Zwölf Äthiopier lernen in Adelsdorf schwimmen

24.7.2016, 15:00 Uhr
Zwölf Äthiopier lernen in Adelsdorf schwimmen

© Foto: Niko Spörlein

Die Baiersdorferin Andrea Müller, Koordinatorin beim Unterstützerverein „Hand in Hand“, hatte diesen zehn Einheiten dauernden Kurs auf die Wege gebracht und fand auch Sponsoren, die die Kurse finanzieren. Man habe von der Schwimmschule eine Ermäßigung erhalten, auch Unterstützung vom Kreisjugendring, dem Amt für Familie am Landratsamt erhalten und der Verein „Hand in Hand“ gibt selbst einen Obolus dazu.

Das Engagement von Müller und ihrem Helferteam geht gleichwohl viel weiter — Deutschkurse werden angeboten, die jungen Flüchtlinge werden bei Behördengängen begleitet, bei der Schul- und Arbeitsplatzsuche, nicht zuletzt helfen die Helfer auch bei der Suche nach Wohnungen, wenn das Asylverfahren erfolgreich beendet sei.

Zwölf Äthiopier im Alter zwischen 18 und 22 Jahren tummeln sich im Hallenbad, sie besuchen aber auch seit Februar Berufsintegrationsklassen an den Berufsschulen in Herzogenaurach und in Höchstadt, die irakischen Flüchtlinge werden in Integrationskursen mit der deutschen Kultur vertraut gemacht, die Äthiopier besuchen Deutschkurse an den Volkshochschulen und am Berufsbildungszentrum.

Die Deutschkurse zeigen schon Erfolge, denn der 20-jährige Batre Shugute kann sich schon einigermaßen gut verständigen, ist quasi der Sprecher seiner Landsleute, die in Adelsdorf von der Pike auf schwimmen lernen. Dass Erwachsene, Kinder und Jugendliche hierzulande nicht schwimmen können, sei absolut kein Phänomen unter den afrikanischen Flüchtlingen, meinte Anton Bär, der Geschäftsführer der gleichnamigen Schwimmschule.

Nachgewiesenerweise könnten dies in Deutschland 34 Prozent nicht, würden es einfach nicht mehr lernen. Bär und seine Assistentin haben noch die nächsten Wochen alle Hände voll zu tun, müssen die jungen Leute erst mit dem Element vertraut machen, hernach, soweit ist man im Adelsdorfer Schulhallenbad schon, werde die Beinarbeit direkt am Beckenrand geübt, die Koordination von Beinen und Händen.

Prompt verteilte Bär die bekannten „Schwimmnudeln“, um den bisherigen Erfolg schon beweisen zu können. „Schwimmen ist genauso schwierig wie die deutsche Sprache“, meinte Shugute am Beckenrand. Der nächste Schritt im Lehrschwimmbecken wird das Schwimmen mit dem „Schwimmgürtel“ sein, betonte der Lehrmeister. Damit sei der Auftrieb nicht mehr so sehr wie bei den Schwimmnudeln.

Die Bemühungen von Andrea Müller und ihren Helfern fruchten indessen. Zwei junge Äthiopier treten im September eine Ausbildung in Baiersdorfer Betrieben an, ein weiterer besucht ab September die Fachoberschule; ein Iraker, so Müller, habe sich sogar an der TH in Nürnberg beworben. Zudem habe „Hand in Hand“ für alle jungen Heranwachsenden Hospitationsplätze in Betrieben der Umgebung gefunden.

Große Unterstützung

Als nächstes, berichtete die ehrenamtliche Koordinatorin, stehe in Baiersdorf der Bau eines Fahrradunterstandes an, damit die gespendeten Fahrräder nicht mehr im Regen stehen müssten. Übrigens: Mit Schwimmen alleine ist die Freizeitgestaltung der Asylbewerber nicht abgetan, man habe schon beim Baiersdorfer Krenlauf mitgemacht, nehme Fahrradunterricht bei der Polizei, manche sogar nahmen schon bei einem Klettertraining des Deutschen Alpenvereines teil.

Die Flüchtlingshelfer von Baiersdorf, so Müller, könnten sich nicht wegen mangelnder Unterstützung der Bevölkerung beklagen, die sich immer wieder mit Geld- und Sachspenden an sie wenden. Nochmals zurück zum Schwimmkurs im Adelsdorfer Schulhallenbad: Jenes Lehrschwimmbecken eigne sich wie kein anderes in der Umgebung, um den Leuten die ersten Schwimmzüge beizubringen, meinte Anton Bär.

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