Chaos in Kitas: 3000 Erzieher in Bayern streiken

8.4.2015, 14:52 Uhr
In Erlangen gingen 75 Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße, um für gerechte Bezahlung zu protestieren.

© Anestis Aslanidis In Erlangen gingen 75 Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße, um für gerechte Bezahlung zu protestieren.

Hunderte kommunale Kitas in Bayern sind am Mittwoch geschlossen geblieben. Mehr als 3000 Beschäftigte folgten einem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft Verdi und legten ihre Arbeit nieder. Die meisten von ihnen waren Erzieherinnen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi sprach von einer "erfreulichen Beteiligung".

Verdi und die Bildungsgewerkschaft GEW fordern eine bessere Eingruppierung - und damit Bezahlung - von bundesweit 240.000 Kinderpflegern, Erziehern und Sozialarbeitern in kommunalen Einrichtungen. Deshalb hatten sie zur zweiten Warnstreikrunde in kommunalen Kindertagesstätten aufgerufen. Auch in anderen Bundesländern wurde gestreikt.

Ein Schwerpunkt lag, wie bereits bei den vergangenen Streiks, auf Nürnberg. Dort blieben 112 der insgesamt 140 städtischen Kindertagseinrichtungen geschlossen. Außerdem öffneten Einrichtungen in Fürth, Erlangen, Ansbach, Lauf, Schwaig und Cadolzburg nicht.

In Erlangen ließ Ver.di-Vorsitzender Roland Hornauer vor den 75 Streikenden keinen Zweifel daran, dass es die Gewerkschaft diesmal ernst meint.

Im Landkreis Forchheim blieben die Kitas in Kauernhofen und Bammersdorf geschlossen. Zehn Prozent mehr Gehalt wären mehr als angemessen, schließlich hätten Erzieherinnen einen "Managerjob", sagte die Leiterin des Kindergartens Kauernhofen, Monika Kaiser, bei einem Informationsggespräch der städtischen Kindertagesstätten.

Auch bei den Lebenshilfen Nürnberg, Nürnberger Land und Roth/Schwabach sowie der Behindertenwerkstatt Noris Inklusion wurde die Arbeit niedergelegt. Im Freistaat waren zudem München, Augsburg und Regensburg betroffen.

Der Streik am Mittwoch ist vielleicht nur der Anfang: Familien in ganz Deutschland müssen sich möglicherweise auf wochenlange Streiks in den Kitas einstellen. Die kommunalen Arbeitgeber lehnten eine bessere Bezahlung für Erzieher schlicht ab und leugneten jeglichen Handlungsbedarf, sagt Verdi-Chef Frank Bsirske.

Wenn dies so bleibe, steuere man auf eine scharfe Konfrontation zu. Derzeit, so Bsirske, seien die Tarifpartner weiter auseinander als bei den Verhandlungen 2009. Und damals sei zwölf Wochen lang gestreikt worden. Eine so lange Streikzeit will der Nürnberger Gesamtelternbeirat Kita auf jeden Fall verhindern und drängt vor dem Streik der Erzieherinnen auf "eine rasche und wohlwollende Einigung von Verdi und Stadt Nürnberg".

Nach Angaben der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (KAV) bedeuten die Forderungen von Verdi für die häufigste Gehaltsgruppe ein Gehaltsplus von 21 Prozent. Die nächste Tarifrunde steht am Donnerstag in Düsseldorf an.

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