Forchheim: Verwirrung um Quarantäne

23.3.2021, 06:00 Uhr
Forchheim: Verwirrung um Quarantäne

© Foto: Eduard Weigert

Am Montagmorgen die überraschende erste Wende: Statt wie berichtet 27, müssen nun nur 25 Personen für zehn Tage zuhause bleiben. Die anderen zwei Personen haben, wie auch die 25 weiteren Personen – darunter Stadträte, Besucher und Medienvertreter – an einer Ausschusssitzung des Stadtrates am Dienstag teilgenommen, in der ein im Nachgang positiv getestetes Stadtratsmitglied saß. Alle Teilnehmer der Sitzung trugen eine FFP2-Maske und saßen im vorgeschriebenen Abstand an jeweils eigenen Tischen.

Für 25 Personen ordneten die Gesundheitsämter Forchheim und Bamberg eine zehntägige Quarantäne an. Sie haben die Teilnehmer als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft. Für die anderen zwei Personen – Mitarbeiter der Forchheimer Stadtverwaltung – gilt die Quarantäne nicht. Das hat wiederum das Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt entschieden. Es hat die betroffenen Teilnehmer wegen der getragenen FFP2-Maske und des Abstandes zueinander als Kontaktpersonen der Kategorie 2 eingeordnet. Nicht etwa das Forchheimer Amt ist für alle betroffenen Personen zuständig, sondern jeweils das Gesundheitsamt des jeweiligen Landkreises, in dem die jeweilige Person ihren Wohnsitz hat.

Zunächst zur Arbeit

Am Montag hat das deshalb in der Stadtverwaltung zu der Situation geführt, dass Forchheimer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Quarantäne von zuhause arbeiteten, während andere Kollegen, die ebenfalls in der betroffenen Sitzung waren, wie gewöhnlich ihren Arbeitsplatz vor Ort aufsuchten.

Im Laufe des Montags und unserer Recherche dann die zweite Wende: Das Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt hat seine Entscheidung korrigiert und die zwei betroffenen Personen nachträglich doch in Quarantäne geschickt. "Sie hatten die Anordnung erhalten, den Arbeitsplatz bis 14 Uhr zu räumen", erklärt Kirschstein im Gespräch mit den NN. Auch das Landratsamt Forchheim bestätigt die Wende. Das zuständige Landratsamt Erlangen-Höchstadt selbst, wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Aus "datenschutzrechtlichen Gründen" wie es hieß. Eine erneute Nachfrage blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

"Auf Nummer sicher"

Die drei Gesundheitsämter Bamberg, Forchheim und Erlangen-Höchstadt haben über den Infektionsfall gemeinsam beraten, sagt ein Sprecher des Forchheimer Landratsamtes. "Unser Gesundheitsamt geht lieber auf Nummer sicher", heißt es aus Forchheim. "Es hat sich gezeigt, dass trotz dieser Maßnahmen (Abstand, FFP2-Maske, Anm. d. Red.) schon mal Infektionen stattgefunden haben", sagt der Sprecher. "Wenn andere Ämter das großzügiger sehen, müssen die es verantworten." In Bayern dürfen Gesundheitsämter nach eigenem Ermessen die Kontaktpersonen in Kategorien einteilen.

Kirschstein bezweifelt, dass nach diesem Vorfall künftig die notwendige Anzahl an Stadträten bei Sitzungen zusammenkommt, um Beschlüsse fassen zu können. Die einfache Mehrheit ist notwendig. Schließlich müssten die Stadträte trotz FFP2-Maske befürchten, bei einem Infektionsfall im Rat in Quarantäne zu müssen. Das habe für die Räte berufliche Folgen. Kein Verständnis für die "strenge" Auslegung im aktuellen Fall hat der OB deshalb, weil er von Landrat Ulm einst die Information erhalten habe, dass FFP2-Masken vor einer Quarantäne schützen. "Das erschien stimmig und logisch."

Im Landratsamt schätzt man die Auswirkung einer Quarantäne-Maßnahme auf die Arbeit der Kommunen als gering ein. "Das lähmt maximal 14 Tage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man diesen Zeitraum nicht abwarten kann", sagt Frithjof Dier, zuständig für kommunale Angelegenheiten. "Wenn es mehrfach passiert, ist es natürlich nicht unproblematisch."

Sitzung an frischer Luft

Kirschstein will dem Risiko aus dem Weg gehen. Am Montag hat er sich mit seinen Bürgermeisterkollegen Udo Schönfelder (CSU, ebenfalls in Quarantäne) und Annette Prechtel (FGL) auf eine Freiluftsitzung am Montag im Pausenhof der Ritter-von-Traitteur-Schule geeinigt. Mit gewahrtem Abstand soll nur ein Tagesordnungspunkt behandelt werden: Hybridsitzungen.

Zwei Drittel der Stadträte müssen für diese virtuelle Sitzungen stimmen, damit sie möglich werden. Seit Mittwoch sind diese Bild-und-Ton-Versammlungen möglich in Bayern, so Dier. Der/die Bürgermeister/in muss im Sitzungssaal anwesend sein, die restlichen Stadträte können zugeschaltet werden. Jeder muss jeden sehen können. Die virtuelle Teilnahme der Räte ist freiwillig.

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