Zeugnis der Bronzezeit

22.10.2014, 17:35 Uhr
Zeugnis der Bronzezeit

© Florian Eckl

„Was machen die da eigentlich und warum dauert das solange?“ Diese Fragen stellten sich in den vergangenen Monaten viele Spardorfer, als sie auf der Buckenhofer Straße am Neubaugebiet vorbeigefahren sind. Archäologische Untersuchungen sollen dort angeblich durchgeführt werden – was aber genau gesucht wird war den meisten unklar, schließlich erwartet man in Spardorf weder Dinosaurier-Skelette noch vergrabene Goldschätze.

Für den Laien waren die Arbeiten daher eher unter der Kategorie „Zeitverschwendung“ einzuordnen, schließlich ruhte die Baustelle seit Beginn der Untersuchungen schon für gut ein Jahr. Doch die entdeckten Funde sind viel interessanter als man eigentlich denkt – denn vermutlich stammen sie aus dem Ende der Bronzezeit vor rund 3000 Jahren.

Jan Peterek vom Archäologiebüro Reve, das als eine von drei Firmen im Gebiet mit den Ausgrabungen beauftragt wurde, war überrascht von der relativ dichten Befundlage in Spardorf West. So eine Menge habe man zu Beginn nicht erwartet.

Die Hauptfunde sind Reste einer Siedlung aus der Urnenfelderzeit, die sich am Hang lang nördlich des Waldes erstreckte. Merkmale dieser Zeit war die Holzständerbauweise der Hütten, bei der Holzpfosten tief in die Erde gegraben wurden. Heute zeigt sich dies als dunklere Erdflecken oder Kohleresten im Boden.

Der bisher außergewöhnlichste Fund ist ein ungefähr vier Zentimeter großer Anhänger mit zwei nebeneinander gebohrten Löchern. „Das ist ein sehr seltenes Relikt – bislang habe ich keine ähnlichen Parallelen dazu gefunden“, sagte Jan Peterek.

In späteren Kulturen gab es diese Artefakte zwar häufiger, allerdings sind diese größtenteils aus Bronze und nicht wie hier aus fein-kieseligen Sandstein gefertigt. Archäologisch stellt dieser Anhänger daher eine große Besonderheit dar.

Prof. Roman Koch und sein Kollege Prof. Werner von Gosen vom Geozentrum Nordbayern wurden auf die Ausgrabungen aufmerksam, als in den EN berichtet wurde, dass in Spardorf ein Steinbruch des hochwertigen Rhätsandsteins entdeckt wurde.

An die Theorie, dass Steine aus dem Steinbruch für den Bau des Erlanger Schlosses benutzt wurden, glaubt Koch jedoch nicht. Interessant war für die Wissenschaftler aber, dass sich der gefundene Steinbruch über eine große, ebene Fläche erstreckt.

Alte Scherben entdeckt

Die Besonderheit dabei ist, dass man sonst größtenteils nur Wandflächen des Sandsteines zur Verfügung hat, die aber nicht leicht zu untersuchen sind, weil die Flächen meistens schwer zu erreichen sind. „Dieser Steinbruch ist eine tolle Sache, die man ganz selten hat. Am liebsten würde ich ein Museum darüber bauen, weil es so schön ist“, freute sich Prof. Roman Koch.

An der Analyse des Sandstein lassen sich nämlich auch Rückschlüsse auf die Klimaveränderung schließen: „Den Klimawandel kann man erst erkennen, wenn man analysiert, wie es früher war.“ Doch genau dort, wo sich der Sandsteinbruch befindet, entsteht nun ein großes Mehrfamilienhaus.

Die Genehmigungsbehörde für Denkmalpflege des Landratsamts hatte die Baufreigabe am vergangenen Montag gegeben, seit diesem Zeitpunkt an darf der Bauträger den Steinbruch wieder zerstören.

Die ersten Anzeichen, dass Spardorf archäologisch interessant sein könnte gab es schon länger: Ein privater Sammler hatte vor einigen Jahren auf den Äckern alte Scherben gefunden, seitdem wurden in diesem Gebiet auch mehrere Verdachtsflächen ausgeschrieben.

Da diese Flächen nun aber bebaut werden, müssen sie laut dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz vorher archäologisch untersucht werden. Die Kosten hierfür tragen dabei diejenigen, die das mögliche Denkmal zerstören würden, also die Bauherren der neuen Mehrfamilienhäuser des Neubaugebiets.

„Die Untersuchung bedeutet erstmal nichts Positives für die Bauherren, aber nur dadurch kann ein Bewusstsein dafür geschafft werden, wie die Menschen früher gelebt haben“, erklärte Spardorfs Bürgermeisterin Birgit Herbst.

Die gefundenen Gegenstände gehören nach der Analyse und Katalogisierung theoretisch den Grundstückseigentümern, doch der materielle Wert der Relikte lässt sich meist schwer schätzen. Der ideelle Wert ist dafür umso höher einzuschätzen.

Falls die Grundstücksbesitzer sich entscheiden, die Funde der Wissenschaft zur Verfügung stellen, landen die Artefakte in einem Archiv in München oder Nürnberg.

Eine genaue Dokumentation über die Bodendenkmäler veröffentlicht die Behörde außerdem auf ihrer Homepage unter www.blfd.bayern.de.

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