Zu wenig Hinweise auf Erlangens "Kulturschätze"

28.7.2015, 06:00 Uhr
Zu wenig Hinweise auf Erlangens

© Harald Sippel

Das monierte jetzt die Grüne Liste und beantragte, dass sich die Stadt etwas einfallen lassen soll, um auf jene Kulturgebäude „wirkungsvoll und zeitgemäß“ aufmerksam zu machen — nicht zuletzt deshalb, um so höhere Besucherzahlen zu erzielen.

Mit ihrem Anliegen, das im jüngsten Umwelt-, Verkehrs, und Planungsausschuss zur Sprache kam, rannte die Grüne Liste gleichsam offene Türen ein. Denn seitens der Verwaltung wurde unumwunden eingeräumt, dass die „öffentliche Wahrnehmung“ dieser Häuser tatsächlich recht „unbefriedigend und verbesserungsbedürftig“ sei – für Bürger und Touristen gleichermaßen. Zudem wurde aus den beteiligten Ämtern signalisiert, dass es durchaus möglich sei, durch „geeignete Maßnahmen“ die gewünschte öffentliche Wahrnehmung „zu verbessern“ – natürlich sind dabei „individuelle und denkmalverträgliche“ Lösungen zu entwickeln, wie es hieß.

Das stattlich-markante Palais Stutterheim steht ganz oben auf der Liste jener Gebäude, die für Besucher, Ortsunkundige oder auch Neubürger nahezu „unerkannt“ bleiben. Nach der aufwendigen Sanierung und Neueröffnung dieses Prachtbaus passierte in den ersten Jahren schlichtweg nichts: Keinerlei Hinweis über das Haus und was sich in ihm befindet.

Erst mit dem „Pflanzen“ der beiden Stelen in deutlichem Abstand zum Gebäude gab’s einen ersten Hinweis darauf, dass Stadtbibliothek und Kunstpalais im „Stutterheim“ beheimatet sind. Ursprünglich sollten die Stelen direkt vor dem Haus platziert werden. Aus denkmalpflegerischen Gründen wurde das aber abgelehnt.

Natürlich wissen die hier lebenden Erlanger über das Haus Bescheid. Doch aufgrund der hohen Fluktuation in der Hugenottenstadt, auch wegen der vielen Neubürger, Studenten und Gäste müsse jedoch gerade bei diesem Gebäude, das in der Woche von mehreren Tausend Menschen frequentiert wird, der „öffentlichen Wahrnehmung eine besonders hohe Bedeutung beigemessen werden“, meint die Verwaltung. Mit den Stelen wird das allerdings nicht erreicht. Ihr Zusammenhang samt Info-Gehalt wird mit dem „Palais“ „nicht in Verbindung gebracht“, so die Kritik.

Die Stelen kurzerhand näher ans Gebäude rücken und somit einen deutlicheren Bezug herstellen, geht nicht – und zwar aus technischen und verkehrstechnischen Gründen, wie das Stadtplanungsamt erläuterte. Im Untergrund verlaufen haufenweise Leitungen und die Zufahrt Helmstraße muss für Feuerwehr und Rettungsdienst frei bleiben.

Mit schönen bunten Fahnen auf die inneren Qualitäten des Hauses hinzuweisen, wie es auch in der Ausschussrunde vorgeschlagen wurde, kommt auch nicht in Frage – jedenfalls nicht für die Bauaufsicht und den Denkmalschutz. Denn solche Hinweisbanner würden „das herrschaftliche Erscheinungsbild des Gebäudes beunruhigen, wenn nicht sogar wesentlich stören“, wie es unter anderem hieß. Die Vorbehalte sind also groß, eine griffige Lösung nicht in Sicht.

Ähnlich verhält es sich mit dem Theater. Der Schriftzug „das theater erlangen“ ist derzeit der einzig spärliche Hinweis darauf, dass sich hinter den neutralen Fassaden das Markgrafentheater befindet. Und der ist lediglich zu erkennen, wenn man aus der Theaterstraße kommt. Am Theaterplatz selbst besteht nach der brandtechnischen Sanierung keine Möglichkeit mehr, von außen für jedermann sichtbar auf das Theater hinzuweisen.

Auch Leute, die von der Südseite wie auch von der Wasserturmstraße oder aus dem Schlossgarten kommen, können schlicht nicht erkennen, dass sich hier das Theater und der Redoutensaal befinden – selbst wenn sie direkt vor dem Gebäude stehen. Und so laufen sie einfach und ahnungslos am ältesten, noch bespielten Barocktheater Süddeutschlands vorbei.

Für eine deutlich bessere Sichtbarmachung des Theaters wird jetzt unter anderem über Info-Stelen, beleuchtete Schriftzüge, Banner und Schaukästen nachgedacht.

Gleiches gilt auch für das Stadtarchiv im Museumswinkel, das Stadtmuseum, Volkshochschule und andere Kulturgebäude, wo ebenfalls die öffentliche Wahrnehmung doch sehr im Argen liegt.

Birgit Marenbach von der Grünen Liste zeigte sich im Ausschuss einigermaßen „enttäuscht“ von dem, was die Verwaltung zu dem Thema an Lösungen auf den Tisch gelegt hat. Letztlich kam man überein, dass die Runde bei einem gemeinsamen Stadtgang nach der Sommerpause jene Gebäude genauer beäugen wird, um schließlich eine allseits vertretbare Lösung zu finden.

1 Kommentar