Experten uneinig: Sind entlaufene Wölfe gefährlich oder nicht?

10.10.2017, 08:54 Uhr
Die entlaufenen Wölfe des Nationalparks Bayerischer Wald sorgen für Uneinigkeit zwischen den Experten.

© dpa/ Alexander Heinl Die entlaufenen Wölfe des Nationalparks Bayerischer Wald sorgen für Uneinigkeit zwischen den Experten.

Nach dem Ausbruch von sechs Wölfen aus einem Gehege im Bayerischen Wald rät der Wildbiologe Ulrich Wotschikowsky zu Gelassenheit. "Die gucken Menschen vielleicht neugierig an, aber angreifen tun sie nicht", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Ob die flüchtigen Wölfe an Menschen gewöhnt seien oder nicht, könne man nicht beurteilen. Zwar hätten sie regelmäßig Kontakt zu Menschen. "Da sie ihr Futter aber nicht aus der Hand, sondern über den Zaun bekommen, sind sie nicht futterkonditioniert." In Amerika beispielsweise würden Wölfe von Menschen auch direkt gefüttert, da könnten sie durchaus nach der Hand schnappen.

Nationalparkleiter Franz Leibl hatte zuvor gewarnt, die Wölfe seien "nicht scheu und nähern sich den Menschen". Das sei ein typisches Verhaltensmuster. Gehegewölfe würden Menschen mit Futter assoziieren und dieses Verhalten auch nie vollständig ablegen. Daher stellten sie "über kurz oder lang ein Problem" dar.

Tierschützer raten zur Gelassenheit

"Selbst wenn Tierparkwölfe an ihre Pfleger gewöhnt sind, reagieren sie auf fremde Menschen scheu", entgegnete die Tierschützerin Brigitte Sommer vom Verein Wolfsschutz Deutschland. Die entlaufenen Tiere verglich sie mit gehaltenen Wolfshunden, die flüchteten, wenn sie bei Spaziergängen fremden Menschen begegneten. "Es gibt ja auch Menschen, die Wölfe halten, da ist das auch so", sagte sie.

Die sechs Wölfe waren in der Nacht zum Freitag aus ihrem Gehege bei Lindberg entkommen, weil das Tor offen stand. Unbekannte Täter sollen das Gehege geöffnet haben, wie die Polizei am Montag mitteilte. Einer der flüchtigen Wölfe wurde am Sonntag erschossen, ein anderer kurz nach dem Ausbruch von einer Regionalbahn erfasst und getötet.

Vier der Tiere waren am Montag weiter flüchtig. Nach Auskunft des Nationalparks ist einer jedoch nahe Buchenau (beide Landkreis Regen) gesichtet worden. Ein weiterer soll sich im angrenzenden Tschechien befinden. Der Park ist seit Montag wieder regulär geöffnet. Bestimmte Bereiche werden aber gesichert.

 

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