Zwischen Erlangen und Besiktas herrscht Flaute

21.9.2018, 10:00 Uhr
Zwischen Erlangen und Besiktas herrscht Flaute

© Bernd Böhner (Archivfoto)

Die Protagonistin eines Films über den Istanbuler Stadtteil und Gastgeberin bei vielen Bürgerreisen nach Besiktas, Mualla Mezhepoðlu, ist wohl eine der besten Zeitzeuginnen, die man für die Geschichte dieser so hoffnungsfroh gestarteten Partnerschaft finden kann. Sie hat die Anfänge einer Partnerschaft zwischen zwei sehr verschiedenen Welten mitbekommen – hier die eher überschaubare Universitäts- und Siemens-Stadt Erlangen, dort ein ungleich größerer Stadtteil einer Millionenmetropole mit zahlreichen Wolkenkratzern großer Banken über dem Bosporus.

Was lange Zeit zu einer lebendigen "Bürgerpartnerschaft" hätte werden können (und gute praktische Ansätze wie lebendige Schulpartnerschaften verwirklichte), war eigentlich einem Zufall geschuldet: Während einer internationalen Bürgermeister-Tagung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem im Jahr 2000 lernte Erlangens OB Siegfried Balleis den damaligen Bürgermeister von Beþiktaþ, Yusuf Namoglu, kennen.

Daraus entwickelte sich ein Kontakt, der im November 2003 zum Abschluss einer Partnerschaft führte. Wichtigster "Geburtshelfer" war dabei der aus Istanbul stammende ehemalige SPD-Stadtrat Ruhi Teksifer, langjähriger Ausländerbeirats-Vorsitzender und heute Ehrenbürger von Beþiktaþ.

Der nachfolgende türkische Oberbürgermeister Ismail Ünal entpuppte sich ebenfalls als weltoffenes Stadtoberhaupt, das der Partnerschaft positiv gegenüber stand und zahlreiche Kontakte ermöglichte – darunter auch Erlangen-Besuche von Redakteuren und Kolumnisten großer türkischer Tageszeitungen, die Erlangen auch auf der asiatischen Seite des Bosporus bekannt machten.

Als ausgesprochen fruchtbar erwies sich der Kontakt nach Istanbul auf der Kulturebene. Zahlreiche Künstlerinnen aus Istanbul – darunter die bekannte Gruppe "Istanbul sieben" – besuchten Erlangen, Erlanger Künstler fuhren im Gegenzug nach Istanbul und hinterließen sogar – wie der Tennenloher Dieter Erhardt – Spuren in Besiktas. Die renommierte Istanbul Kunst-Biennale zog zahlreiche Besuchergruppen aus Erlangen an, ebenso wie die vitale Kunst- und Atelierszene in der Stadt an der Nahtstelle zu Asien.

Und zwei Konferenzen zu Frauenrechten im Kontext der Menschenrechte – eine in Besiktas, eine in Erlangen – sind noch in lebhafter Erinnerung. Zumal: Ein Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt trägt den Namen "Istanbul Konvention" und dient seitdem als Orientierungshilfe für Frauenrechte.

Sinnfälligster Ausdruck der Partnerschaft in Erlangen ist der Besiktas-Platz (am Neuen Markt). Und in der türkischen Partnerstadt hat man im Gegenzug Erlangen einen höchst attraktiven Park gewidmet. "Erlangen Parki" steht in weißen Lettern auf blauem Grund am Eingang eines Parkes im Schatten der modernen Skyline von Besiktas.

Und natürlich sollte man den Partnerschaftsverein Erlangen-Besiktas (ErBes) nicht vergessen, der – heute unter der Führung von Michael Greißel, vorher unter Ruhi Teksifer – zumindest von Erlanger Seite aus versucht, das kleine Flämmchen Partnerschaft meist über die Kunstschiene am Leben zu erhalten.

Das wird zum Jubiläum am Samstagabend wenigstens der türkische Vize-Konsul Mesut Doðan würdigen.

ZIm Lesesaal des Stadtarchivs (Luitpoldstraße 1) liest anlässlich des 12. Besiktas-Divan Mualla Mezhepoðlu aus ihrem Buch "Das Gestern endet im Kalender – Die Geschichte einer Familie, die zur Republik Türkei steht". Am Samstag, 22. September, gibt es ab 20.30 Uhr im Redoutensaal Erlangen ein Freundschaftsfest mit Musik der Notis Band und Oguzhan Haznedar aus Besiktas.

 

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