Zehn Millionen Dollar gegen den Welthunger

22.12.2014, 07:05 Uhr
Zehn Millionen Dollar gegen den Welthunger

© Bernd Böhner

Maniok oder auch Cassava genannt ist in Europa kaum bekannt. Es ist eine Wurzelpflanze und nach Reis und Mais für Menschen die weltweit drittgrößte Quelle von pflanzlichen Kohlenhydraten. Maniok ist sehr robust und gedeiht am besten in tropischem Klima. Eine Dürre macht ihr nichts aus, sie wächst dennoch weiter.

Das macht sie für die Menschen in Afrika so wichtig. Da aber die Bauern, die diese Pflanze anbauen, sehr arm sind, lässt sich, beispielsweise mit teurem Dünger, kein Geld verdienen. „Aus diesem Grund ist Maniok auch kaum erforscht“, sagt Professor Uwe Sonnewald, Leiter des Lehrstuhls für Biochemie an der FAU.

Nigeria ist der größte Maniokproduzent weltweit und das erste Ziel von Prof. Sonnewald auf seiner Suche nach Kooperationspartnern. „Im Februar geht es dann auch nach Uganda“, erzählt er. „Wir werden vor Ort mit Züchtern sprechen, denn im Endeffekt sollen von unserer Forschung Kleinbauern profitieren. Die „Bill & Melinda Gates Foundation“ will ja keine industrielle Forschung“.

Fünf Jahre lang Forschung

Die Foundation des Microsoft-Gründers Bill Gates und seiner Frau ist mit 36,2 Milliarden US-Dollar Stiftungskapital die mit Abstand größte Privatstiftung der Welt. Mit zehn Millionen Dollar, etwa acht Millionen Euro, die Prof. Sonnewald nun verwaltet und an seine Kooperationspartner verteilt, soll fünf Jahre lang geforscht werden.

In dieser Pilotphase gilt es herauszufinden, ob genetische Erkenntnisse, die bereits bei Getreide und Kartoffeln zu einem deutlich höheren Ertrag geführt haben, auch bei Maniok eingesetzt werden können. Das Forscherteam um Prof. Sonnewald hofft dann auf eine Anschlussfinanzierung über weitere fünf oder zehn Jahre, damit die Züchter und Bauern vor Ort auch wirklich von den Ergebnissen profitieren können.

Was das Projekt außerdem so spannend macht, ist aus Sicht des 55-Jährigen die Mischung aus Grundlagenforschung und Innovation. In der Praxis heißt das für das internationale Team um Prof. Sonnewald, dass erst nach gründlicher Erforschung der Pflanze damit fortgefahren werden kann, sie effektiver nutzbar zu machen.

Maniok ist neben der Kartoffel ein hervorragender Stärkespeicher, und nun gilt es herauszufinden, was die Wurzeln dazu bringt, sich besser oder schlechter zu entwickeln. Auf dieser Grundlage, so der Plan, soll eine Strategie erarbeitet werden, wie die Züchter und Bauern vor Ort ihren Ertrag verbessern.

Im Dienst der Hungerbekämpfung

Kartoffeln dagegen sind, anders als Maniok, für einen Anbau in tropischem Klima nicht geeignet. Der Ertrag wäre zu gering, die Anfälligkeit für bestimmte Schädlinge zu groß. Dennoch war es die in den USA und Europa so beliebte Knolle, weshalb die Bill & Melinda Gates-Stiftung auf Uwe Sonnewald aufmerksam wurde – genauer gesagt waren es seine Arbeiten zur Ertragssteigerung von Kartoffeln.

Ein Mitarbeiter kam auf den Biochemiker zu und fragte ihn, ob er seine Forschung auch in den Dienst der Hungerbekämpfung in Afrika stellen wolle. „Natürlich habe ich da sofort zugesagt“, sagt Sonnewald. „So habe ich nicht nur die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen und eine wichtige Pflanze zu verbessern, sondern kann vor allem Menschen helfen.“

Und da diese Stiftung finanziell „einen sehr langen Atem hat“, wie Sonnewald unterstreicht, und sich durch ihre Förderung nicht gleichzeitig selbst finanzieren muss, sind Patentfragen auch kein Thema. Wer für die Gates-Stiftung arbeitet, muss seine Ergebnisse jedem kostenlos zur Verfügung stellen.

Hunger lässt sich also wohl am besten bekämpfen, wenn man nicht versuchen muss, damit Geld zu verdienen.

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