"Flugzeugabsturz": Schock nach Tornado in Bayern sitzt tief

15.5.2015, 16:32 Uhr
Die Aufräumarbeiten in Affing laufen auf Hochtouren - die Solidarität in Bayern ist nach dem Tornado hoch.

© dpa Die Aufräumarbeiten in Affing laufen auf Hochtouren - die Solidarität in Bayern ist nach dem Tornado hoch.

Einen Tag danach sieht es in Affing noch immer wie auf einem Schlachtfeld aus. Auf einer Breite von 150 Metern sind in der Ortschaft Dachstühle abgedeckt, Ziegel liegen auf der Straße. Ein Herr von Helfern beseitigt die Trümmer. Wie für fast alle Anwohner kam der Tornado für den Bauern Reimund Lechner an Christi Himmelfahrt völlig überraschend.

"Das hat höchstens acht bis zehn Sekunden gedauert und sich angehört wie ein Flugzeugabsturz", sagt der 80-Jährige am Freitag noch sichtlich bestürzt. Eine Anwohnerin erzählt: "Bei uns hat der Sturm Dachziegel durchs Fenster geschlagen. Mein Kind und ich hatten Glück, dass wir nicht verletzt wurden."

Insgesamt hat die Windhose 30 Häuser, teilweise bis auf die Grundmauern, zerstört. Ein Dutzend Häuser sind nicht mehr bewohnbar. Landrat Klaus Metzger (CSU) ist noch immer schockiert vom Ausmaß der Verwüstung. Anerkennend betont er, dass sofort Heerscharen von Helfern im Einsatz waren. Insgesamt räumen auch am Freitag noch mehr als 300 Menschen Schutt, Trümmer und umgestürzte Bäume zur Seite.

"Kaum geht die Sonne auf, waren unsere Helfer schon da"

Koordiniert werden die Aufräumarbeiten aus einem roten Zelt im Ortsteil Gebenhofen. Hier ist Bernd Burghard der Chefkoordinator. Er schickt Bagger und Lastwägen zu den am meisten betroffenen Anwohnern. Zusätzlich verteilt er die freiwilligen Helfer. Sein Handy läutet im Minutentakt. Hier wird eine Motorsäge gebraucht, dort bietet jemand Dachplatten an, um die Löcher in den Dächern notdürftig zu verschließen. "Kaum geht die Sonne auf, waren unsere Helfer schon da", lobt er die Solidarität.

Durch den kleinen 600-Seelen-Ort Gebenhofen rattern am Freitag pausenlos Traktoren, Radlader und schwere Räumfahrzeuge. Freiwillige Helfer bringen Verpflegung. Ein Besitzer eines Getränkemarktes aus dem Nachbardorf liefert palettenweise Getränke für die Helfern. Die Anwohner stehen größtenteils noch unter Schock. Erst langsam begreifen sie, dass der Sturm sie in ihrer Existenz getroffen hat. So wie Helmut Winter. Der 67-Jährige sagt: "Ich habe einen Schaden von 30 000 Euro. Das zahlt keine Versicherung. Da bist' fertig."

Staatsregierung verspricht schnelle Hilfe

Allein für den besonders betroffenen Landkreis Aichach-Friedberg rechnet Landrat Klaus Metzger (CSU) mit einem Schaden von mindestens 40 Millionen Euro. Bayerns stellvertretende Ministerpräsidentin Ilse Aigner (CSU) ist an den Unglücksort gereist und verspricht schnelle Hilfe: «Wir werden das im Kabinett behandeln». Zwar glaubt sie, dass die normale Gebäudeversicherung für die Schäden aufkommt.

Doch die Staatsregierung will das Thema trotzdem angehen.

In Rom sagt Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) Rande seines Italien-Besuchs: "Wir reden über die Situation, über die möglichen Konsequenzen und mögliche Hilfen." Darauf hoffen jetzt die Bürger von Affing.

Keine Kommentare