Erstmals seit 150 Jahren: Wolfsjunge in Bayern geboren

4.8.2017, 16:34 Uhr
Durch Bayern streifen wieder Wolfsjunge - erstmals seit 150 Jahren. (Das Symbolbild zeigt Kanadische Wölfe im Berliner Zoo)

© Britta Pedersen Durch Bayern streifen wieder Wolfsjunge - erstmals seit 150 Jahren. (Das Symbolbild zeigt Kanadische Wölfe im Berliner Zoo)

Dass sich der Wolf in Bayern wieder niederlässt, war für Experten nur eine Frage der Zeit. Immer wieder wurden Tiere in der Nähe des Truppenübungsplatzes im oberpfälzischen Grafenwöhr gesehen, mittlerweile reichen die Sichtungen bis in den November vergangenen Jahres zurück. Experten erwarten, dass die Wölfe dort ein Rudel bilden - doch genau das ist jetzt anderswo in Bayern passiert.

Am Freitag meldete das Landesamt für Umwelt: Im Bayerischen Wald tappten gleich drei Jungtiere in eine Fotofalle. Es sei der erste Nachweis von Jungwölfen in freier Wildbahn seit fast 150 Jahren im Freistaat - eine kleine Sensation. Eine, die Sprengkraft birgt, denn die Rückkehr des Wolfes ist nicht unumstritten. Besonders Schäfer fürchten ihn, im Nürnberger Land etwa riss ein Raubtier ein Kamerunschaf. "Kein Geld der Welt kann mir den Verlust ersetzen", sagte die Halterin damals entsetzt.

"Nur so hat der Wolf in Bayern eine echte Chance"

Für Naturschützer ist die erste Wolfs-Geburt seit über einem Jahrhundert eine positive Nachricht. Der Bund Naturschutz (BN) jubelt - nimmt aber auch die Politik in die Pflicht. Bayern müsse Landwirte dringend beim Herdenschutz fördern, sie beim Bau von Elektrozäunen unterstützen. "Nur so können Konflikte vermieden werden", sagt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner, "und nur damit hat der Wolf auch zukünftig eine echte Chance in Bayern." 

Dass der Wolf zurückkehrt, sei seit Jahren absehbar gewesen, sagt der BN. Vorbereitet ist der Freistaat trotzdem nicht, kritisieren die Naturschützer. Der sogenannte "Wolfs-Managementplan Stufe 2" beinhalte eben jene Fortpflanzungserfolge wie im Bayerischen Wald nicht, auch beim Herdenschutz hapert es. "Das alles könnte es längst geben, wir fordern das seit Jahren", sagt Wolfs-Experte Christian Hierneis vom BN. "Die Staatsregierung hat jedoch jahrelang nichts getan und heizt damit mögliche Konflikte noch an."

An neuen Maßnahmen feilt das bayerische Umweltministerium derzeit. Ein Förderprogramm sei in Arbeit, fürs erste rate man Nutzhierhaltern ihre Tiere über Nacht einzustallen oder mit Elektro-Zäunen von mindestens 90 Zentimetern Höhe zu sichern. "Auch der Einsatz von Herdenschutzhunden kann eine geeignete Vorsorgemaßnahme sein", heißt es aus dem Ministerium.

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