eTicket, App und Co.: Welche Daten nutzt der VGN?

11.4.2018, 07:47 Uhr
Auf der Internetseite des VGN befindet sich seit 2003 ein Online-Shop, in dem man Tickets kaufen kann. Aber auch Handy-Tickets sind seit 2007 im Angebot - und künftig wohl auch das E-Ticket.

© Nina Müller Auf der Internetseite des VGN befindet sich seit 2003 ein Online-Shop, in dem man Tickets kaufen kann. Aber auch Handy-Tickets sind seit 2007 im Angebot - und künftig wohl auch das E-Ticket.

Daten in der Abo-Verwaltung

Daten werden von den Verkehrsbetrieben und -verbünden schon seit Jahrzehnten erhoben. "Ende der 1980er haben wir im großen Stil mit der Abo-Verwaltung begonnen. Dafür braucht man natürlich persönliche Daten und Bankdaten", erklärt Thomas Seyfried, Bereichsleiter Verkauf bei der Nürnberger VAG und zuständig für das Kundendatengeschäft.

Als im Jahr 2003 der VGN-Online-Shop eingeführt wurde, änderte sich einiges. Nun konnte auch mit Kreditkarte gezahlt werden. "Für den Systembetrieb und das Clearing brauchen wir externe Dienstleister. Die Zahlungsdaten werden deshalb nicht direkt bei uns gespeichert", betont Seyfried. Die Zahlungen laufen über die Deutsche Verkehrsbank.

Handy-Ticket seit 2007

Das Handy-Ticket wurde im Jahr 2007 im VGN eingeführt. Der VGN macht mit dieser Sparte einen Umsatz von einer Million Euro im Monat und verkauft mehr als eine Million Handy-Tickets im Jahr. Bei den Tagestickets und Einzelfahrscheinen haben sie einen Anteil von etwa acht Prozent aller verkauften Fahrkarten.

Zwar müssen sich die Kunden für das Handy-Ticket registrieren, trotzdem können VGN und VAG aus ihren Fahrkartenkäufen keine Bewegungsprofile erstellen. "Wir kennen ja nur die Produkte, die verkauft werden, nicht Start- und Zielpunkt oder Zeitpunkt der Fahrt. Wir wissen zum Beispiel, dass ein Ticket mit Preisstufe 5 gekauft wurde. Wo genau der Kunde damit gefahren ist, wird nicht erfasst", erklärt Seyfried.

VGN-App auf dem Handy

Wer die VGN-App nutzt, um herauszufinden, was die schnellste Verbindung zur Arbeit, zum Club-Spiel oder zum Kino-Besuch ist, profitiert davon, dass Start- und Ziel-Punkt vergangener Suchen gespeichert bleiben. So kann man die aktuellen Verbindungen für häufig genutzte Routen schneller aufrufen.

"Die Daten werden nur auf dem Handy selbst gespeichert, nicht auf einem zentralen Server", betont Klaus Deschamps, Abteilungsleiter Märkte und Absatz beim VGN. In Zukunft durchaus möglich wäre aber eine App, in der man sich auf verschiedenen Geräten mit seinem Passwort anmelden kann. Dann könnte man etwa auch auf den Handys des Partners oder des Kollegen seine persönlichen Verbindungsfavoriten nachschauen. "Dann könnten die Daten natürlich nicht mehr nur auf dem Gerät gespeichert werden, sondern müssten auch im Hintergrund gespeichert werden", sagt Deschamps.

eTicket vor dem Start

Der klassische Verbundpass aus Papier soll in den kommenden Jahren verschwinden. Zunächst sollen die Jahresabos durch E-Tickets in Chipkartenform ersetzt werden.

Der klassische Verbundpass aus Papier soll in den kommenden Jahren verschwinden. Zunächst sollen die Jahresabos durch E-Tickets in Chipkartenform ersetzt werden. © Ralf Rödel

Beim Handy-Ticket soll im VGN noch lange nicht Schluss sein. Das neueste Projekt ist das eTicket, eine Chipkarte, die zunächst die Jahreskarten in Papierform ersetzen soll. Eine erste Testphase mit 100 Abo-Kunden ist abgeschlossen. "Das System läuft stabil, es funktioniert. So gut, dass die Kunden ganz enttäuscht waren, dass wir nach der Testphase wieder alle Karten einziehen mussten", meint VAG-Verkaufsbetriebsleiter Thomas Seyfried.

Noch jedoch seien einige technischen Nachsteuerungen möglich. Wann das eTicket tatsächlich eingeführt wird, ist deshalb noch unklar. Einstweilen wird schon einmal eine "Machbarkeitsstudie eTarif" in Auftrag gegeben.

Werden Fahrgäste, die mit einem eTicket unterwegs sind, kontrolliert, müssen die Karten elektronisch ausgelesen werden. "Es wird aber nicht festgehalten, wo kontrolliert wurde. Es können keine Bewegungsprofile damit erstellt werden. Außerdem ist nur das Medium mit einer Nummer registriert, nicht aber der Name des Kunden", erläutert Seyfried.

