43 Jahre an der Pfeife sind genug

12.8.2014, 11:00 Uhr
43 Jahre an der Pfeife sind genug

© Foto: Franz Galster

Mit 14 Jahren schloss sich Ulrich Wiesheier der Fußballjugend beim benachbarten SV Bieberbach an. In seinem Heimatort Geschwand gab es noch keinen Verein. Kurz darauf wechselte der heute 69-Jährige zur SpVgg Obertrubach, spielte dort im Herrenbereich nach seiner Station beim TSV Gräfenberg, der im damaligen Kreisoberhaus, der A-Klasse, zu Hause war. 1970 zählte Wiesheier zu den Gründungsmitgliedern des TSV Geschwand, damals noch in Gemeinschaft mit dem TSC Bärnfels.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, wenn er an das erste Punktspiel gegen Kühlenfels denkt: „Mit 1:18 gingen wir sang- und klanglos unter. Ich schoss unser erstes Tor in der Vereinsgeschichte, aber es war in diesem Spiel eine Randnotiz.“ Zehn Jahre später übernahm Wiesheier für zwei Jahre den TSV-Vorsitz, in dessen Amtszeit der Sportheimbau fiel.

Ab 1971 legte Wiesheier die Schiedsrichterprüfung in der zur Erlanger Gruppe gehörenden Untergruppe Fränkische Schweiz ab. „Ich habe mich manchmal über Schiedsrichterentscheidungen geärgert, da wollte ich es besser machen“, erklärt Wiesheier seinen Antrieb. Schon nach drei Monaten pfiff er sein erstes Spiel in der B-Klasse (heute Kreisklasse). „Da kam es dann vor, dass ich um 13.30 Uhr ein Spiel der Reserve leitete und hinterher noch mit meiner eigenen Mannschaft als Spieler antrat“, so Wiesheier. Mit 37 Jahren hängte er seine Fußballschuhe schließlich an den Nagel, assistierte dafür als Linienrichter über 20 Jahre in der Bezirks- und Landesliga.

Im DFB-Pokal an der Linie

Absoluter Karrierehöhepunkt war für den Geschwander 1979 ein Einsatz an der Seitenlinie im DFB-Pokal. Der Chef des Gespanns, Manfred Dörfel, gehörte zu dieser Zeit zur Elite der deutschen Bundesliga-Schiedsrichter. In den 90er Jahren fungierte Wiesheier als Schiedsrichterbeobachter im Bezirk und pfiff noch in der Kreisklasse. Vor 15 Jahren übernahm er das Amt des Kassier der Schiedsrichtergruppe Fränkische-Schweiz. „In 43 Jahren fehlte ich ganze zwölf Mal bei den monatlichen Pflichtsitzungen“, sagt Wiesheier, der die Aufgaben seiner Ehrenämter stets mit Stolz und Enthusiasmus anging und für seine Verdienste im Verein und der Schiedsrichtergruppe zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Mit dem 2:1 des TSV Neuhaus gegen Röttenbach II hing Wiesheier an Pfingsten 2014 auch die Pfeife endgültig an den Nagel. Sportlich beschränkt sich das Urgestein aus der Fränkischen Schweiz im Seniorenalter auf regelmäßiges Laufen und Radfahren.

Nachdenklich wird Wiesheier hinsichtlich des fehlenden Nachwuchses bei den Schiedsrichtern: „Ich denke, es würden sich noch genug für diese Tätigkeit begeistern. Aber der Ton von Seiten mancher Zuschauer ist erheblich rauer geworden und mancher Funktionär bewertet die Leistung des Unparteiischen eben immer aus seiner Vereinsbrille. Ein junger Neuling steckt diese stete Kritik nicht so leicht weg.“ Bei älteren Kollegen hat Wiesheier Verständnis, dass sie sich den gestiegenen formalen Aufwand mit der Einführung des Elektronischen Spielberichtsbogens nicht mehr antun wollen. Der Geschwander, der auf eine Schiedsrichterlaufbahn mit Bekanntheit über den hiesigen Kreis hinaus zurückblicken kann, kam in seinen Spielen immer gut aus und auch an.

Der Fußball wird Ulrich Wiesheier nicht mehr loslassen. Bei den Heimspielen seiner Geschwander ist er Dauergast.

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