Fall Peggy: DNA von NSU-Terrorist Böhnhardt am Fundort

13.10.2016, 21:23 Uhr
Fall Peggy: DNA von NSU-Terrorist Böhnhardt am Fundort

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Diese Information, die zuerst der Nordbayerische Kurier in Bayreuth veröffentlichte, bestätigten am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Presseerklärung das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft in Bayreuth.

Jedoch stünden die Ermittlungen ganz am Anfang, hieß es. Der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt, das bayerische Kriminalamt und die thüringische Polizei seien in die Ermittlungen eingebunden. "In welchem Zusammenhang diese DNA-Spur gesetzt wurde, wo sie entstanden ist und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy K. steht, bedarf weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen, die derzeit geführt werden", heißt es in der Mitteilung von Leitendem Oberstaatsanwalt Herbert Potzel und Polizeisprecher Jürgen Stadter. Die DNA-Spuren sollen an einer Decke gefunden worden sein.

Das neunjährige Mädchen verschwand am 7. Mai 2001 auf dem Nachhauseweg von der Schule in Lichtenberg im Landkreis Hof. Zehn Jahre lang saß ein heute 38-jähriger, geistig behinderter Mann wegen des angeblichen Mordes an Peggy in der Psychiatrie, bis er im Jahr 2014 nach einem spektakulären Wiederaufnahmeprozess von dem Schuldvorwurf freigesprochen wurde.

Anfang Juli 2016 fand ein Pilzsammler Knochen in einem Waldstück  bei Rodacherbrunn in Thüringen nahe an der oberfränkischen Grenze. Kurze Zeit später teilten die Ermittler mit, dass es sich um die Gebeine der kleinen Peggy handelte. Bei mehrfachen Durchsuchungen des Geländes fand man nach Informationen der Nürnberger Nachrichten Kleidungsstücke und auch die Uhr des Mädchens. Ramona Hoyer, die Anwältin von Peggys Mutter Susanne Knobloch, zeigte sich am Donnerstagabend überrascht: Sie erfuhr erst von der NN-Redaktion über die Spur zur NSU.

Nie war bisher eine Verbindung zu der Mordserie der NSU-Terrorgruppe gezogen worden. Böhnhardt hatte sich mit seinem Komplizen Uwe Mundlos im Sommer 2011 das Leben genommen. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Beate Zschäpe – als einzige Überlebende des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds.

Untersuchungsausschuss will ungeklärte Fälle prüfen lassen 

Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses haben entsetzt auf die Nachricht vom Fund von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt am Fundort des Skeletts der ermordeten Peggy reagiert.

Sie verwiesen auch darauf, dass im ausgebrannten NSU-Wohnmobil Kindersachen gefunden worden seien, deren Herkunft bis heute unklar ist. Die Linke-Obfrau des Ausschusses, Katharina König, forderte am Donnerstag, nun müsse es einen Abgleich der DNA von Böhnhardt sowie der DNA der weiteren mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Beate Zschäpe mit allen ungeklärten Fällen geben, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien.

Zudem sei aus ihrer Sicht derzeit völlig offen, ob der Münchner NSU-Prozess gegen Zschäpe so weitergehen könne wie bisher. 


Fall Peggy: Chronik einer einzigartigen Kriminalgeschichte


 

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