Winterdienst in Forchheim: Beheizte Wege statt Salz?

30.1.2021, 07:10 Uhr
Winterdienst in Forchheim: Beheizte Wege statt Salz?

© Foto: Stefan Hippel

Sie rücken nicht nur aus, wenn es Flocken schneit, sondern bereits dann, wenn die Temperatur in den Frostkeller sinkt.

Die Winter in den vergangenen drei Jahren fielen im Vergleich zu heuer kaum ins Gewicht. Jährlich 300 Tonnen Salz hat die Stadt gebraucht. Dass dieser Winter ein anderer – wenn auch normaler – ist, zeigt sich auch an dieser Zahl: Bisher hat die Stadt 500 Tonnen Salz verstreut und der zuständige Bauhofleiter Klaus Bartosch hat 100 Tonnen nachbestellt, die am Montag eintreffen. Noch sind 200 Tonnen im Lager.

"Der Winter ist noch nicht vorbei"

"Dieser Winter ist noch nicht vorbei, weitere Einsätze sind durchaus denkbar", sagt Referatsleiter Walter Mirschberger. Es ist kein Zufall, dass Forchheim annähernd so viel Salz wie wintererprobte Gemeinden in Oberbayern verbraucht. Der Grund: In unseren tiefen Lagen wechselt die Temperatur häufiger zwischen Plus und Minus, erklärt Bartosch.

Noch streut Forchheim Salz auf den Asphalt. Reine Sole, wie sie der Landkreis bereits verwende, wäre eine Alternative, sei aber in der Umstellung sehr kompliziert, so Bartosch. "Dafür braucht man auch andere Streufahrzeuge. Ganz vom Salz kommt man nicht weg." Vorteil der Sole: Ist Schnee oder Glätte angekündigt, kann sie bereits im Voraus versprüht werden. "Sie bleibt auf der Straße haften. Eisregen hat nicht gleich die Chance, so schnell anzufrieren. Das Trockensalz fliegt weg, wenn ein Auto vorbeifährt."

Schnee setzt Telefonkette in Gang

Wochenweise sei ein verantwortlicher Mitarbeiter für die Koordination der Einsätze bestimmt. Dieser ordnet telefonisch den jeweils erforderlichen Umfang eines Winterdiensteinsatzes an. Der reiche von geringer Glatteisbildung bis zu ergiebigem Schneefall oder extremer Glätte, so Mirschberger.

Der verantwortliche Einsatzleiter entscheidet, wo gestreut werden muss und aktiviert Mitarbeiter. Schlägt der Winter stark zu, komme es zum so genannten Volleinsatz. Dann werden die Kollegen in Bereitschaft telefonisch zum Einsatz benachrichtigt, so Mirschberger.

Auch der Herbst ist gefährlich

In diesem Winter waren vor allem nicht geräumte Radwege ein Ärgernis. NN-Leser berichteten mehrfach von schneebedeckten und eisigen Abschnitten entlang des Kanals nach Baiersdorf. Die Wege, für die die Stadt zuständig ist, seien meist gut geräumt oder gestreut gewesen, jedoch endeten die freigeräumten Wege nach der Stadtgrenze plötzlich im Schnee. Das für überregionale Wege zuständige Staatliche Bauamt Bamberg hat auf NN-Nachfrage zugesagt, die Wege künftig im Einklang mit der Stadt zu räumen, damit ein Fahrradweg durchgängig befahrbar ist, egal über welche Zuständigkeitsgrenzen er verläuft.


Kommentar: Radfahrer leben gefährlich im Landkreis Forchheim


Radfahrer sollten bestenfalls von den Grenzen zwischen Stadt und Bauamt nichts sehen. Das wünscht sich auch Forchheims Bürgermeisterin Annette Prechtel (FGL). In ihr Ressort fällt das Thema Rad. "Im Regelbetrieb muss es so sein, dass Hauptverkehrsradwege genau so wie Straßen geräumt werden müssen". Sie sagt aber auch: "Wenn es dauerschneit, kommen wir auch nicht mehr hinter."

Dass von Schnee, Split und im Herbst von Laub freie Radwege wichtiger werden, liege daran, dass immer mehr Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen. Ein Trend, den auch das Bundesverkehrsministerium sieht. Es ist ein Aspekt der Verkehrswende, die besonders bei den Grünen im Stadtrat auf der Liste oben steht. "Die Sauberkeit und Sicherheit auf Radwegen ist ganzjährig ein Thema", sagt Prechtel. "Ich werde vermehrt ein Auge darauf haben, dass man das Thema wichtig nimmt."

Das alles ist mit viel Arbeit verbunden – wofür man mehr Maschinen und möglicherweise Personal braucht. Die Bürgermeisterin will zusammen mit dem Bauhof überprüfen, welche wichtigen Radstrecken im Stadtgebiet existieren. "Es geht gerade um die Wege, die zu den großen Arbeitgebern führen und neuralgische Strecken und Brücken, die schnell überfrieren." Prechtel denkt, nicht am Anfang zu stehen: "Wir haben zwar Entwicklungspotenzial, aber sind schon gut hinterher."

Forchheim hält sich an den Vorgaben aus Berlin

Ohnehin halte sich Forchheim an die Empfehlungen des Bundesverkehrsministeriums, sagt Walter Mirschberger. Das Ministerium bewertet Radwege wie Fahrbahnen, "und daher existieren für sie die gleichen gesetzlichen Winterdienstpflichten wie für Straßen". Auf verkehrswichtigen Strecken gilt eine Streupflicht. Zumindest das Hauptradwegenetz sollte deshalb bei Schnee und Eis geräumt werden.

Noch ist der Fahrradverkehr in Forchheim im Winter überschaubar. Dass die Entscheidung für das Rad nicht vom Wetter abhängen muss, zeigt der Blick in verschiedene Städte skandinavischer Länder. Selbst bei winterlicher Witterung seien dort deutlich mehr Fahrradfahrer als in Deutschlands Kommunen unterwegs. In Hannover habe sich gezeigt, dass Solelösungen für sicherere Radwege sorgten und gegenüber dem Streusalz Kosten gespart werden. In den Niederlanden oder in Finnland werden laut Ministerium beheizbare Fahrradwege getestet, mit Restwärme einer nahgelegenen Fabrik.

Über beheizte Radwege hat sich Forchheim noch nicht unterhalten, so Mirschberger. Das braucht es vielleicht nicht: "Wir haben viele positive Rückmeldungen von Radfahrern erhalten. Und Jogger rund um die Sportinsel berichten von gut geräumten Wegen."

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