"Massiver Widerstand" gegen Bebauungsplan am Lindenanger in Kirchehrenbach

19.3.2021, 18:28 Uhr
Wo jetzt noch Wiese ist, sind zehn Wohnhäuser mit drei Vollgeschossen und je fünf Wohneinheiten geplant. Ringsum gibt es nur Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Anwohner sind gegen die Pläne und befürchten erhöhtes Verkehrsaufkommen.

© Stefan Hippel Wo jetzt noch Wiese ist, sind zehn Wohnhäuser mit drei Vollgeschossen und je fünf Wohneinheiten geplant. Ringsum gibt es nur Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Anwohner sind gegen die Pläne und befürchten erhöhtes Verkehrsaufkommen.

„Das zerstört das Bild des Lindenangers komplett“: Die Anwohner im Lärchenweg und in der Föhrenbergstraße in Kirchehrenbach sind verärgert über den Bebauungsplan am Lindenanger. Sie legen Einspruch ein. Denn „wir haben jede Menge Bedenken“, sagt Peter Klement auch im Namen der anderen Anwohner.
„Bei den vielen Einheiten werden Verkehr und Lärm so zunehmen“, sagt Klement, der mit seiner Frau vor einem Jahr aus Forchheim hierher gezogen ist. Lkw mit Anhänger hätten außerdem keine Wendemöglichkeit. „Wie sollen hier in einem Ernstfall Rettungswagen zurechtkommen?“, fragt ein Anwohner, der seit 20 Jahren hier lebt. Die Kritik richtet sich auch gegen die Anzahl der Geschosse, der Wohnparteien und den Umgang mit Grünflächen.


Um was geht es genau? Ein einheimischer Investor besitzt am Lindenanger sieben von zehn Bauplätzen. Der ursprüngliche Bebauungsplan stammte aus den 1970er Jahren. Der aktualisierte wurde vom Bamberger Ingenieurbüro Höhnen & Partner vorgelegt. Es sollen auf der Wiese zehn Wohnhäuser mit je fünf Wohneinheiten und drei Vollgeschossen entstehen. Statt einer Ringstraße soll es zwei Stichstraßen geben. „Hier sind ringsherum nur Ein- und Zweifamilienhäuser. Ein dreigeschossiger Bau und dann noch am Hang und so schicke Loftwohnungen, das passt hier überhaupt nicht her“, sagt eine Anwohnerin, die seit 30 Jahren hier lebt. „Dann haben wir auch alle nur noch Schatten im Garten.“

Ausmaße der "zehn Wohntempel" sorgen für Verwunderung

Die Ausmaße der „zehn Wohntempel“, wie sie im Gemeinderat genannt wurden, sorgen bei den Anwohnern für Verwunderung. „Unser Dorfcharakter soll erhalten bleiben. Wir wollen keine Anonymität wie in der Stadt. Ich hoffe, die Gemeinde will das Beste für die Siedlung“, sagt ein Mann, der hier seit 30 Jahren sein Haus hat. „Ich befürchte, dass hier Familien aus Weilersbach abgeworben werden sollen“, vermutet eine Anwohnerin.

Die Anlieger wären für eine Ringstraße zwischen Lärchenweg und Föhrenbergstraße. Sie war als preisgünstigere Variante im Gespräch. Laut Ingenieurbüro würde zu viel Fläche für den Verkehr verbraucht, zudem hätten zwei Eigentümer eingesperrte Grundstücke. „Die Ringstraße würde den Durchgangsverkehr halbieren“, sagen die Anlieger. Im Gemeinderat wurde die Erschließung über den Lärchenweg favorisiert. Die Föhrenbergstraße würde verlängert und einen Wendehammer erhalten. Damit wären die letzten drei Bauflächen Richtung Pretzfeld erschlossen. Jedoch müsste alter Baumbestand gefällt werden.

Positionspapier gegen Baumfällung

„All das hier käme weg. Das wäre so schade, das ist ein Paradies für Insekten“, sagt ein Anwohner, der seit 20 Jahren hier lebt. Zwölf Anlieger im Lärchenweg sprachen sich in einem Positionspapier bereits gegen die Fällung aus. Sie fürchten die Ausdünnung der Artenvielfalt und die Last des Durchgangsverkehrs.
Im Dezember waren die Pläne Thema im Gemeinderat. Auch die Befürchtungen der Anwohner kamen zur Sprache, unter anderem, dass bei gerechnet 380 Fahrzeugbewegungen am Tag eine Verkehrslawine zu erwarten sein könnte. SPD-Rat Siegfried Adami teilt die Sorgen der Anwohner. Er stimmte als Einziger gegen den Bebauungsplan, den Aufstellungs- und Auslegungsbeschluss. Die Zustimmung erfolgte mit 12:1, zwei SPD-Räte waren wegen persönlicher Beteiligung ausgeschlossen.

„Nirgends so eng bebaut“

„Nirgends ist in Kirchehrenbach so eng bebaut, wie es dort geplant ist“, sagt Adami. Auch seien keine Gehwege vorgesehen. „Da haben Fußgänger keinen Schutz.“ Er teilt die Sorgen der Anwohner, auch bei der Baumfällung: „Das ist schon fast ein kleines Biotop da oben.“ Der Investor habe finanzielle Interessen, meint Adami: „Aber die Planungshoheit hat immer noch die Gemeinde.“ Seiner Meinung nach liegt beim von den Planern angenommenen Verkehrsaufkommen ein Rechenfehler vor. „Das will ich im Gemeinderat auch ansprechen.“ Die Anwohner wollen teilnehmen, wenn die Einsprüche behandelt werden, haben aber kein Rederecht: „Das ist in der Gemeindeordnung generell so geregelt“.

Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) wollte sich auf NN-Nachfrage nicht äußern, weil sie gerade Urlaub hat. „Bei jedem Baugebiet gibt es Widerstand“, sagt Zweiter Bürgermeister Michael Knörlein (CSU) und fügt hinzu: „Aber so massiven Widerstand wie am Lindenanger gibt es nicht bei jedem.“ Bis Montag, 22. März, könne jeder schriftlich Einspruch einlegen und diesen per Post an die Verwaltung schicken oder in der VG abgeben. Im April oder im Mai werden die Einsprüche laut Knörlein voraussichtlich im Gemeinderat behandelt. „Wir werden sie genau sichten und über jeden einzeln entscheiden.“

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