Wechselspiel mit den Musikern des Orchesters vertiefte.

Sein zarter, inniger, emotional berührender Geigenton – vor allem in den hohen Lagen – und die technisch und musikalisch in gleicher Weise perfekte, den Gehalt des Werkes auslotende Interpretation, waren sensationell. Er gestaltete den ersten Satz sehr empfindsam und ausdrucksstark, ebenso das folgende kantable Larghetto, und er spielte das schwungvolle Rondo-Finale temperamentvoll und rhythmisch pointiert mit spektakulären Doppelgriffen. Beifallsstürme des Erlanger Publikums honorierten die außerordentliche Leistung dieses Virtuosen, der sich mit einer Rachmaninow-Etüde bedankte.

Tiefer Eindruck

Nach der Pause kamen die Bamberger Symphoniker mit ihrem äußerst temperamentvoll agierenden Dirigenten Manfred Honeck voll zur Geltung, als sie sich mit Beethovens Jahrhundertwerk, seiner gewaltigen, mit politisch-musikalischen Bezügen zur Französischen Revolution ausgestatteten dritten Symphonie so intensiv auseinander setzten, dass diese geniale Musik einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern hinterließ. Der gesamte, auf allen Positionen hervorragend besetzte Orchesterapparat gestaltete die vier, raffiniert ineinander verwobenen Sätze der "Eroica" hervorragend, wenn auch sehr mächtig. Vom gewaltigen, mit zwei Orchesterschlägen beginnenden, dynamischen Allegro con brio des ersten Satzes über den tiefsinnigen, an französischen Vorbildern sich orientierenden, ergreifenden Trauermarsch, dem rasanten, stürmischen Scherzo bis zum ungestümen, geradezu explosiven Finale: Dem gut aufeinander abgestimmten Orchester mit seinem massiven Bläsereinsatz gelang es, dieses komplexe, hochdramatische, musikalische Geflecht transparent zu machen und es durch sein engagiertes, konzentriertes Spiel dem Publikum auf überzeugende Weise zu vermitteln.

Unter der präzisen Leitung des renommierten Dirigenten Manfred Honeck blühte das Wunderwerk der Wiener Klassik mit seinen höchst unterschiedlichen, raffiniert und kompliziert gestalteten Sätzen vor den Augen der Zuhörer auf.

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