Zwischenzeugnisse: Erlanger Schulen kritisieren Notensystem

15.2.2019, 16:02 Uhr
Zwischenzeugnisse: Erlanger Schulen kritisieren Notensystem

© Archivfoto: Tobias Tschapka

Einige Schüler haben möglicherweise stundenlange Gespräche mit ihren Eltern vor sich, weil die Noten nicht wie erhofft ausgefallen sind. Doch das ist nicht überall so. "Ich bin sehr froh, mich an so etwas nicht beteiligen zu müssen", findet Sandra Schumacher (46), Schulleiterin der Erlanger Montessori-Schule. An ihrer Schule kennt man keine Noten. Denn die Schule setzt auf Eigeninitiative und individuelle Stärken statt auf Notendruck. "Noten werden dem Menschen und seiner Leistung nicht gerecht", meint auch der Leiter der Waldorfschule Erlangen, Rudolf Stierhof (53). Dass Schüler ohne Notendruck weniger Lernbereitschaft mit sich bringen, bestreiten indes beide.

Eine Bewertung der Schüler bleibt an den Schulen trotzdem nicht aus. Nur würde Schumacher das eher als Rückmeldung und nicht als Bewertung bezeichnen. Zu dieser Rückmeldung gehören zum einen die Selbstreflexion der Kinder und zum anderen Lernentwicklungsgespräche, in denen die Schüler, zusammen mit einem Lehrer, ihren Eltern erklären sollen, was sie gelernt haben.

Laut Schumacher haben auch viele Lehrer das deutsche Schulsystem satt und wollen auf eine Schule ohne solches Bewertungssystem wechseln. Der Lehrer Nicolas Schmidt vom Emmy-Noether-Gymnasium hat sich bereits Anfang der Woche im Gespräch mit den EN gegen Noten im Unterricht ausgesprochen.

Obwohl beide Schulleiter für eine komplette Abschaffung der Noten stehen, kommen sie ganz "ohne" auch nicht aus. Staatliche Abschlüsse wie das Abitur, die mittlere Reife oder den Hauptschulabschluss können nur unter Verwendung der Noten eins bis sechs absolviert werden. Deshalb gibt es an der Waldorfschule spätestens ab der 11. Klasse Noten, auf der Montessori-Schule ab der 9. Klasse.

"Die Umstellung auf Noten ist für unsere Schüler aber kein Problem, da sie nicht plötzlich, sondern nach und nach kommt", erklärt Stierhof. Laut den beiden Schulleitern bestehen im Schnitt mindestens genauso viele ihrer Schüler die Abschlussprüfungen wie Schüler staatlicher Schulen.

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