Falkner beim Burggrabenfest: "Eulen sind keine Kuscheltiere"

10.9.2017, 05:52 Uhr
Falkner beim Burggrabenfest:

© Fotos: Katharina Wasmeier

Die Vögel, die der 44-Jährige für gewöhnlich auf der Hand trägt, sind fünf- bis zwanzigmal so groß, haben spitze Klauen und kräftige Schnäbel, zwischen die sie nichts lieber wollen als den sprichwörtlichen Spatz. Dass die Raubvögel, mit denen der Würzburger Falkner seit gut 20 Jahren arbeitet, vor allem aber intelligente, kraftvolle und magische Wesen sind, davon können sich Besucher des "Burggrabenfestes" auch am Sonntag noch überzeugen.

Hier nämlich, ganz hinten in Richtung Vestnertorgraben, hat Jochen Rösner sein Quartier bezogen. Der selbstständige Falkner ist bereits zum achten Mal dabei im Burggraben, das ganze Jahr über ist er europaweit auf Flugvorführungen – im Sommer zumindest. Im Winter, sagt "Joe", da geht es auf die sogenannte "Beizjagd", eine "normale Jagd", nur dass der Jäger geflügelt ist und die Beute nach seiner Façon erlegt. "Ein Steinadler", sagt der Falkner, der mit zehn seiner 20 Tiere nach Nürnberg gereist ist, "reißt Hasen, Füchse oder auch Rehe" – bei eine Flügelspannweite von 2,20 Metern durchaus vorstellbar. Ganz so groß ist Thorin nicht. Aber der zwei Kilo schwere Steppenadler "ist ja auch noch ein Baby", sagt der Falkner, und dass er Thorin dabei hat, damit der sich ein bisschen gewöhnen kann ans Showbiz.

Jochen Rösner kennt seine Tiere gut, hat viel zu erzählen über artgerechte Haltung, wie viel "Ausflug" so ein Raubvogel wirklich braucht - oder ob er nicht in Wahrheit auch nur Faulpelz ist, der gar nicht so viel fliegen will, wenn er nicht dringend Futter suchen muss. Auch darüber, dass der Nürnberger Burggraben nicht so geeignet ist für seine Falken, da die dortige Thermik den Tieren beste Voraussetzungen bietet, um ungewünschte Erkundungstouren zu unternehmen.

"Sie sind hochintelligent"

Dass "das Band zwischen Mensch und Vogel gigantisch" ist, sieht man schnell, wenn man den Falkner und seine Tiere im Umgang miteinander beobachtet. So lässt sich Steppenadler Thorin seelenruhig das Gefieder duschen, das nach der langen Reise ein wenig ramponiert aussieht.

"Hugin", einer von zwei Kolkraben, putzt sich ganz alleine raus. "Diese Tiere sind hochintelligent", weiß Rösner und erzählt von Tieren, die Schlösser knacken und Handtaschen ausrauben, nachdem sie beobachtet haben, wie der Mensch das so macht.

Um Kunststückchen und Zirkus geht es bei der Falkner-Show aber keineswegs, sondern primär darum, "das große Vertrauensverhältnis zu zeigen"; zu sehen, wie ein Wildtier wegfliegt und immer wieder zurückkommt zu seinem "Joe", der bei aller Liebe trotzdem immer einen dicken ledernen Schutzhandschuh trägt. "500 Kilogramm auf den Quadratzentimeter" Kraft kann beispielsweise der Europäische Uhu "Mo" mit den Klauen aufbringen. Das will man nicht an den Händen haben, schon gar nicht, wenn der "Terzel", also der männliche Greifvogel ein bisschen schlechte Laune hat und sich mächtig aufplustert. Wer auf den Menschen fehlgeprägt ist, also ihn für einen Artgenossen oder Partner hält, der "lahnt", erklärt Rösner – ein lautstarkes Betteln um Futter.

Und auch wenn sie gerne als solche dargestellt werden: "Eulen sind keine Kuscheltiere", stellt Rösner klar. So sind auch "Matilda" und "Titus", die beiden Fleckenuhus, stets "mit Respekt zu behandeln" und wie alle anderen Vögel mit einem Zaun vor all zu forschen Besuchern geschützt. Sehen kann man die Tiere heute beim Burggrabenfest natürlich schon – um 13 und um 17 Uhr gibt es eine Flugshow.

Das ganze Programm für den Sonntag findet sich unter www.burggrabenfest.de

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