Es wird heiß: Das ist neu in Windsheims Freilandmuseum

24.4.2018, 05:03 Uhr
Es wird heiß: Das ist neu in Windsheims Freilandmuseum

© Foto: Martin Müller

Bis auf glühend heiße 900 Grad will Museumsrestaurator Dieter Gottschalk den neuen Kalkofen hochfeuern. So heiß muss der Jurakalk aus Gräfenberg werden, damit die Steine später weiterverarbeitet werden können.

20 Ster Holz werden Gottschalk und seine Kollegen dafür verbrennen. Von Dienstag bis Samstag müssen sie Tag und Nacht nachschüren, die Temperatur mit Messsonden kontrollieren und mit Keramikplatten hochschlagende Flammen zu- und Lüftungsschächte aufdecken. So heiß wird der Kalkofen in dieser Zeit, dass kein Besucher sich nähern könnte. Am Sonntag jedoch kühlen die Steine schon langsam wieder ab und die Gäste können einen Blick in den Ofen werfen.

"Durch den Kalkofen können wir künftig alle historischen Baustoffe herstellen, die früher produziert wurden", verdeutlicht Museumsdirektor Herbert May. Im feurigen Eck rund um die Ziegelei versammeln sich auch ein Ziegel- und ein Gipsofen.

"Im Bereich Bauen werden wir damit autark", stellt Gottschalk fest. Die Materialien werden nicht nur für Ausbesserungen benötigt, sondern etwa auch für das historische Badhaus aus Wendelstein, das derzeit im Museum wiederaufgebaut wird.

"Kalk ist antiseptisch" 

Die Kalksteine verlieren im Ofen 44 Prozent ihres Gewichts sowie zehn Prozent ihres Volumens und werden sehr brüchig. Das gebrannte Material kann zu Mörtel gemischt oder zu Sumpfkalk weiterverarbeitet werden, den Kirchenmaler verwenden, um Fresken zu restaurieren.

Früher wurden Ställe damit geweißelt, und auch die verrußten Küchenwände wurde einmal im Jahr mit frischem Kalk bedeckt. "Kalk ist antiseptisch. Die Küchen waren danach wieder klinisch rein" erklärt Gottschalk. Industriell gebrannter Kalk werde dagegen nie so hochwertig, da er sehr viel Schwefel enthalte.

Künftig Passagierfahrten?

Neben dem neuen Kalkofen haben die Museumsleute einen kleinen Steinbruch inszeniert. Dafür wurden aus Unterfranken mehrere, bis zu 14,3 Tonnen schwere Muschelkalkbrocken herbeigeschafft. "An der Stelle stand vorher schon ein Derrickkran etwas verloren herum — jetzt hat er endlich eine Aufgabe", sagt May.

Direkt beim Steinbruch wurden auf einem kurzen Stück Gleise verlegt. Dort wird am Sonntag eine Feldbahn mit mehreren Loren hin- und hertuckern und so veranschaulichen, wie früher Abraum transportiert wurde.

"Es ist denkbar, dass die Strecke in Zukunft verlängert wird und dass dann auch mal Fahrten mit Passagieren möglich sein werden",wagt Museumsdirektor Herbert May noch den Blick in die weitere Zukunft.

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