Nutzung von Mobilfunkdaten

Es gibt Überlegungen bei vielen Verkehrsverbünden, künftig anonymisierte Daten von Telefondienstleistern zu nutzen, also Bewegungsmuster von Mobiltelefonen. Durch diese erfahren die Verkehrsbetriebe, wie viele Menschen sich zu welcher Zeit auf welchen Wegen bewegen, können diese Bewegungen aber nicht mit konkreten Personen in Verbindung bringen.

Befragungen und Verkehrszählungen sind dagegen deutlich aufwendiger und liefern relativ unzuverlässige Daten. "Wir sind natürlich sehr daran interessiert, das für unsere Kunden optimale Angebot bereitzustellen. Momentan entwickeln wir sicher noch das ein oder andere an der Nachfrage vorbei", räumt Seyfried ein.

Pilotprojekt "Park & Ride 4.0"

Der VGN will in einem Pilotprojekt ein System entwickeln, das Pendlern freie Park&Ride-Plätze an Bahnhöfen anzeigt. Die Infos sollen über internetfähige Navigationsgeräte abrufbar sein. Begonnen wird das Projekt an der S-Bahnlinie 4 zwischen Ansbach und Nürnberg zunächst mit vier Bahnhöfen. Momentan gilt Mitte 2019 als realistischer Starttermin.

Ob die belegten Parkplätze mittels Infrarot, Magnetfeldern, Sensoren, Ultraschall oder Kameras erfasst werden, steht noch nicht fest, bei der Ausschreibung kann der VGN keine Technologie ausschließen. "Wir werden die Kriterien aber so formulieren, dass keine personenbezogenen Daten erhoben werden können", betont Dirk Domhardt, Leiter der VGN-Verkehrsplanung.

Abschied vom Papierfahrschein

Noch kann man mit Bargeld an Fahrkartenautomaten zahlen. Doch die Zukunft gehört Handy- und E-Ticket. Der Papierfahrschein wird langsam verschwinden.

Noch kann man mit Bargeld an Fahrkartenautomaten zahlen. Doch die Zukunft gehört Handy- und E-Ticket. Der Papierfahrschein wird langsam verschwinden.

"Wir begeben uns auf den Weg hin zu einem elektronischen Fahrgeldmanagementsystem", unterstreicht Thomas Seyfried. Letztendlich soll es mit dem eTicket möglich sein, sich nicht nur im VGN-Raum, sondern bundesweit fortzubewegen. Im VGN-Raum wird zunächst das Jahresabo konsequent umgestellt, dieses gibt es bald nur noch als Chipkarte.

Klaus Deschamps, VGN-Abteilungsleiter Märkte und Absatz, verdeutlicht das Dilemma, in dem der Verkehrsverbund momentan noch steckt: "Wir führen immer wieder neue Angebote ein, die der Kunde will, können alte Angebote aber noch nicht abschaffen. Das bereitet uns wirtschaftliche Schwierigkeiten. Bis zu einem gewissen Grad sind wir natürlich bereit, diese zu tragen, aber irgendwann wird es eben komplett unrentabel."

So wie die vielen ehemaligen Ticket-Verkaufsstellen schon längst verschwunden sind, werden wohl auch die Fahrkartenautomaten eines Tages Geschichte sein. "Altbewährte Dinge gibt es irgendwann eben nicht mehr – oder nicht mehr in der Qualität wie früher", verdeutlicht Seyfried.

Zukunft des Datenschutzes

Ab dem 25. Mai 2018 gilt die neue Datenschutz-Grundverordnung, die das Europäische Parlament im Jahr 2016 verabschiedet hat. Sie stärkt die Rechte der Verbraucher und verpflichtet Unternehmen zu mehr Transparenz. "Ich gehe davon aus, dass dann auch die Autoindustrie kräftig nachbessern muss", meint Oliver Rothe, Konzerndatenschutzbeauftragter der Städtischen Werke Nürnberg.

"Wir wollen maximale Transparenz bieten. Der Kunde will wissen, was mit seinen Daten passiert", sagt Deschamps. "Bei den Menschen ist die Sensibilität für das Thema Datenschutz gerade in den vergangenen Monaten enorm gestiegen", sagt Rothe. Seit die neue Grundverordnung verabschiedet ist, habe das Thema auch in den Unternehmen noch einmal einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Auch die Dokumentation ist deutlich umfangreicher geworden.

Schutz vor Hacker-Angriffen

"Wir haben jede Nacht Leute, die unsere Firewalls auf Löcher abscannen. Bisher zum Glück ohne Erfolg", erzählt Deschamps. Was die Angreifer genau im Schilde führen, kann natürlich niemand sagen.
"Wir haben aber den Vorteil, dass das VAG-Rechenzentrum bei der N-Ergie angesiedelt ist. Weil diese kritische Infrastruktur betreut, ist das System besonders gut abgesichert, davon profitiert die ganze VAG" betont Rothe. Auch weniger sensible Daten genießen damit denselben Schutz wie die Leitstelle.


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