Feuerwehrschule Würzburg: In diese Halle passt ein Hochhaus

22.5.2017, 05:47 Uhr
77 Meter lang, 31 Meter hoch: In dieser Halle lassen sich nahezu alle erdenklichen Einsatz-Szenarien durchspielen.

© Stefan Hippel 77 Meter lang, 31 Meter hoch: In dieser Halle lassen sich nahezu alle erdenklichen Einsatz-Szenarien durchspielen.

Frankens Freiwillige Feuerwehren haben nun weltweit einmalige Übungsbedingungen: Bei der Feuerwehrschule Würzburg wurde eine Übungshalle mit gigantischen Ausmaßen errichtet. Sie ist 77 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 31 Meter hoch. Sogar ein neunstöckiges Hochhaus findet darin Platz.

Entworfen haben das Gebäude die Star-Architekten Gerkan, Marg und Partner, die etwa auch die markanten Fußballstadien in Kapstadt und Warschau oder den Berliner Hauptbahnhof erdacht haben.

Hier sollen die bayerischen Feuerwehrleute fit machen für die Brandbekämpfung. Dafür bekommen sie in dem Gebäude praktisch alles geboten, was sie auch in der Realität antreffen können: ein neunstöckiges Hochhaus, ein Geschäftshaus mit Arztpraxis, Labor und Großraumbüro, dazu eine Spedition, eine Tiefgarage, ein Einfamilienhaus. Ein Waschmaschinenraum im Keller kann geflutet werden, ein begehbares Kanalsystem durchzieht die Halle.

"Bis Ostern 2017 war die Ausbildung sehr theoretisch und fand in Lehrsälen statt. Man konnte höchstens mal Planspiele an Modellspielplatten machen", sagt Roland Demke, Leiter der Feuerwehrschule Würzburg. 

Nun soll nicht nur in Würzburg, sondern in ganz Deutschland die Feuerwehrausbildung komplett umgestellt werden, überall sollen Übungshallen und -gelände entstehen. Würzburg ist der Vorreiter. Und Demke als Vorsitzender der Projektgruppe der Länder zu Feuerwehr-Dienstvorschriften bundesweit für die Modernisierung der Ausbildung zuständig. 

Echter Gefahr sind die Feuerwehrleute bei den Übungen in Würzburg nicht ausgesetzt. Der Rauch ist durch medizinisches Weißöl erzeugt und völlig unbedenklich, die Flammen werden von LED-Lichtern simuliert, der Lärm kommt vom Band. "Hier sollen die Entscheidungsprozesse der Einsatzleiter trainiert werden. Da kommt es nicht darauf an, dass es 1000 Grad hat", betont Demke.

In Würzburg trainieren die Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehren aus ganz Franken und Nordschwaben. Zwei weitere Feuerwehrschulen versorgen das restliche Bayern. Insgesamt sollen in die drei Schulen innerhalb von zehn Jahren 250 Millionen Euro investiert werden.

Und auch in Würzburg ist noch nicht Schluss. Nach der 32 Millionen Euro teuren Übungshalle wird dahinter schon weitergegraben. Bis 2019 sollen unter anderem eine Tankstelle, ein Bauernhof mit Silo-Anlage, ein Gasflaschenlager und ein durch eine Explosion verwüstetes Haus entstehen. Neben den 150 Szenarien in der Halle sollen hier Dutzende weitere möglich werden. 

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